Signatur: BStU, MfS, AIM, Nr. 16377/84, Bl. 31-33
IM "Jupp" war eine wichtige Quelle für die Stasi in Ingolstadt. 1983 erhielt er den Auftrag, die Grenze zwischen der BRD und Österreich auszuforschen.
Die 1966 errichtete und 1997 für den Öltransport stillgelegte Pipeline Central European Line (CEL) endete in Ingolstadt. Die DDR-Staatssicherheit hatte in den 1970er- und 80er-Jahren ein großes Interesse an dieser Leitung und an Raffinerien wie ERIAG. Mehrere Inoffizielle Mitarbeiter waren mit dem Auskundschaften beauftragt. Die Stasi war an Informationen zur Infrastruktur aus strategischen Gründen interessiert. Auch über die politischen Debatten im Westen Anfang der 80er Jahre wollte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) etwas erfahren.
IM "Jupp" war in diesem Zusammenhang eine wichtige Quelle für die Stasi in Ingolstadt. In der vorliegenden "Treffkonzeption" für eine Zusammenkunft mit dem Informanten am 14. Juni 1983 in Ost-Berlin sind der genaue Ablauf und die geforderten Inhalte, die er liefern sollte, dokumentiert. Als neuen Auftrag erhielt "Jupp" unter anderem die Aufgabe, die Grenze zwischen der BRD und Österreich auszuforschen.
Abteilung IV/1
Referat 2
Berlin, 1. 6.1983
rw-st
Bestätigt:
Leiter der Abteilung IV
[Unterschrift]
Feustel
Oberst
Treffkonzeption
für den IMS "Jupp", Reg.-Nr. XV 4372/62
Treffort: Berlin, KO "Flieder"
Treffzeit: 14.06.1983, 09:00 – 20:00 Uhr
Teilnehmer: Hptm. Ristow
Der Treff findet planmäßig statt. Der IM "Jupp" bestätigt per GS-Brief den Trefftermin. Die Reise nach WB/Berlin erfolgt zum "Besuch der Stieftochter".
Zielstellung
1. Bericht des IM über Reise- und Kotrollverlauf sowie Übernachtung in WB
2. Berichterstattung zum letzten Auftrag vom 07.03.1983 "Aufklärung zur Erdölpipeline CEL" u.a. Aufträge
3. Einweisung und Diskussion über einige aktuell-politische Ereignisse und Instruierung des IM, Treffvereinbarung
Ablauf und Inhalt
Der IMS wird um 09:00 Uhr am Vortreffort: "Jägerklause" aufgenommen, gemeinsam wird das KO aufgesucht. Falls der IM GS-Aufzeichnungen mitführt, die zum Treff ausgewertet werden müssen, sind diese einem Genossen des Referates SR E zu übergeben, um diese Information vom IM erläutern und einordnen zu lassen.
zu 1.
Vom IM ist ein mündlicher Bericht über die Bahnreise BRD – WB, die Abfertigung bei den Grenzkontrollen und zur Übernachtung in WB zu erstatten. Bei wesentlichen Problemen ist ein schriftlicher Bericht zu erarbeiten.
zu 2.
Der IM hat schriftlich über die Realisierung der Aufklärung zum Teilabschnitt der Erdölpipeline CEL (Holzheim - Ingolstadt) zu berichten.
Aufklärung hatte innerhalb des MfS unterschiedliche Bedeutungen: Sie wird zur Bezeichnung des Tätigkeitsbereiches der Auslandsspionage verwendet, die überwiegend von der HV A getragen wurde, die teilweise auch kurz als Aufklärung bezeichnet wird. Darüber hinaus findet der Begriff Verwendung bei der Bezeichnung von Sachverhaltsermittlungen (Aufklärung eines Sachverhalts) und von Überprüfungen der Eignung von IM-Kandidaten (Aufklärung des Kandidaten).
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
Quelle war eine zentrale IM-Kategorie der Hauptverwaltung A. Als Quelle wurden im sogenannten Operationsgebiet tätige inoffizielle Mitarbeiter bezeichnet, die in der Lage waren, an geheime Informationen über Aktivitäten und Absichten sowie Ressourcen und interne Lagebedingungen gegnerischer Einrichtungen zu gelangen.
Es wurden zwei Typen von Quellen unterschieden:
Zuletzt besaß die HV A (einschließlich der ihr nachgeordneten Abteilungen XV der BV) in der Bundesrepublik und Westberlin 133 A-Quellen und 449 O-Quellen.
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Signatur: BStU, MfS, AIM, Nr. 16377/84, Bl. 31-33
IM "Jupp" war eine wichtige Quelle für die Stasi in Ingolstadt. 1983 erhielt er den Auftrag, die Grenze zwischen der BRD und Österreich auszuforschen.
Die 1966 errichtete und 1997 für den Öltransport stillgelegte Pipeline Central European Line (CEL) endete in Ingolstadt. Die DDR-Staatssicherheit hatte in den 1970er- und 80er-Jahren ein großes Interesse an dieser Leitung und an Raffinerien wie ERIAG. Mehrere Inoffizielle Mitarbeiter waren mit dem Auskundschaften beauftragt. Die Stasi war an Informationen zur Infrastruktur aus strategischen Gründen interessiert. Auch über die politischen Debatten im Westen Anfang der 80er Jahre wollte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) etwas erfahren.
IM "Jupp" war in diesem Zusammenhang eine wichtige Quelle für die Stasi in Ingolstadt. In der vorliegenden "Treffkonzeption" für eine Zusammenkunft mit dem Informanten am 14. Juni 1983 in Ost-Berlin sind der genaue Ablauf und die geforderten Inhalte, die er liefern sollte, dokumentiert. Als neuen Auftrag erhielt "Jupp" unter anderem die Aufgabe, die Grenze zwischen der BRD und Österreich auszuforschen.
Auf der Grundlage einer Skizze sind wesentliche Schalt- und Pumpstationen u.a. neuralgische Punkte anzugeben. Angefertigte GS-Aufzeichnungen sind bei Notwendigkeit einzubeziehen.
Darüber hinaus erhielt der IM den mündlichen Auftrag, über folgende Fragen beim Treff zu berichten:
- welche konkreten Informationen gibt es zur vorgesehenen Stationierung von NATO-Mittelstreckenwaffen besonders im regionalen Baum
- Übungen und Einsätze von zivilen und militärischen Formationen des Katastrophenschutzes und ähnlicher Bereiche
- Angaben zu Aktivitäten der Friedenskräfte.
Dazu hatte der IM systematisch die Regional- und Tagespresse auszuwerten und falls notwendig GS-Aufzeichnungen anzufertigen.
Im weiteren Treffgesprach sind vom IM folgende Prägen zu beantworten:
1. Vorgehen der IM bei der Einstellung des "Freigängers" (welche Anträge, wo gestellt, gibt es weitere Pläne, wenn der Sohn den Meisterlehrgang fortsetzt usw.) als Mechaniker.
2. Stand der Beantragung des Werkstattneubaus im Industriegelände. Es ist vor allem zu klären, welche konkreten Schritte die IM unternehmen, mit welchen Behörden Verbindung aufgenommen wurde einschl. des Schriftverkehrs (s. neuen Auftrag!)
3. Information im Zusammenhang mit Feindaktivitäten zum 17. Juni - soweit möglich, sind vom IM Angaben über geplante "Sternfahrten" von der BRD nach WB, deren Teilnehmer und Hinweise über Veranstaltungen in WB zu erarbeiten (Der IM wurde am 8.6.1983 über Funk hierzu eingewiesen).
zu 3.
Mit dem IM werden Fragen der familiären und persönlichen Lage beraten. Dabei ist herauszuarbeiten, welche Veränderungen in der Familie eingetreten bzw. in der nächsten Zeit zu erwarten sind. Dazu zählen Angaben über die Ehefrau (arbeitslos) und zum Sohn (Meisterlehrgang, Pläne zur neuen Werkstatt) sowie das nächste Zusammentreffen mit seiner [geschwärzt].
Gegenstand des politischen Gespräches sind Prägen, wie
- Auswertung der Regierungserklärung der DDR zum Stand der Beziehungen DDR - BRD
- Meinungsaustausch zur TASS-Erklärung über den Stand der Abrüstungsverhandlungen der SU mit den USA und möglichen Konsequenzen im Palle der Stationierung der Pershing II-Raketen
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
Quelle war eine zentrale IM-Kategorie der Hauptverwaltung A. Als Quelle wurden im sogenannten Operationsgebiet tätige inoffizielle Mitarbeiter bezeichnet, die in der Lage waren, an geheime Informationen über Aktivitäten und Absichten sowie Ressourcen und interne Lagebedingungen gegnerischer Einrichtungen zu gelangen.
Es wurden zwei Typen von Quellen unterschieden:
Zuletzt besaß die HV A (einschließlich der ihr nachgeordneten Abteilungen XV der BV) in der Bundesrepublik und Westberlin 133 A-Quellen und 449 O-Quellen.
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Signatur: BStU, MfS, AIM, Nr. 16377/84, Bl. 31-33
IM "Jupp" war eine wichtige Quelle für die Stasi in Ingolstadt. 1983 erhielt er den Auftrag, die Grenze zwischen der BRD und Österreich auszuforschen.
Die 1966 errichtete und 1997 für den Öltransport stillgelegte Pipeline Central European Line (CEL) endete in Ingolstadt. Die DDR-Staatssicherheit hatte in den 1970er- und 80er-Jahren ein großes Interesse an dieser Leitung und an Raffinerien wie ERIAG. Mehrere Inoffizielle Mitarbeiter waren mit dem Auskundschaften beauftragt. Die Stasi war an Informationen zur Infrastruktur aus strategischen Gründen interessiert. Auch über die politischen Debatten im Westen Anfang der 80er Jahre wollte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) etwas erfahren.
IM "Jupp" war in diesem Zusammenhang eine wichtige Quelle für die Stasi in Ingolstadt. In der vorliegenden "Treffkonzeption" für eine Zusammenkunft mit dem Informanten am 14. Juni 1983 in Ost-Berlin sind der genaue Ablauf und die geforderten Inhalte, die er liefern sollte, dokumentiert. Als neuen Auftrag erhielt "Jupp" unter anderem die Aufgabe, die Grenze zwischen der BRD und Österreich auszuforschen.
- Protestbewegung in der BRD zur Stationierung der NATO-Atomrakete, welche Meinungen und Ansichten vertreten Bekannte und Kunden.
zu 4.
Der IM "Jupp" erhält den schriftlichen Auftrag:
1. Erarbeitung von Regimeangaben zum Grenzbereich BRD – Österreich, Abschnitt Füssen – Schloß Linderhof – Griesen (Fortsetzung der Aufgabenstellung vom Jahr 1981)
2. Erarbeitung von Angaben zum Großhandelslager Kehrer & Weber GmbH in München
3. Beschaffung von Kopien zum Schriftverkehr mit amtlichen Behörden und Firmen im Zusammenhang mit dem Bau einer eigenen Kfz.-Werkstatt.
4. Ständige Auswertung der Tagespresse im Zusammenhang mit konkreten Angaben zur Stationierung von NATO-Atomraketen sowie Maßnahmen und Übungen von militärischen und nichtmilitärischen Einheiten des Zivil-, Katastrophen- und Brandschutzes im regionalen Raum. Die Angaben sind mittels GS-Aufzeichnungen und beim persönlichen Transport im Container mitzubringen.
Der IM wird auf der Grundlage des vorliegenden Auftrages eingewiesen. Die Aufzeichnungen (persönliche GS-Notizen) und Kopien werden vom IM zum nächsten Treff im Transportcontainer mitgeführt. Das offizielle Kartenmaterial sowie "Urlaubsbilder" werden als Handgepäck vom IM unter der Legende "Besuch der Verwandtschaft in Berlin und Beschreibung des letzten Sommerurlaubs" mitgebracht. Der unentwickelte Film über die Grenzwanderung ist in der Jacke zu transportieren.
Der nächste Treff mit dem IM "Jupp" wird für den Monat September oder Oktober vereinbart (gleichzeitig Ehrung [geschwärzt]
Zur Durchführung des Treffs wird ein Operativgeld in Höhe von
1500,--DM (Eintausendfünfhundert)
zur Verrechnung der finanziellen Auslagen des IM beantragt.
Um Bestätigung der Treffkonzeption wird gebeten.
gesehen:
[Unterschrift]
Tschulik
Hauptmann
[Unterschrift]
Ristow
Hauptmann
genehmigt:
[Unterschrift]
Jedlitschka
Major
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
Inszenierte fiktive Sachverhalte und Vorwände, die bei bestimmten Personen gewünschte Verhaltensweisen auslösen und/oder das MfS in die Lage versetzen sollten, an bestimmte Informationen zu gelangen, wobei der nachrichtendienstliche Hintergrund der Vorgänge unerkannt bleiben sollte. Die Legende sollte glaubwürdig sein und auf realen, überprüfbaren Gegebenheiten beruhen. Je nach operativer Zielsetzung gab es die Reise-, Ermittlungs-, Gesprächs-, Kontakt-, Ausweich- und Rückzugslegenden.
Quelle war eine zentrale IM-Kategorie der Hauptverwaltung A. Als Quelle wurden im sogenannten Operationsgebiet tätige inoffizielle Mitarbeiter bezeichnet, die in der Lage waren, an geheime Informationen über Aktivitäten und Absichten sowie Ressourcen und interne Lagebedingungen gegnerischer Einrichtungen zu gelangen.
Es wurden zwei Typen von Quellen unterschieden:
Zuletzt besaß die HV A (einschließlich der ihr nachgeordneten Abteilungen XV der BV) in der Bundesrepublik und Westberlin 133 A-Quellen und 449 O-Quellen.
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