Signatur: BStU, MfS, HV A, Vi, Nr. 30
Doppelagent Kim Philby sprach 1981 im Rahmen der "Traditionspflege" vor hochrangigen Stasi-Offizieren über seine Tätigkeit als Doppelagent.
Im August 1981 hatte die Hauptaverwaltung A (HV A) einen besonderen Gast eingeladen: Kim Philby. Der britische Doppelagent wurde 1912 in Indien geboren. Während seines Studiums auf dem Trinity College in Cambridge kam er in Kontakt mit Guy Burgess, der ihn für den Kommunismus begeisterte. Aus dieser Begeisterung erwuchs ein Engagement bei der Komintern in Wien, wo er sich in den 1930er Jahren für den sowjetischen Geheimdienst GPU (Gossudarstwennoje polititscheskoje uprawlenije) anwerben ließ. Nach einem Engagement im Spanischen Bürgerkrieg als Journalist für die sowjetische Aufklärung gelang es ihm, mit Unterstützung Burgess', vom britsichen Auslandsgeheimdienst Secret Intelligence Service (SIS oder MI 6) anwerben zu lassen.
Dort war er zuerst in der Spionageabwehr tätig und wurd später für die Verbindung zum US-Nachrichtendienst Office of Strategic Services (OSS) zuständig. Nach einigen Zwischenstationen wurde er 1949 zum Verbindungsoffizier des britischen Geheimdienstes in den USA befördert. Dort arbeitete er mit zwei Freunden aus Studientagen, Donald Maclean und Guy Burgess, gemeinsam für die Interessen der Sowjetunion. Sie lieferten hochbrisantes Material nach Moskau.
Während Maclean und Burgess 1951 enttarnt wurden und untertauchen konnte, wurde Philby einige Jahre in den "ruhestand" versetzt, später allerdings vom Premierminister im Unterhaus in einer Erklärung von allen Verdächtigungen freigesprochen. So kam es, dass er ab 1956 erneut als Agent des SIS in Beirut arbeitete. Als dort neue Hinweise auf Philbys Agententätigkeit auftauchten, floh er 1963 nach Moskau und beantragte politisches Asyl in der Sowjetunion, wo er fortan für den KGB arbeitete und das gesamte britisch-amerikanische Agentennetz in der UdSSR enttarnte.
Die vorliegende Videoaufnahme zeigen einen Vortrag Philbys in "Haus 22" der Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg. Hier befand sich das Offizierskasino mit einem Konferenzsaal. Das Video ist Teil der "Traditionspflege" der HV A. Die Dokumentation dieser und anderer Reden diente dem Aufbau eines "Funktionsgedächtnisses", das durch die Veteranen- und Kundschafterproduktionen zur Identitätsbildung der Mitarbeiter und Legitimation der konspirativen Arbeit beitragen sollte. Auf dem Podium befinden sich mehrere hochrangige Stasi-Offiziere, wie Markus Wolf, Gerhard Neiber, Rudi Mittig und Horst Felber.
[Markus Wolf]: Liebe Genossinnen, liebe Genossen, es ist uns eine ganz besondere, große Freude heute in unserer Mitte den verdienten sowjetischen Kundschafter Genossen Kim Philby begrüßen zu können. [Applaus]
Für uns, die wir die großen Traditionen der sowjetischen Kundschafter verehren, pflegen, für uns stets zum Vorbild nehmen, die sich vor dem Namen des Begründers des tschekistischen Organs, des Genossen Felix Edmundowitsch Dzierzynski, verneigen, vor solchen hervorragenden Kundschaftern, die wir zu uns gehörig betrachten, wie den unvergessenen Richard Sorge, wir die – die Helden der sogenannten Roten Kapelle und vieler anderer die wir auch heute noch heute in unserer Mitte stehend betrachten, ist es immer ein besonders bewegendes Gefühl, einen unter uns zu wissen, lebend unter uns zu wissen, von denen – von denen wir die Stafette übernommen haben.
Wir hatten schon in oft in den zurückliegenden Jahren solche Gelegenheiten. Unter uns weilte noch einer der ersten Tschekisten der Sowjetunion, der in den Reihen des Feindes gekämpft hat, Genosse Jan [undeutlich], mancher wird sich noch daran erinnern wie er in unserem Wachregiment war.
Wir hatten das Glück zu unseren Freunden den Genossen Rudolf Iwanowitsch Abel zu zählen, der auch wiederholt in unserem Ministerium war und vor uns gesprochen hat. Es waren viele andere in den letzten Jahren, unser Freund Genosse George Blake, auch ein Freund des Genossen Kim und nun ist er unter uns. Es ist uns allen eine große Ehre, ihn als Aufklärer und Kommunisten zu begrüßen, der über 30 Jahre lang im Lager des Feindes für die Sache des Kommunismus im Dienste der sowjetischen Aufklärung tätig war. Genosse Kim Philby hat mit 21 Lebensjahren im Jahre 1933 seine Tätigkeit als Kundschafter begonnen und hat als langjähriger leitender Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes SIS und in anderen wichtigen Funktionen bedeu- bedeutende tschekistische Aufgaben an vorderster Front mit großem Erfolg erfüllen können und hat damit einen großen Beitrag im Kampf gegen Faschismus und Reaktion geleistet.
Wir sehen in Ihnen, lieber Genosse Kim Philby, ein Beispiel des überzeugten Kommunisten und Aufklärers, der über Jahrzehnte Informationen von strategischer Bedeutung dem Gegner entrissen hat, das heißt das vollbracht und vorgelebt hat, was wir uns alle zur Aufgabe gemacht haben. Trotz Verdacht und Vernehmung ist es Ihnen gelungen noch über viele Jahre ihren operativen Auftrag weiterzuführen. Lieber Genosse Kim Philby, nun seit 18 Jahren, wenn ich das richtig sehe, leben Sie in der Sowjetunion mit Ihrer Gattin und wir haben zum ersten Mal die angenehme Gelegenheit Sie in unserer Heimat begrüßen zu können. Wir hoffen, dass Sie Sich bei uns bisher wohlgefühlt haben. Wir hoffen, dass Sie Sich hier in unserer Mitte wohlfühlen und wir sehen nun mit großer Erwartung Ihren Ausführungen entgegen. Ich bitte Sie das Wort zu nehmen. [Applaus.]
[Dolmetscher]:
Liebe Genossen, zunächst einmal möchte ich Genossen General Wolf sehr herzlich für die- für meine Vorstellung, für meine Einführung danken. Dank geht gleichzeitig an Euch alle für diesen stürmischen Appl- Applaus. Ich hoffe, dass Eure Erwartungen nicht zu hoch sind, denn sollte dem so sein, so werde ich Euch vermutlich enttäuschen müssen.
Obgleich ich lange Zeit für die Sowjetunion, für die sowjetischen Sicherheitsorgane gearbeitet habe, kann ich doch keine leichte Antwort geben auf all die Fragen die unsere beiden Organe im Kampf für Frieden, im Kampf gegen alle Formen der Ausbeutung durch das kapitalistische System – äh – uns stellt. Ich will darauf aufmerksam machen, dass ich kein großer Redner bin, in meinen ganzen Leben habe ich es immer vermieden – äh – vor der Öffentlichkeit – äh – aufzutreten. Wenn ich auf meine Zeit, die ich im Lager des Feindes verbracht hatte, diese 38 Jahre, dann muss ich sagen, dass sich diese unterteilen lässt in vier Phasen. Erst einmal die Anwerbung, die Zielstellung selbst und die Annäherung an das Ziel. Zwotens das Erreichen des Zieles, die Erfüllung der Aufgaben, die damit verbunden Konsequenzen. Drittens die Zeit des Desasters und großer, großer Probleme dann die vierte Etappe, die Erleichterung, der letzte Schock und dann mein Weg, meine Flucht nach Moskau.
Wenn ich auf meine Zeit der Anwerbung zurückblicke, dann ist glaube ich das Seltsamste an dieser Anwerbung, dass ich geworben wurde. Ich hatte damals keinerlei Zugang zu irgendwelchen Geheimmaterialien. Ich hatte auch keine Arbeit. Ich wusste auch nicht, wo meine Arbeit sein würde. Die Gründe für meine Anwerbung lagen darin, dass ich ein Jahr für die Kommunistische Partei Österreichs illegal gearbeitet hatte, dass ich in einem bürgerlichen Haus [undeutlich] aufgewachsen bin, also über eine gute Bildung verfügte. Sie sehen also, es war ein sehr wohl lang angelegtes Projekt.
Es wurden keine sofortigen Resultate erwartet. Es konnte auch keine sofortigen Resultate erwartet werden. Mit meinen sowjetischen Führungsoffizier hatte ich viele Gespräche über unser langfristiges Ziel und wir kamen überein auf der Zentrale in Moskau, dass das erste [undeutlich] Ziel der britische Geheimdienst sei. Es war nicht das einzige Ziel, aber es war das wichtigste Ziel. Das Problem bestand darin, dass- dass der britische Geheimdienst eigentlich gar nicht bestand. Äh – der Personalbestand, die Mitarbeiter dieses Geheimdienstes waren unbekannt, die Kanäle, über die der Geheimdienst finanziert wurde, waren unbekannt – äh – wir hatten fast ein unsichtbares Ziel vor uns. Wir entschlossen uns aber diese Frage auf pragmatische Weise anzugehen und die erste Entscheidung war, dass ich eine [undeutlich]. Wenn man langfristig eindringen möchte in das bestimmte Organ- in ein bestimmtes Organ, dann muss man – äh – seinen Fuß in die Tür einer anerkannten Institution [undeutlich] also des Organs stellen können [undeutlich]. Hat man erst einmal den Fuß in der Tür, dann kann man die Tür weiter aufmachen, dann kann man auch hineinkommen.
Wenn man innerhalb dieses Organs ist, dann kann man weitere Möglichkeiten abschätzen [undeutlich] herausfinden für die Au- eigentliche Aufgabenstellung, wenn man jedoch nur darauf bedacht, dass irgendwas Interessantes zufällig auf einen zukommt anstatt vergeblich warten. Nach – äh – ausführlichen Diskussionen entschieden wir, dass ich – äh – mich auf die Presse orientieren sollte. Es war relativ leicht – äh – in die Presse einzudringen. Es gab keine besonderen Prüfungen, äh – keine besonderen Vorbedingungen. Ich hatte die Vorbedingung, dass ich konnte mich im Englischen ausdrücken. Ich hatte – äh – ein relativ gutes Grundwissen über die politischen Beziehungen, die internationalen Beziehungen.
Zur Arbeit eines Journalisten gehört ja, dass er – äh – Kontakte herstellt zu bestimmten Personen. Personen befragen kann – äh – und das war genau die Arbeit. Äh – solang der Plan war bescheidene Arbeit, in der Presse zu nehmen – zu erhalten, aber er war nicht von besonderem Interesse für – äh – die sowjetischen Sicherheitsorgane. Aber wenigstens hatte ich erstmal den Fuß in der Tür. Ein Jahr passierte relativ wenig, wir versuchten verschiedene Pläne – äh – zu realisieren, aber es – äh – kam nichts Wesentliches dabei heraus. Mein sowjetischer Führungsoffizier muss ich sagen, hatte sehr viel Geduld mit mir. Man erwartete keine sofortigen Resultate. Er sagte immer wieder, ich sollte versuchen, versuchen bis ich eines Tages schon [undeutlich].
Schließlich gelang es dann – äh – schließlich traf ich dann einen englischen Geschäftsmann, der – äh – Interesse an – äh – Nazideutschland hatte. [undeutlich] Monatszeitschrift zu fragen [undeutlich] englisch-deutsche Beziehungen verfügte. Äh – sein Plan war bereits in der Botschaft in London, vom Auswärtigen Amt und vom Propagandaministerium in Berlin befürwortet worden. Englischerseits gab es keine offizielle Unterstützung. Es gab jedoch eine Unterstützung und zwar von Seiten der englisch-deutschen Freundschaftsgesellschaft. Die Mitgliedschaft dieser Freundschaftsgesellschaft – äh – bestand vorwiegend aus in England lebenden Deutschen, sowie – äh – Vertreter, prominenter Vertreter aus verschiedensten Schichten der englischen Gesellschaft.
Es waren Vertreter sowohl aus dem Ober- und dem Unterhaus in dieser Gesellschaft, Vertreter – äh – des Finanzwesens, des Universitäten, der Schwerindustrie und andere bedeutsame Kreise [undeutlich]. Äh – das allgemeine Ziel dieser Gesellschaft bestand in der Organisierung, der Beziehung zwischen England und Hitlerdeutschland [undeutlich] in irgendeiner Form [undeutlich]. Der Geschäftsmann suchte einen Redakteur und – äh – wir sprachen die Dinge durch und er bat mich diese Stellung anzunehmen. Natürlich habe ich vorher darüber mit meinen Führungsoffizier ausführlich besprochen [undeutlich].
Diese Stelle vermittelte mir viele neue und einflussreiche Kontakte, die einflussreicher waren, als wir sie je zuvor gehabt hatten und zwar in London als auch in Berlin. In vielen Zeitungen wurde – äh – wurden Kommentare geschrieben über mein – äh – meine Tref- meine Kontakte mit Ribbentrop. Natürlich die Sachlage als solche stimmt, aber sie hatte – sie standen in keinerlei Beziehung zu – zu unserer Gesellschaft. Er sprach in Allgemeinheiten und ich antwortete in Allgemeinheiten. Das hatte zur Folge, dass – äh – einflussreiche Kreise, prominente Kreise in England mich doch jetzt ernsthaft nah- betrachteten – ernsthaft betrachteten. Ich war jetzt also in der Lage – äh – meine Aufgabe anzugehen, also Nachrichten zu sammeln. Es waren keine lebenswichtigen Informationen von sowjetischer Seite aus. Es waren aber doch Informationen, die der Sowjetunion halfen, ein vollkommenes Bild über die Beziehungen zu Großbritannien – äh – passender einschätzen zu können.
Aber nach 18 Monaten – äh – war auch das zu Ende, diese Arbeit vorbei. Nun die Briten und die Deutschen konnten sich über finanzielle Fragen nicht einigen, so dass – äh – der englische Geschäftsmann sich entschloss diese Zeitschrift einzustellen. Äh – ich – äh – berichtete also meinem sowjetischen Führungsoffizier und musste vor allem viel schreiben. Er zeigte wieder sehr viel Verständnis hierfür. Er sagte, als nächste unmittelbare Aufgabe wäre es sich einen Ruf als Journalist aufzubauen und das könne ich zweifellos, wenn ich nach Spanien ginge, nach Francospanien. Ich war davon entzückt. Ich war davon entzückt, weil für meine Generation der Bürgerkrieg – äh – in Spanien – äh – ein Test für uns war.
Sie wissen, dass Tausende äh – in die Internationalen Brigaden gingen und ich war deshalb entzückt die Möglichkeit zu haben diesen Tausenden in den Internationalen Brigaden zu helfen von der anderen Seite aus. Ich möchte nicht die Details [undeutlich] meiner Arbeit in Spanien, das würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Im Ergebnis all dieser Vorkehrung wurde ich als Korrespondent der Times nach Spanien geschickt. Die Times war zu der Zeit wohl die einflussreichste Zeitung der Welt. Als Vertreter dieser Zeitung hatte ich Zutritt zu vielen Kreisen in Spanien, sowohl zu deutschen als auch zu spanischen Kreisen. Diese Kontakte, die ein normaler Journalist nicht gehabt.
Zur Übermittlung meiner militärischen Informationen hatte ich zwei verschiedene Kommunikationskanäle, der eine Kanal bestand persönlich aus- wurde zweimal monatlich in Frankreich geführt wurden und der andere Kanal bestand darin, dass ich [undeutlich] Deckadresse [undeutlich]. Wichtiger noch als die – die unmittelbaren Informationen über die aktuelle Lage war, dass ich mir einen Ruf aufbauen konnte als zuverlässiger Vertreter [undeutlich]. Zu der Zeit kamen viele einflussreiche Engländer nach Spanien. Es gab zu der Zeit keine englische Botschaft in Spanien und wo sollten also diese Leute hingesehen? Sie gingen zuerst zum Times-Korrespondenten, der ich in der Zeit war. Auf diese Weise [undeutlich].
Im Jahre 1938 nahm die Kriegspsychose zu. Jedermann wusste, dass es einen Krieg geben würde, aber niemand wusste genau wer [undeutlich] gegen wen stehen würde. Ich begann deshalb einige aktive Schritte zu unternehmen, die mich möglicherweise in Richtung auf die britischen Geheimdienste voranbringen könnten. Ich begann immer wieder bei einflussreichen Persönlichkeiten meine Unzufriedenheit über meinen gegenwärtigen Beruf, dem Journalismus, Ausdruck zu bringen. Ich erwähnte, dass ich keine Vorstellung – keinen Platz für – keinen persönlichen Platz für die Zukunft sehe, wenn ich keinen Platz in der Regierung [undeutlich] Zeit habe. Ich bitte dabei meine Qualifikationen, meine Kenntnisse über Deutschland, meine Kenntnisse über Spanien, die Tatsache, dass ich drei Sprachen beherrschte und langsam konnte ich dadurch das Interesse bestimmter Leute erregen. Aber nichts geschah, der Krieg in Spanien ging zu Ende und ich kehrte im Sommer 1939 nach.
Zu der Zeit zogen sich die drohenden Wolken des Krieges über Danzig zusammen. Es war den meistens Menschen in England klar, dass es einen Krieg geben würde. Ich verdoppelte also meine Anstrengungen [undeutlich]. Der Krieg brach aus und ich wurde als – äh – Kriegsberichterstatter der Times in das Hauptquartier – nach der englischen Truppen nach Frankreich geschickt. Ich sprach während dieses Einsatzes mit meinem Kontaktmann in der Pariser – in Paris in der sowjetischen Botschaft und es gelang mir auch meine Kontakte jetzt herzustellen mit Vertretern der – des militärischen Geheimdienstes und des Geheimdienstes der Luftwaffe.
Hitler griff Frankreich an und Frankreich stürzte zusammen wie ein Kartenhaus. Das britische Hauptquartier wurde sofort nach England zurückbeordert und mit ihm auch ich. Ich saß also in der Redaktion der Times und hatte relativ wenig zu tun. Auf einmal klingelte das Telefon und jemand – äh – bat mich an einem bestimmten Tag, zu einer bestimmten Zeit, in ein bestimmtes Hotel und in ein bestimmtes Zimmer zu gehen. Ich fragte natürlich warum und – äh – mein Gesprächspartner sagte mir, dass es eine besondere Arbeit sei, wobei man an mich denke und sie baten mich so diskret wie möglich dieses Zimmer aufzusuchen.
[undeutlich] Stunden in diesem Zimmer. Wir sprachen über – wir sprachen über – äh – den Überfall Hitlerdeutschlands auf Westeuropa und auf die Möglichkeit des Überfalls auf Osteuropa und welche Möglichkeiten es gebe die Macht Hitlerdeutschlands insgesamt zurückzudrängen. Wir sprachen über die Geheimdienste, wir sprachen über Sabotage, über [undeutlich] psychologische Kriegsführung. Alle möglichen nachrichten- geheimdienstlichen Tätigkeiten. Ich hatte bereits einige Jahre zuvor darüber nachgedacht, während [undeutlich] in Europa und ich konnte auch aus diesem Grunde eine aktive Rolle in dieser Unterhaltung, in diesem gesamten Gespräch spielen.
Nach mehreren Stunden bedankte man sich bei mir und bat mich in einer Woche noch einmal zurückzukommen. Äh – man fragte mich dann geradeheraus, ob ich bereit sei meinen Beruf als Journalist aufzugeben und in Regierungsdienste einzutreten und einen Dienst von ganz besonderer Natur zu übernehmen. Ich sagte – man sagte: "Aber dann musst du zuerst einmal dieses Formular unterschreiben." In dieser Erklärung musste man sich verpflichten zu niemanden über das Wesen meiner Arbeit zu sprechen, falls ich das doch täte, würde ich mich der Strafverfolgung nach dem – äh – Gesetz für Schutz – äh – von Geheimnissen strafbar machen. Bereits schon am Montag an einer bestimmten Adresse meine Arbeit aufzunehmen. Ich entgegnete, [undeutlich] nicht den Namen der Organisation nannten, für die ich arbeitete. Sie sagten: "Natürlich, ist es diese Organisation – ist diese Organisation der Geheimdienst, wussten Sie es denn nicht?"
Natürlich – äh – hatte ich auch eine [undeutlich]. Ich weiß nicht wer meinen Namen dem Geheimdienst empfahl, wer meinen Namen beim Geheimdienst nannte, aber – äh – zum mindesten hatte dieser jemand verstanden, worauf ich hinauswollte. Ich möchte noch etwas zu dem Wort – äh – Glück sagen, aber – äh – Sie müssen das sehr kritisch betrachten – sehr kritisch [undeutlich]. Glück ist ein wichtiger Bestandteil erfolgreicher nachrichten- nachrichtendienstlicher Tätigkeit. Sie müssen das – äh – von vornherein [undeutlich]. Natürlich kann man es nicht [undeutlich] befehlen, aber man kann seine Arbeit so planen, so programmieren, dass wenn das Glück keine Rolle spielt – äh – auf Ihrer Seite steht und nicht auf der Seite des Feindes.
Ich könnte das vereinfacht sagen, ein erfolgreicher, ein glücklicher Kartenspieler ist immer ein guter Kartenspieler, ein unglücklicher Kartenspieler, ein Verlierer, ist immer ein schlechter Spieler, beinahe oder immer, fast immer ein schlechter Spieler. Die ersten Monate im SIS – äh – waren von großen Chaos gezeichnet. Sie müssen wissen, dass Frankreich – äh – dass England damals nicht mit der – dem Zusammenbruch Frankreichs gerechnet hatte und dass ein unmittelbarer Überfall des Hitlerfaschismus auf England drohen könnte. Es gab deshalb ständige Umformierungen der Streitkräfte, ständige Umgruppierung, ständige Reorganisation in der Regierung und auch in den Geheimdiensten. Und dazu Intrigen [undeutlich].
Nach einigen Monaten legte sich auch dieses Chaos und ich wurde [undeutlich] der Spionageabewehrabteilung deren – äh – Operationsgebiet – äh – Spanien und Portugal war, also einer Abteilung die gegen die – äh – deutsche Spionage gegen England auf dem Gebiet – die über den Gebieten Portugals und Spaniens lief – äh – arbeitete. Jetzt Mit- vollwertiges Mitglied einer anerkannten Abteilung des SIS. Ich hatte einen Platz, hatte also eine Aufgabe und konnte mich also innerhalb dieses – dieser Organisation, dieses Organs bewegen und weitere Kontakte dadurch herstellen.
So machte ich die Bekanntschaft des – äh – des Chefs des Archivs – des Archivs und wurde ein enger Freund von ihm, weil ich erkannt hatte, dass er der Schlüssel zu vielen Informationen war, die das SIS [undeutlich] und so trafen wir uns drei- bis viermal wöchentlich, tranken zusammen und wurden gute Freunde. Mit seiner Unterstützung hatte ich Zugang zu vielen Dokumenten, die nichts mit meinem eigentlichen Arbeitsbereich, mit Spanien und Portugal zu tun hatten. Möglich war dies nur, weil es keine straffe Disziplin in dieser Organisation gab. Wenn ein Mitarbeiter nach einem bestimmten Vorgang – einem bestimmten Vorgang fragte, dann bekam er [undeutlich]. Ich war jetzt in einer völlig anderen Situation als vorher, ich musste mir nicht mehr selbst Informationen zusammenzutragen, sondern ich war jetzt in der Lage die Unmengen von eingehenden Informationen aufzunehmen und zu sichten, auszuwerten und zu entscheiden welche Informationen an die Zentrale weitergeleitet werden sollten und welche nicht so wichtig waren.
Ich muss sagen, dass von den Informationen, die ich im Laufe des Krieges [undeutlich] etwa ein Drittel den SIS selbst betraf. Sie behandelten die Struktur, Grundsatzfragen, Erfolge, Niederlagen [undeutlich]. Ein weiteres Drittel der Informationen befasste sich mit der deutschen Spionage. Ich muss sagen, dass der SIS über viele Informationen verfügte über die deutsche Spionage. Also – äh, das ist darauf zurückzuführen, dass wir bereits seit 1942 die Funksprüche der deutschen Wehrmacht entschlüsseln konnten und uns deshalb zur Verfügung waren. Das andere Drittel der Informationen bezog sich auf die Kriegsaktivitäten, auf die Beziehungen England-Amerika, auf die Außenpolitik, auf die strategischen Pläne [undeutlich], auf die Kriegsführung und die Pläne, die sich auf den Frieden bezogen.
Die Mechanik in dieser ganzen Angelegenheit war eigentlich sehr, sehr einfach. Sie werden sicher gehört haben, dass der SIS eine sehr effektive Organisation ist, aber in Kriegszeiten – äh – war er es nicht. Ich konnte also über Berge von Akten berichten, die ich selbst geschrieben hatte, in meiner Aktentasche abends mit nach Hause nehmen, am Abend dem sowjetischen Führungsoffizier übergeben, der diese [undeutlich] dann wieder mit zurücknehmen, in die Dienststelle bringen.
1941/ 42 gab es dann neue Entwicklungen, den Eintritt Amerikas in den Krieg, die neugeschaffene – die neugeschaffene Geheimdienstorganisation OSS, das Büro für strategische Dienste, und das FBI, mit denen wir dann sehr eng zusammenarbeiteten. Ich hielt– ich hielt diese – diese Entwicklung für sehr bedeutsam, weil ich der Ansicht war, dass die Amerikaner das Gebiet der nachrichtendienstlichen Tätigkeit beherrschen würden, denn sie hatten die enormen Ressourcen, Unmengen von Geld, sie hatten die technischen Ressourcen – äh – um dieses Gebiet zu beherrschen und den SIS aus dem Feld zu schlagen.
Ich versuchte deshalb an die Personen, an sie heranzukommen [undeutlich]. Dieses Unternehmen war jedoch recht schwierig, da es [undeutlich] recht – äh Leute gab, mit denen schwer auszukommen war, die dumm waren, mit denen man schlecht arbeiten konnte. Auf der anderen Seite gab es auch sehr intelligente Leute und ich versuchte mich besonders an sie zu halten, ihnen nahe zu kommen. Ich erwähne das, weil – äh – die eigentlichen Ergebnisse sich erst auszahlten, oder sichtbar wurden fünf bis zehn Jahre später, also lange nach dem Krieg. Und zu der Zeit – konnten in der Zeit wichtige Erfolge gegen die Abwehr in Spanien und Portugal erringen. Äh – 1942 mit der Okkupation Afrikas kam auch diese Region in meinen Verantwortungsbereich, 1943 kam dann auch noch Italien hinzu und später jene Gebiete Deutschlands, die nach dem Krieg von englischen Truppen besetzt werden sollten.
Es ist also eine beträchtliche Ausdehnung meines Verantwortungsbereichs zu verzeichnen gewesen und aus diesem Grunde wurde ich Stellvertreter der Abteilung Abwehr. Ich erwähne das, weil es besonders für die nachfolgende Entwicklung sehr bedeutsam war. Seit meinen Eintritt in den SIS drängten mich meine sowjetischen Führungsoffiziere immer wieder Informationen zu beschaffen über die Tätigkeit des SIS gegen die Sowjetunion und ich musste ihnen immer und immer wieder sagen, dass es keine Informationen darüber gab – darüber keine vorlagen. Die Wahrheit lag darin, dass die britischen Ressourcen durch den Kampf gegen die Achsenmächte nahezu erschöpft waren, dass der britische Geheimdienst – äh – überfordert war, dass er über kein Personal verfügte, das mit den sowjetischen Organen [undeutlich], aber Moskau – äh – schien mir niemals zu glauben.
In der zweiten Hälfte vom Jahr 1943 – äh – waren bedeutsame Entwicklungen zu verzeichnen. Es war jetzt schon abzusehen, dass Hitlerdeutschland den Krieg verlieren würde, es wurde aus Nordafrika herausgeworfen, es verlor wichtige Kämpfe in der Sowjetunion, zum Beispiel Kursk und Stalingrad, Pochorowka. Die Frage war jetzt nicht mehr ob es – ob Deutschland den Krieg verlieren würde, sondern wann es ihn verlieren würde. Als der Druck, der aus diesen Überlegungen mit Deutschland entsprang, nachließ, begannen die führenden Köpfe beim SIS darüber nachzuda- nachzudenken, wer der kommende Feind sein würde. Ergebnis dieser Überlegung wurde eine kleine Sektion, bestehend aus vier [undeutlich] Mitarbeitern, gegründet.
Äh – diese vier Mitarbeiter durften – äh – keine aktiven Handlungen übernehmen. Ihre Aufgabe war es die vorhandenen Informationen in den Archiven zu sichten, um später eine Ausgangsbasis zu erhalten und mit dem weiteren Nachlassen des – äh – deutschen Drucks, so bestand die Absicht, sollte die kleine Sektion durch eine ständige größere ersetzt werden. Mitarbeiter wollte man aus jenen Abteilungen nehmen, die zurzeit noch gegen die Deutschen tätig waren. Mein sowjetischer Führungsoffizier -offizier war über diese Nachricht sehr entzückt und er sagte: "Schließlich, habt ihr doch [undeutlich] geeignete Informationen erarbeitet." Äh – nach zwei Monaten traf ich mich mit ihm wieder und er sprach mit mir über diese neue Sektion, über diese neue Abteilung, die gegen die Sowjetunion gerichtet war. Er fragte, wer vermutlich der Chef dieser neuen Abteilung sein würde und ich sagte ihm, dass wird sicherlich der Leiter der Abwehrabteilung, mein Chef Major Cowgill, werden.
Er fragte dann, was würde geschehen, wenn Cowgill nicht da sein, nicht zur Verfügung stände, wer würde dann Chef werden. Ich sagte ihm, äh – vermutlich der Stellvertreter, also ich. Ich fragte, ob er die Absicht hätte ihn zu erschießen oder etwas ähnliches. Er sagte: "Nein, natürlich nicht, aber – äh – du musst, du musst Chef dieser neuen Abteilung werden."
Äh – und ich fragte: "Es ist – meine Instruktion ist – lautet also, ich muss versuchen meinen Chef loszuwerden und selbst – äh – Leiter dieser neuen Abteilung zu werden?" [Gelächter] Ich machte mir also Gedanken, wie ich – wie ich meinen Chef – äh – loswerden könnte. [Undeutliche Stimmen im Hintergrund.] Äh – ich hatte dafür einige gute Karten in meiner Ha- in meiner Hand. Cowgill war se- ein sehr ambitiöser, ein sehr dynamischer und energischer Offizier. Er war genau der Typ – äh – sich Feinde zu machen. Er war nicht sehr – nicht tolerant. Er hatte sich genügend Feinde geschaffen im SIS, im MI5, unter den Dechiffreueren und auch unter den anderen nachrichtendienstlichen Dienststellen [undeutlich].
Äh – das Problem bestand nur darin, dass diese persönlichen Feinde in verschiedenen Abteilungen tätig waren, sie hatten ja ihre Bemühungen bisher nicht koordiniert. Äh – sie mochten ihn nicht, sie liebten ihn nicht, aber sie fanden sich damit ab – mit dieser Tatsache. Meine Bemühungen - äh – waren auf das Ziel ausgerichtet diese universellen Ansichten und Bemühungen zu koordinieren. Ich hatte deshalb ein Gespräch mit einem Vertreter von MI5 und bat ihn doch zusammen mit einem der Dechiffreure sich zu unterhalten und ließ dabei nur diesen Namen Cowgill fallen. [undeutlich]. Ich konnte mich also völlig aus dieser Sache raushalten. Ich hatte auch von Moskau die Instruktion erhalten mich nicht – äh – mit diesen – bei diesen Handlungen – bei diesen Aktionen nicht in Erscheinung zu treten, sondern mich völlig da herauszuhalten.
Einige – äh – der Moskauer Instruktionen waren sehr, sehr schwierig zu erfüllen, aber die Sache [undeutlich]. Es ist insgesamt eine recht schmutzige Geschichte, aber für – für die gute Sache, an der nichts Schmutziges ist, muss man sich manchmal die Hände schmutzig machen. Äh – diese Intrige war also letztendlich erfolgreich. Äh – diese Geschichte kam einer weiteren Person zu Ohren, dass ich persönlich kein Feind von Cowgill war, aber doch eindeutige Zweifel an ihm hegte, es war der – der Chef. Ah – es war der Erste Offizier des – des – des Stabes, der rechte– der rechte– die rechte Hand des Chefs sozusagen.
Er rief mich zu sich und fragte mich über all diese Gerüchte und meine Meinung zu Cowgill. Ich sagte ihm, dass ich persönlich natürlich nichts über meinem eigenen Chef sagen könne, aber er solle doch diesen und jenen weiterhin befragen, um Auskunft darüber [undeutlich]. Nach einer Woche rief mich der Chef wieder zu sich und sagte, dass er mir sehr dankbar für die Hinweise sei. Er war erstaunt darüber, welche Meinung über Cowgill vorherrschte im MI5, im Außenministerium und anderen Stellen. Er begann mit mir ein Gespräch zu führen über die neue Abteilung, die gegen die Sowjetunion [undeutlich]. Äh – ich wusste also, wohin der Hase lief und – äh – sagte auch, dass ich Dinge wüsste über den sowjetischen Geheimdienst. Wir sprachen dann allgemein über die weitere Entwicklung.
Äh – eine Woche später, bot er mir dann die Stelle als Leiter dieser Abteilung an. Bei Erhalt dieser Nachricht stürmte Cowgill zum Chef und legte seinen Rücktritt vor. Zu seiner großen Überraschung musste er feststellen, dass der Chef das Gesuch annahm. Sie denken sicher, dass jetzt alles – einfach alles seinen normalen Gang geht als – als sowjetischer Aufklärer. Diese Zeit sollte sich als die komplizierteste Zeit meiner gesamten Tätigkeit herausstellen, denn ich geriet in ein ganz – äh – anderes Dilemma. Versagte ich, dann bestand die Gefahr, dass ich meinen Posten bedrohen würde, hatte ich Erfolg, dann – äh – bestand die Gefahr, dass ich die sowjetischen Interessen beinträchtige.
Jeder einzelne Fall musste – äh – genau eingeschätzt werden mit all seinen Konsequenzen und mit anderen Fällen, die gleichzeitig – äh – ausgeführt werden mussten. Äh – manchmal mussten wir ihnen auch – äh – etwas anbieten, um sie von anderen Fällen abzulenken oder andere Fälle – Vorgänge zu stoppen. Normalerweise konnte ich Entscheidungen solange hinauszögern, bis ich mit meinem sowjetischen Führungsoffizier – äh – Kontakt hatte. Schwieriger war es jedoch schon sie so lange hinauszuzögern, bis er selbst Kontakt mit Moskau hatte. Aber es gab auch Fälle, bei denen ich mich – äh – sofort entscheiden musste. Natürlich muss ich auch Fehler gemacht haben in dieser Zeit. Jeder Mensch macht Fehler, aber ich hoffe nur, dass ich nicht zu viele Fehler gemacht habe.
Es war natürlich von vornherein klar, dass ich diese strategische Position nicht für immer behalten konnte. Es gab eine – ein Grundsatzdokument des Chefs, worin es hieß, dass – äh – alle Mitarbeiter nach einem bestimmten Zeitraum in den Außendienst gehen müssten. Ich war jetzt sieben Jahre bereits – äh – in London. Es war jetzt – äh – bei mir auch in den Außendienst zu gehen. Zur Wahl – äh – zur Debatte standen Istanbul [undeutlich] sehr geeigneten Ort, weil wir doch wussten, dass Istanbul das Tor für alle Versuche Zugang zur Sowjetunion zu erhalten war. Ich werde also die – nicht weiter eingehen auf Details über die Zeit in Istanbul, weil die Zeit doch voranschreitet. Ich werde also jetzt einen großen – einen Sprung und zwar zum Herbst 49, meine Versetzung nach […].
Das war ein sehr bedeutsamer Schritt, die CIA war gerade geschaffen worden und es ging sehr schnell. Es war klar, dass alle wichtigen grundsätzlichen Entscheidungen auf nachrichtendienstlichem Gebiet in Washington – hier getroffen wurden. Die CIA sollte sich herausstellen als die Nabe des Rads. Meine Tätigkeit war die eines Verbindungsoffiziers zur CIA und zum FBI. Ich sollte die Verbindungen zur CIA festigen, ohne jedoch die Verbindungen zum FBI zu beschädigen, zu gefährden. Ich musste feststellten, dass der Umfang dieser Arbeit viel zu groß war für eine Person. Ich hatte mich mit allen Fragen, der nachrichtendienstlichen Arbeit zu befassen, der Abwehr – der Abwehr, der Subversion und die ganze Palette der nachrichtendienstlichen Tätigkeit kam mir täglich auf meinen Schreibtisch.
Deswegen ist es recht schwierig ein typisches Beispiel aus der Zeit herauszusuchen. Vielleicht sollte ich hier die Operation Albanien erwähnen, die eine gemeinsame Aktion des CIA und des SIS war. Die Aktion wurde vorbereitet von Vertretern des – der CIA, des SIS und der beiden Außenministerien. Das Konzept bestand darin von Luft – aus der Luft und von der Seeseite her kleine Gruppen von einer Gesamtstärke von zwei- bis dreitausend Mann abzusetzen: Man nahm an, dass sie in der Lage seien einen allgemeinen Aufstand gegen die Regierung in Gang zu bringen und die Regierung zu stürzen.
Da ich – äh – Mitglied dieses Oberkommandos für dieses Unternehmen war und alle Information von Anfang an über meinen Tisch liefen, ist es kaum verwunderlich, dass diese Operation ein Fehlschlag war. Das bedeutsame daran war jedoch, dass diese Operation als ein Experiment betrachtet wurde, wäre es erfolgreich gewesen, wäre das nächste Ziel Bulgarien gewesen und hierin die Gefahr bestand, dass die Sowjetunion mit hereingezogen werden würde, was einen dritten Weltkrieg zweifellos zur Folge gehabt hätte. Das Fehschlagen der albanischen Operation konnte – das Fehlschlagen der albanischen Operation führte jedoch dazu, dass sie keinen Appetit auf eine zweite Niederlage mehr hatten.
Wachregiment des MfS "Feliks Dzierżyński"
Das am 1.1.1951 als "Wachbataillon A" gegründete Wachregiment des MfS, welches seit 1967 den Namen des ersten sowjetischen Geheimdienstchefs Feliks Dzierżyński trug, wuchs im Laufe der Jahrzehnte zu einer Wach- und Sicherungstruppe mit 11.000 Angehörigen an (1989). Als militärisch-operativer Arm des MfS bezeichnet, hatte das Wachregiment, in und um Ostberlin stationiert, in erster Linie die Aufgabe, Partei- und Staatsobjekte wie die Politbürosiedlung Wandlitz zu bewachen sowie zeitweilig bestimmte Einsatzräume zu beziehen, um die Sicherheit führender Repräsentanten der DDR einschließlich ihrer Gäste zu gewährleisten.
Im Krisen- und Kriegsfall sollten die "Dzierżyński-Soldaten" die SED-Parteiführung schützen und bei inneren Unruhen eingreifen. Ihre "militärisch-tschekistische" Ausbildung war auf den Orts- und Häuserkampf ausgerichtet. Die Bewaffnung bestand zuletzt neben den üblichen Infanteriewaffen aus Panzerbekämpfungsmitteln, Flugabwehrraketen und mehr als 400 Schützenpanzerwagen.
Das Wachregiment rekrutierte sich zu etwa 80 Prozent aus freiwillig drei Jahre dienenden Soldaten und Unteroffizieren. Die SED-Führung und Mielke wollten in den Angehörigen des Wachregiments politische Soldaten sehen, die in einem besonderen Treueverhältnis zur Partei- und Staatsführung stehen sollten. Ihre Sonderstellung wurde durch einen besonderen Fahneneid, Uniformen aus Offiziersstoff, Ärmelstreifen und durch eine bessere Besoldung unterstrichen.
Gegenüber anderen bewaffneten Organen entwickelten die MfS-Soldaten deshalb gelegentlich Formen überheblichen Verhaltens. Es existierte zeitweise so etwas wie ein Korpsgeist, man begriff sich als eine Art "Rote Garde". Einsätze am 17. Juni 1953 und am 13. August 1961 stellte man in der Traditionspflege besonders heraus.
Im Oktober 1989 erfolgte gegen Demonstranten in Ostberlin der letzte "Sicherungseinsatz" von kleineren Teilen des Wachregiments; danach verweigerte die Mehrheit der Soldaten den bisherigen "absoluten Gehorsam". Die Modrow-Regierung löste das Wachregiment im Dezember 1989 auf.
Als Abwehr wurden alle geheimpolizeilichen Aktivitäten zur Sicherung der politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Stabilität der DDR und des kommunistischen Bündnissystems bezeichnet, die nach dem Verständnis des MfS durch feindliche Angriffe gefährdet waren. Maßnahmen zur Bekämpfung westlicher Spionage und politischer Opposition galten somit ebenso als Abwehr wie etwa die Sicherung von Produktivität und Anlagensicherheit in den Betrieben sowie die Verhinderung von Republikflucht und Ausreisen. Demgemäß waren die meisten operativen Arbeitsbereiche des MfS ganz überwiegend mit Abwehr befasst.
Anwerbung war in den Jahren 1950 bis 1968 die Bezeichnung des MfS für die Werbung von IM für die konspirative Arbeit. Im Vorfeld der Anwerbung war die Person sorgfältig, aber konspirativ zu überprüfen. In der Regel hatte der Angeworbene die Bereitschaft zur Kooperation schriftlich zu erklären und sich dabei einen Decknamen auszuwählen. Über die Anwerbung selbst war vom Führungsoffizier ein detaillierter Bericht zu fertigen.
Aufklärung hatte innerhalb des MfS unterschiedliche Bedeutungen: Sie wird zur Bezeichnung des Tätigkeitsbereiches der Auslandsspionage verwendet, die überwiegend von der HV A getragen wurde, die teilweise auch kurz als Aufklärung bezeichnet wird. Darüber hinaus findet der Begriff Verwendung bei der Bezeichnung von Sachverhaltsermittlungen (Aufklärung eines Sachverhalts) und von Überprüfungen der Eignung von IM-Kandidaten (Aufklärung des Kandidaten).
Hauptamtliche Mitarbeiter des MfS, die IM und OibE führten, in MfS-Dokumenten auch als vorgangsführende Mitarbeiter oder IM-führende Mitarbeiter (umgangssprachlich Führungsoffiziere) bezeichnet, von denen es im MfS zuletzt etwa 12.000 bis 13.000 gab. Sie waren für eine Region oder Institution, für bestimmte Personenkreise oder spezifische Sachfragen zuständig und hatten die Sicherheitslage in ihrem Verantwortungsbereich zu beurteilen.
Es wurde von ihnen erwartet, dass sie insbesondere durch Rekrutierung und Einsatz von IM die "staatliche Sicherheit und die gesellschaftliche Entwicklung" vorbeugend sicherten. Verdächtige Personen waren in OV oder OPK zu "bearbeiten", Personengruppen mit besonderen Befugnissen mit Sicherheitsüberprüfungen unter Kontrolle zu halten. Bei der Erfüllung ihrer Aufgaben sollten sie das politisch-operative Zusammenwirken mit anderen staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen nutzen.
Die Hauptverwaltung A (HV A) war die Spionageabteilung des MfS, deren Bezeichnung sich an die der Spionageabteilung des KGB, 1. Verwaltung, anlehnt. Der Ordnungsbuchstabe A wurde in der Bundesrepublik oftmals, aber unzutreffenderweise mit "Aufklärung" aufgelöst. Die HV A wurde 1951 als Institut für Wirtschaftswissenschaftliche Forschung (IWF) gebildet und ging im September 1953 als HA XV in das Staatssekretariat für Staatssicherheit ein. Sie wurde im MfS von 1956 bis zur Auflösung im Juni 1990 als HV A bezeichnet.
Der Schwerpunkt nachrichtendienstlicher Tätigkeit der HV A lag in der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin, wo sie mit Objektquellen, d. h. den IM in den nachrichtendienstlichen Zielobjekten, aktiv war.
Die HV A gliederte sich 1956 in 15, 1989 in 20 Abteilungen.
Für die operative Arbeit gegen das Bundeskanzleramt und wichtige Bundesministerien war die Abteilung I, für die gegen die bundesdeutschen Parteien die Abteilung II und für die Arbeit außerhalb Deutschlands die Abteilung III zuständig. Für die Infiltration der USA war die Abteilung XI, für die NATO und die Europäischen Gemeinschaften die Abteilung XII verantwortlich. Mit der Militärspionage war die Abteilung IV befasst, mit der Unterwanderung gegnerischer Nachrichtendienste die Abteilung IX.
Innerhalb der Hauptverwaltung war vornehmlich der Sektor Wissenschaft und Technik (SWT) mit Wissenschafts- und Technikspionage befasst, der zu diesem Zweck die Abteilung XIII bis XV sowie die Arbeitsgruppen 1, 3 und 5 unterhielt sowie eine eigene Auswertungsabteilung, die Abteilung V bzw. ab 1959 Abteilung VII.
Leiter der HV A waren 1951/52 Anton Ackermann, kurzzeitig Richard Stahlmann, 1952-1986 Markus Wolf, dann Werner Großmann und 1989/90 Bernd Fischer. Von anfangs zwölf Mitarbeitern wuchs der Apparat bis 1955 auf 430, bis 1961 auf 524 Mitarbeiter und erreichte bis 1972 einen Umfang von 1.066 hauptamtlichen Mitarbeitern. Bis 1989 wuchs die HV A auf 3.299 hauptamtliche Mitarbeiter, hinzu kamen 701 OibE (1985: 1.006) sowie 778 HIM. OibE und HIM arbeiteten verdeckt in der DDR und im Operationsgebiet. Insgesamt verfügte die HV A also zuletzt über 4.778 Mitarbeiter.
Die Anzahl der von der HV A geführten IM umfasste im Jahre 1989 rund 13.400 in der DDR und weitere 1.550 in der Bundesrepublik. Über 40 Jahre hinweg werden nach Hochrechnungen insgesamt rund 6.000 Bundesbürger und Westberliner IM der HV A gewesen sein.
Von 1980 bis 1989 geltende IM-Kategorie, als IMB definiert – nicht zu verwechseln mit der Vorgangsart IMB der Hauptverwaltung A. Mit der Einführung des IMB wurden die IM-Kategorien IMV und IMF zu einer zusammengefasst. Die IMB galten als hochkarätige IM, die direkten Kontakt mit Personen hatten, die vom MfS als "feindlich" eingestuft wurden und deren Vertrauen besaßen, etwa Zuträger mit kirchlichen Funktionen oder aus Oppositionsgruppen. Außerdem wurden IMB zur Bekämpfung als "feindlich" angesehener Organisationen und Individuen im sog. Operationsgebiet eingesetzt. Zuletzt gab es rund 3.900 IMB.
Mit Operationsgebiet bezeichnete das MfS zusammenfassend alle Länder, in denen bzw. gegen die es geheimdienstliche Aktionen durchführte. Zumeist waren damit die Bundesrepublik Deutschland und Westberlin gemeint, der Begriff konnte aber auch jedes andere westliche oder neutrale Land einschließen. Aufgrund besonderer innenpolitischer Entwicklungen galten 1968/69 auch die Tschechoslowakei, spätestens seit den 70er Jahren faktisch Rumänien und in den 80er Jahren auch Polen als Operationsgebiet.
Zur Legitimation der DDR-Geheimpolizei diente eine spezifische Ausformung der marxistisch-leninistischen Ideologie, die rückblickend als "Tschekismus" bezeichnet werden kann. Das MfS konstruierte damit ein normatives Gefüge, dessen Begriffskern die Berufung auf die 1917 von den Bolschewiki gegründete sowjetische Geheimpolizei Tscheka (oder ČK – russ.: Außerordentliche Allrussische Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage) war.
Daraus leitete das MfS einen Katalog von Funktionen, Selbstzuschreibungen und Verhaltensmaßgaben für die Mitarbeiter ab. Im Vokabular der Staatssicherheit tauchte der Begriff als Bezeichnung für die Mitarbeiter ("Tschekisten") sowie als daraus abgeleitetes Adjektiv ("tschekistisch ") auf. Elemente der "tschekistischen" Ideologie waren:
Aus dieser Ideologie ergab sich das normative Leitbild der "tschekistischen Persönlichkeit" für die Formung und seelisch-moralische Orientierung der MfS-Mitarbeiter als Weltanschauungskämpfer. Im Mittelpunkt standen die "tiefen Gefühle des Hasses, des Abscheus, der Abneigung und Unerbittlichkeit" als "entscheidende Grundlage für den leidenschaftlichen und unversöhnlichen Kampf gegen den Feind".
Hinzu kamen soldatische Tugenden wie bedingungslose Einsatzbereitschaft, Härte, Standhaftigkeit, Mut und Opferbereitschaft und geheimdienstliche Kompetenzen wie die Fähigkeit zur Konspiration und zur Verkörperung von operativen Legenden, die an die maskuline Kampf- und Gewaltkultur aus der Epoche der Bürgerkriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anknüpften.
Diese Kombination aus Leidenschaft, Prinzipientreue und Härte wurde personifiziert in der kulthaften Überhöhung des asketisch-revolutionären Tscheka-Vorsitzenden Feliks Dzierżyński (1877–1926), dessen (nicht belegtes) Zitat: "Tschekist sein kann nur ein Mensch mit kühlem Kopf, heißem Herzen und sauberen Händen" die wohl meistzitierte Formel der "tschekistischen" Ideologie war. Sie diente der Erziehung zur "bewussten Disziplin".
Zugleich diente dieser Kult als normatives Widerlager zur Alltagskultur der geheimen Sicherheitsbürokratie, in der sich das elitäre Selbstverständnis der "Genossen erster Kategorie" (Wilhelm Zaisser 1953) in einem Gemenge von Machtbewusstsein, Privilegienwirtschaft und einer Neigung zu periodischen Alkoholexzessen niederschlug.
Historisch betrachtet war die "tschekistische" Ideologie im MfS von den Anfängen an Grundlage der inneren Verfassung, gewann jedoch als explizites Leitbild erst infolge der halbherzigen Entstalinisierung nach 1956 an Bedeutung, als Stalin und seine Leitsätze wie der von der "ständigen Verschärfung des Klassenkampfes" nicht mehr benutzt werden konnten. Die damit auch in der Sowjetunion einhergehende Dzierżyński-Renaissance führte in der DDR zur öffentlichen Aufwertung, deren Höhepunkt die Feierlichkeiten anlässlich des 100. Geburtstages Dzierżyńskis 1977 bildeten.
Bis zum Beginn der kritischen vergangenheitspolitischen Debatten in der Sowjetunion 1985/86 gewann der Tscheka-Kult zudem neben der Traditionsarbeit zum kommunistischen Antifaschismus im MfS weiter an Bedeutung. Beide dienten als Surrogat für die verblassende Sinnstiftung unter den MfS-Mitarbeitern, denen es an persönlichen Kampferfahrungen fehlte und die die sukzessive Begrenzung ihrer "außerordentlichen" Legitimation in der täglichen Verfolgungspraxis (sinkende Strafmaße, Freikauf von Häftlingen, Tätigkeit westlicher Medien von der DDR aus usw.) verarbeiten mussten.
In den Rettungs- und Rechtfertigungsversuchen im und nach dem Herbst 1989 rückten SED/PDS und MfS-Führung schnell ab von der "tschekistischen" Ideologie. Der Versuch, einen entstalinisierten "sauberen Tschekismus" zu etablieren, blieb die Ausnahme. An ihre Stelle trat ein Etatismus, der das MfS als Element "normaler" Staatlichkeit legitimierte.
Das MfS hat als ein Instrument der DDR, insbesondere der SED-Führung, die politischen Interessen des Staates inoffiziell in der Bundesrepublik Deutschland unterstützt. Die Westarbeit des MfS bestand aus Spionageaktivitäten, also der nachrichtendienstlichen Beschaffung von Informationen, Patenten, Verfahren und Mustern durch das MfS.
Die Bezeichnungen Westarbeit und Spionage meinen in diesem Kontext das, was beim MfS mit "operative Arbeit im und nach dem Operationsgebiet" bezeichnet wird. Im engeren Sinne also die Arbeit mit Inoffiziellen Mitarbeitern im "Operationsgebiet", bei dem es sich überwiegend um die Bundesrepublik Deutschland und Westberlin handelte, aber auch die in der NATO und der Europäischen Gemeinschaft verbundenen Staaten einschloss.
Im weiteren Sinne fallen darunter auch die Funkaufklärung und der Einsatz von Offizieren im besonderen Einsatz in Botschaften, Konsulaten usw. Erfolgte diese operative Arbeit bis Anfang der 70er Jahre wesentlich "illegal", ergaben sich mit der zunehmenden Anerkennung der DDR auch verstärkt "legale" Zugänge über die Einrichtung von Botschaften, von denen aus das MfS mit "legal abgedeckten Residenturen" arbeiten konnte.
Für die Beschaffung von wissenschaftlich-technischen, politischen und militärischen Informationen war vor allem die Hauptverwaltung A zuständig, aber nahezu gleichrangig zahlreiche Abwehrdiensteinheiten des MfS. Die Hauptabteilung I, in der DDR für die Absicherung des Militärkomplexes verantwortlich, erkundete auch die Bundeswehr, den Bundesgrenzschutz, den Zollgrenzdienst, die Bayerische Grenzpolizei und diverse Einrichtungen der NATO.
Die Hauptabteilung II, mit der "offensiven Abwehr" ausländischer Nachrichtendienste in der DDR befasst, arbeitete zeitweise auch gegen den Bundesnachrichtendienst, das Bundesamt und die Landesämter für Verfassungsschutz sowie den Militärischen Abschirmdienst. Die Hauptabteilung VI überwachte neben dem Ein-, Ausreise- und Transitverkehr in der DDR auch den über innerdeutsche Grenzen hinaus von und nach Westberlin.
Die Hauptabteilung VII unterhielt im "Operationsgebiet" ebenfalls ein Netz, das im klassischen Sinne kriminelle Aktivitäten wie Schmuggel aufzuklären hatte. Die Hauptabteilung VIII war für Ermittlungen und Beobachtungen zuständig. Zugleich war sie Servicediensteinheit für alle Diensteinheiten des MfS, indem sie den Informationsbedarf über Bundesbürger bediente.
Neben der Sicherungsarbeit in den Bereichen Staatsapparat, Blockparteien und "politischer Untergrundtätigkeit" war die Hauptabteilung XX im "Operationsgebiet" für alle Einrichtungen zuständig, die sich mit der DDR befassten. Im Visier der Hauptabteilung XXII standen links- und rechtsextremistische, überwiegend terroristische Gruppen.
Schließlich wäre auf Hauptabteilungsebene noch die Zentrale Kontrollgruppe anzuführen, die sich mit besonders DDR-kritischen Gruppen befasste, wie z. B. der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte oder den Fluchthilfeorganisationen. Mit der Westarbeit waren nicht allein die zentralen Abwehrdiensteinheiten befasst, sondern ihre Linien (Linienprinzip) erstreckten sich meist auch auf Bezirks- und im Einzelfall auf Kreisverwaltungsebene des MfS.
In den Kontext der Westarbeit sind auch die etwa 400 Entführungen von Bürgern aus der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin zu zählen sowie vereinzelte Versuche und Erwägungen, Bürger zu töten, wobei bislang ein Mord nicht nachgewiesen ist. Das MfS selbst verstand unter der "Arbeit im und nach dem Operationsgebiet" die "Gesamtheit der politisch-operativen Kräfte des MfS im Operationsgebiet und die Nutzung solcher Personen aus dem Operationsgebiet, die zur Erfüllung operativer Aufgaben geeignet sind".
Die HV A und ihre Abteilungen XV in den Bezirksverwaltungen arbeiteten nach Schwerpunkten im "Operationsgebiet", ihre innere Struktur drückte die entsprechende Interessenlage aus.
Demnach konzentrierte sich die Abt. I auf Politik und strategische Absichten der Bundesregierung, die Abt. II auf die Parteien, Gewerkschaften, Landsmannschaften im "Operationsgebiet", die Abt. III steuerte die operative Arbeit der "legal abgedeckten Residenturen" in DDR-Botschaften, Konsulaten und Handelseinrichtungen, und die Abt. IV beschäftigte sich mit den militärischen Zentren" in der Bundesrepublik Deutschland, wozu das Bundesministerium der Verteidigung, Wehrbezirkskommandos der Bundeswehr und diverse US-amerikanische Einrichtungen gehörten. Die Abt. IX befasste sich mit westlichen Nachrichtendiensten, die Abt. XI mit den USA und die Abt. XII mit der NATO.
Die Abteilungen XIII bis XV gehörten zum Sektor Wissenschaft und Technik, der systematisch Patente, Verfahren und Muster für die DDR- und osteuropäische Forschung und Wirtschaft beschaffte. Schwerpunkte waren die Fachgebiete Energie, Biologie, Chemie, Elektronik, Elektrotechnik und Maschinenbau sowie das Bemühen, die Embargopolitik zu unterlaufen. Für offizielle, mithin dienstliche Kontakte zwischen beispielsweise DDR- und bundesdeutschen Wissenschaftlern oder Politikern war eigens die Abt. XVI der HV A zuständig, die auf diesem Weg an relevante Informationen gelangen sollte.
Während all diese Abteilungen der HV A überwiegend informationsbeschaffend tätig waren, verfügte sie mit der Abt. X eigens über eine Struktureinheit, die systematisch aktive Maßnahmen in der Bundesrepublik zu entfalten suchte.
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