Signatur: BStU, MfS, BV Karl-Marx-Stadt, Abt. XX, Nr. 301, Bl. 1-74
Die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Karl-Marx-Stadt dokumentierte die Ereignisse in ihrem Bezirk während des Volksaufstands vom 17. Juni 1953. Im Vergleich zu anderen Bezirken verzeichnete die Staatssicherheit hier weitaus weniger Streiks und Demonstrationen.
Vom 16. bis 21. Juni 1953 kam es in fast 700 Städten und Gemeinden der DDR zu Demonstrationen und Streiks. Begann der 17. Juni noch als Arbeiteraufstand, entwickelte er sich schnell zum Volksaufstand weiter. Er nahm vielerorts revolutionäre Züge an, bevor er mit Hilfe von russischen Panzern unterdrückt wurde. SED und Stasi bezeichneten die Vorkommnisse offiziell als einen vom westlichen Ausland gesteuerten "Putschversuch faschistischer Agenten und Provokateure".
Während in anderen Regionen in Sachsen hunderte Betriebe bestreikt wurden, kam es im Bezirk Karl-Marx-Stadt am 17. Juni 1953 zu weitaus weniger Streiks und Demonstrationen. Dabei war es bereits Ende Mai in der Stadt zu mehreren Streiks in größeren Betrieben gekommen, die bis zum 15. Juni immer wieder in unterschiedlicher Intensität aufflammten. So legte am 1. Juni im VEB NAGEMA ein Viertel der 1.600 Beschäftigten für acht Stunden die Arbeit nieder. Diesem Streik schlossen sich am 2. Juni 120 und am 3. Juni 150 Arbeiter des Schleifmaschinenwerks an, die für etwa zwei Stunden die Arbeit ruhen ließen.
Am 17. Juni kam es schließlich in den Betrieben VEB Vereinigte Gießereien, VEB Textima, Büromaschinenwerk und im VEB Schleifmaschinenbau zu Streiks. Im Stadtgebiet verteilten Protestierende Flugblätter und brachten Parolen an Häuserwänden an, die zum Sturz der Regierung aufriefen. Weitere Forderungen der Streikbewegung waren neben der Rücknahme der Normenerhöhung freie Wahlen, eine Freilassung politischer Häftlinge und die Rückkehr sämtlicher noch in Gefangenschaft befindlicher Kriegsgefangener.
Die Streiks der vergangenen Wochen hatte die SED-Bezirksleitung in Karl-Marx-Stadt jedoch wachsam gemacht. Im Gegensatz zu den Funktionären anderer Städte hatte sie sich auf eventuelle Streiks und Unruhen vorbereitet und konnte größere Proteste schon im Ansatz vereiteln. In der Zeit vom 16. bis 25. Juni wurden im Bezirk Karl-Marx-Stadt 34 Personen festgenommen. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt zeigten ihren Unmut deshalb erst zehn Tage später. Als die SED die Bevölkerung von Karl-Marx-Stadt zu einer Kundgebung auf den Marktplatz beorderte, kamen statt der üblichen 75.000 bis 100.000 lediglich 3.000 Personen, die daran teilnahmen. Als die SED-Funktionäre die Erschienenen aufforderten, sich in bereitliegende Listen einzutragen und so nachvollziehbar zu machen, wer ferngeblieben war, weigerten sich die Bürgerinnen und Bürger.
Trotzdem zeigte sich die Bezirksverwaltung der Stasi in der vorliegenden Analyse der Vorkommnisse zufrieden: "Alle vorgekommenen Streik-, Flugblatt- und Schmieraktionen blieben isoliert. Eine terroristische Tätigkeit, Sabotage größerer Art oder Demonstrationen fanden nicht statt."
Ein Angestellter sowie der Dolmetscher des Betriebes haben ihre Parteidokumente zwecks Austritt aus der SED abgegeben.
Das Vertrauen zur Regierung betreffend, ist die Stimmung so, daß man erst eine gewisse Zeit verstreichen lassen will, um dann zu sehen, ob die Fehler auch wirklich gutgemacht werden.
Im Schwerpunktbetrieb Fichtel & Sachs fand am 17.06. Arbeitsniederlegung auf eine halbe Stunde statt, an der 15 Arbeiter beteiligt waren. Im gleichen Betrieb wurde von ca. l00 Personen während der Mittagspause geschlossen der Rias angehört. In Betrieb wurde ein Bild des Gen. Grotewohl von der Wand heruntergerissen und auf handgeschriebenen Hetzzetteln forderte man zum Streik auf. Zur Zeit ist wieder vollkommene Ruhe eingetreten und weitere Maßnahmen des Gegners wurden nicht bekannt.
Die Agentur wurde nur zum Teil bearbeitet und haben kein interessantes Material gebracht. Schwierigkeiten ergeben sich dadurch, daß zum Betrieb 6 verschiedene Werke, die räumlich von einander getrennt sind, gehören.
Auf dem Sektor Landwirtschaft waren keinerlei Vorkommnisse. Lediglich ist in Waldkirchen zu verzeichnen, daß dort bei einer Bauernversammlung die CDU offen ihre Arbeit niedergelegt hat.
Auf dem Sektor Handel und Versorgung waren ebenfalls keinerlei Vorkommnisse zu verzeichnen und der Feind ist in diesem Kreis nicht weiter in Erscheinung getreten.
Kreis Rochlitz
Der Kreis Rochlitz ist zum überwiegenden Teil Landwirtschaftskreis mit vier größeren Betrieben.
Im Schwerpunktbetrieb Peniger Maschinenfabrik fand am 17.06. eine Arbeitsniederlegung von einer Stunde mit einer Teilnehmerzahl von 200 Personen statt. Hier wurden ziemlich erhitzte Diskussionen geführt und man kam dahin, eine Delegation in Stärke von 3 Mann mit dem Auto nach Berlin zu schicken, um zu sehen, wie die Ereignisse in Berlin verlaufen, weil man danach das eigene Handeln einrichten wollte. Die Betriebsgruppe der Partei weigerte sich anfangs, stimmte aber dann dieser Delegation mit bei. Wie zu erwarten, kam diese Delegation nicht bis Berlin, sondern nur bis Abus Wildau, wo sie an einer Betriebsversammlung teilnahm und dann die Heimreise antrat. Nach ihrer Rückkehr sprachen die Teilnehmer in heuchlerischer Weise über den Betriebsfunk, sprachen die Arbeiter an, ihre Arbeit sofort aufzunehmen und entschuldigten sich für ihr falsches Tun und Handeln. Hier muß bemerkt werden, daß die Rädelsführer der Versammlung und eine Person der Delegation in einem registrierten Gruppenvorgang laufen. Durch operative Bearbeitung war es möglich, das Delegationsmitglied anzuwerben, was für die weitere Bearbeitung des Vorganges von Wichtigkeit ist. Seit dieser Zeit war lediglich noch eine Hetzparole in den Abortanlagen festzustellen, sonst ist wieder vollkommene Ruhe.
Dieses Beispiel der Peniger Laschinenfahrik sollte als Beispiel für die anderen Betriebe des Kreises genommen werden und, es wurde bekannt, daß die übrige Industrie nur auf die Maschinenfabrik gesehen hat und alles mitmachen wollte, was sich dort abspielt.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Vorgangsart von 1950 bis 1960, erstmals definiert in den Erfassungsrichtlinien vom 20.9.1950; Operativer Vorgang gegen mehrere Personen, denen eine "feindliche Tätigkeit" unterstellt wurde. Die Eröffnung eines Gruppenvorgangs hatte auf der Grundlage von "überprüftem Material", das z. B. durch einen Überprüfungsvorgang gewonnen wurde, zu erfolgen. Er war zentral in der Abteilung XII zu registrieren. Die betroffenen Personen und ihre Verbindungen waren in der zentralen Personenkartei (F 16), involvierte Organisationen in der zentralen Feindobjektkartei (F 17) zu erfassen.
Verharmlosende Bezeichnung aller Aktivitäten und Maßnahmen der "politisch-operativen Arbeit", also der geheimdienstlich-geheimpolizeilichen Tätigkeit in Bezug auf Personen oder zur Klärung von Sachverhalten, wenn aus Sicht des MfS Hinweise auf "feindlich-negative Handlungen" vorlagen. Die "Bearbeitung" konnte u. a. die Durchführung einer Operativen Personenkontrolle umfassen oder einen Operativen Vorgang betreffen.
Signatur: BStU, MfS, BV Karl-Marx-Stadt, Abt. XX, Nr. 301, Bl. 1-74
Die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Karl-Marx-Stadt dokumentierte die Ereignisse in ihrem Bezirk während des Volksaufstands vom 17. Juni 1953. Im Vergleich zu anderen Bezirken verzeichnete die Staatssicherheit hier weitaus weniger Streiks und Demonstrationen.
Vom 16. bis 21. Juni 1953 kam es in fast 700 Städten und Gemeinden der DDR zu Demonstrationen und Streiks. Begann der 17. Juni noch als Arbeiteraufstand, entwickelte er sich schnell zum Volksaufstand weiter. Er nahm vielerorts revolutionäre Züge an, bevor er mit Hilfe von russischen Panzern unterdrückt wurde. SED und Stasi bezeichneten die Vorkommnisse offiziell als einen vom westlichen Ausland gesteuerten "Putschversuch faschistischer Agenten und Provokateure".
Während in anderen Regionen in Sachsen hunderte Betriebe bestreikt wurden, kam es im Bezirk Karl-Marx-Stadt am 17. Juni 1953 zu weitaus weniger Streiks und Demonstrationen. Dabei war es bereits Ende Mai in der Stadt zu mehreren Streiks in größeren Betrieben gekommen, die bis zum 15. Juni immer wieder in unterschiedlicher Intensität aufflammten. So legte am 1. Juni im VEB NAGEMA ein Viertel der 1.600 Beschäftigten für acht Stunden die Arbeit nieder. Diesem Streik schlossen sich am 2. Juni 120 und am 3. Juni 150 Arbeiter des Schleifmaschinenwerks an, die für etwa zwei Stunden die Arbeit ruhen ließen.
Am 17. Juni kam es schließlich in den Betrieben VEB Vereinigte Gießereien, VEB Textima, Büromaschinenwerk und im VEB Schleifmaschinenbau zu Streiks. Im Stadtgebiet verteilten Protestierende Flugblätter und brachten Parolen an Häuserwänden an, die zum Sturz der Regierung aufriefen. Weitere Forderungen der Streikbewegung waren neben der Rücknahme der Normenerhöhung freie Wahlen, eine Freilassung politischer Häftlinge und die Rückkehr sämtlicher noch in Gefangenschaft befindlicher Kriegsgefangener.
Die Streiks der vergangenen Wochen hatte die SED-Bezirksleitung in Karl-Marx-Stadt jedoch wachsam gemacht. Im Gegensatz zu den Funktionären anderer Städte hatte sie sich auf eventuelle Streiks und Unruhen vorbereitet und konnte größere Proteste schon im Ansatz vereiteln. In der Zeit vom 16. bis 25. Juni wurden im Bezirk Karl-Marx-Stadt 34 Personen festgenommen. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt zeigten ihren Unmut deshalb erst zehn Tage später. Als die SED die Bevölkerung von Karl-Marx-Stadt zu einer Kundgebung auf den Marktplatz beorderte, kamen statt der üblichen 75.000 bis 100.000 lediglich 3.000 Personen, die daran teilnahmen. Als die SED-Funktionäre die Erschienenen aufforderten, sich in bereitliegende Listen einzutragen und so nachvollziehbar zu machen, wer ferngeblieben war, weigerten sich die Bürgerinnen und Bürger.
Trotzdem zeigte sich die Bezirksverwaltung der Stasi in der vorliegenden Analyse der Vorkommnisse zufrieden: "Alle vorgekommenen Streik-, Flugblatt- und Schmieraktionen blieben isoliert. Eine terroristische Tätigkeit, Sabotage größerer Art oder Demonstrationen fanden nicht statt."
Im VEB Wema Rochlitz fand am 13.06. eine Arbeitsniederlegung für eine Stunde statt, woran 270 Personen beteiligt waren, die aber sofort von der Partei wieder bereinigt wurde.
Wie schon angeführt, ist die Landwirtschaft in diesem Kreis überwiegend. Bei 5 LPG sind dieser Tage insgesamt 15 Austrittsgewuche eingegangen, davon wird eine LPG mit 7 Austritten an stärksten betroffen. Bei 4 LPG sind ernste Erscheinungen bemerkbar, die sich mit der Auflösung befassen.
In einer Mitgliederversammlung der Partei in Schleißdorf beantragte ein gew. [anonymisiert] seinen Austritt und gab folgende Begründung an: "Ich habe in der Partei nicht das gefunden, was ich suche. Ich glaubte, daß beim Zusammenschluß der KPD - SPD wirklich eine Arbeiterpartei zustande kommt. Die SED ist aber eine kommunistische Partei geworden."
Die Arbeit mit der Agentur war sehr ungenügend, da der Kreis über 2 MTS und 2 operative Mitarbeiter dafür verfügt. Die Agenturarbeit wurde nur mit 2 GI's durchgeführt. Demzufolge sind auch keinerlei Erfolge- auf dem Sektor Landwirtschaft zu verzeichnen.
Kreis Schwarzenberg
Am 15.06. ging im Eisenwerk Erlau bereits eine Arbeitsniederlegung wegen Normerhöhungen voraus. Daran waren 20 Personen beteiligt, die ihre Maschinen eine Stunde lang ausrückten.
Im VEB Mewa Sturmlaterne, Beierfeld, wurde von einem unbekannten Täter eine Normtafel beseitigt.
Am 24.06. fiel im Kraftwerk Schwarzenberg ein Transformator aus. Dadurch war die Stromversorgung im Kreis Schwarzenberg unterbrechen. Der Ausfall dauerte ca. 2 Stunden, bis von den Außenbetrieben die Stromzufuhr zugeleitet wurde. Der Schaden beträgt ca. DM l0.000,- ohne die Kosten des Produktionsausfalles. Die Ursache ist vermutl. Blitzeinschlag, was die bereits laufende Untersuchung noch ergeben müßte.
Weitere Vorkommnisse im Kreisgebiet Schwarzenberg sind nicht zu verzeichnen. Bei den Arbeitern in den Betrieben ist eine allgemein abwartende Haltung zu verspüren, indem man der Meinung ist, daß man die Normerhöhung erst anders durchsetzen wollte und jetzt in der Lage ist, sie ohne weiteres wieder fallen zu lassen.
Unter den werktätigen Dauern wird über die Zwangseintreibungen für auferlegte Strafen für Sollrückstände diskutiert. Sie sind der Meinung, daß die Beschlüsse der Regierung dahingehen, daß die aufgelegten Strafen erlassen bzw. die eingezogenen Strafen zurückgezahlt werden.
Innerhalb des Kreisgebietes ist keine konzentrierte Form des Klassengegners festgestellt worden. Anzeichen über zu erwartende Aktionen sind nicht zu verspüren.
Operative Mitarbeiter
Operative Mitarbeiter des MfS waren Hauptamtliche Mitarbeiter, die IM und OibE führten, in MfS-Dokumenten auch als vorgangsführende Mitarbeiter oder IM-führende Mitarbeiter (umgangssprachlich Führungsoffiziere) bezeichnet, von denen es im MfS zuletzt etwa 12.000 bis 13.000 gab. Sie waren für eine Region oder Institution, für bestimmte Personenkreise oder spezifische Sachfragen zuständig und hatten die Sicherheitslage in ihrem Verantwortungsbereich zu beurteilen.
Es wurde von ihnen erwartet, dass sie insbesondere durch Rekrutierung und Einsatz von IM die "staatliche Sicherheit und die gesellschaftliche Entwicklung" vorbeugend sicherten. Verdächtige Personen waren in Operativen Vorgängen oder Operativen Personenkontrollen zu "bearbeiten", Personengruppen mit besonderen Befugnissen mit Sicherheitsüberprüfungen unter Kontrolle zu halten. Bei der Erfüllung ihrer Aufgaben sollten sie das politisch-operative Zusammenwirken mit anderen staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen nutzen.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Von 1950 bis 1968 geltende Bezeichnung für die gewöhnlichen inoffiziellen Mitarbeiter, in den ersten Jahren auch nur Informatoren genannt. 1968 wurden die GI überwiegend zu IMS. GI dienten vor allem der allgemeinen Informationsbeschaffung. Sie wurden dabei auch zunehmend zur Sicherung von Institutionen, zur Feststellung der Bevölkerungsstimmung, zur Überprüfung verdächtiger Personen, zur Verhinderung von Republikfluchten oder auch bei Ermittlungen und Fahndungen eingesetzt.
Signatur: BStU, MfS, BV Karl-Marx-Stadt, Abt. XX, Nr. 301, Bl. 1-74
Die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Karl-Marx-Stadt dokumentierte die Ereignisse in ihrem Bezirk während des Volksaufstands vom 17. Juni 1953. Im Vergleich zu anderen Bezirken verzeichnete die Staatssicherheit hier weitaus weniger Streiks und Demonstrationen.
Vom 16. bis 21. Juni 1953 kam es in fast 700 Städten und Gemeinden der DDR zu Demonstrationen und Streiks. Begann der 17. Juni noch als Arbeiteraufstand, entwickelte er sich schnell zum Volksaufstand weiter. Er nahm vielerorts revolutionäre Züge an, bevor er mit Hilfe von russischen Panzern unterdrückt wurde. SED und Stasi bezeichneten die Vorkommnisse offiziell als einen vom westlichen Ausland gesteuerten "Putschversuch faschistischer Agenten und Provokateure".
Während in anderen Regionen in Sachsen hunderte Betriebe bestreikt wurden, kam es im Bezirk Karl-Marx-Stadt am 17. Juni 1953 zu weitaus weniger Streiks und Demonstrationen. Dabei war es bereits Ende Mai in der Stadt zu mehreren Streiks in größeren Betrieben gekommen, die bis zum 15. Juni immer wieder in unterschiedlicher Intensität aufflammten. So legte am 1. Juni im VEB NAGEMA ein Viertel der 1.600 Beschäftigten für acht Stunden die Arbeit nieder. Diesem Streik schlossen sich am 2. Juni 120 und am 3. Juni 150 Arbeiter des Schleifmaschinenwerks an, die für etwa zwei Stunden die Arbeit ruhen ließen.
Am 17. Juni kam es schließlich in den Betrieben VEB Vereinigte Gießereien, VEB Textima, Büromaschinenwerk und im VEB Schleifmaschinenbau zu Streiks. Im Stadtgebiet verteilten Protestierende Flugblätter und brachten Parolen an Häuserwänden an, die zum Sturz der Regierung aufriefen. Weitere Forderungen der Streikbewegung waren neben der Rücknahme der Normenerhöhung freie Wahlen, eine Freilassung politischer Häftlinge und die Rückkehr sämtlicher noch in Gefangenschaft befindlicher Kriegsgefangener.
Die Streiks der vergangenen Wochen hatte die SED-Bezirksleitung in Karl-Marx-Stadt jedoch wachsam gemacht. Im Gegensatz zu den Funktionären anderer Städte hatte sie sich auf eventuelle Streiks und Unruhen vorbereitet und konnte größere Proteste schon im Ansatz vereiteln. In der Zeit vom 16. bis 25. Juni wurden im Bezirk Karl-Marx-Stadt 34 Personen festgenommen. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt zeigten ihren Unmut deshalb erst zehn Tage später. Als die SED die Bevölkerung von Karl-Marx-Stadt zu einer Kundgebung auf den Marktplatz beorderte, kamen statt der üblichen 75.000 bis 100.000 lediglich 3.000 Personen, die daran teilnahmen. Als die SED-Funktionäre die Erschienenen aufforderten, sich in bereitliegende Listen einzutragen und so nachvollziehbar zu machen, wer ferngeblieben war, weigerten sich die Bürgerinnen und Bürger.
Trotzdem zeigte sich die Bezirksverwaltung der Stasi in der vorliegenden Analyse der Vorkommnisse zufrieden: "Alle vorgekommenen Streik-, Flugblatt- und Schmieraktionen blieben isoliert. Eine terroristische Tätigkeit, Sabotage größerer Art oder Demonstrationen fanden nicht statt."
Die Arbeit mit den GI's war sehr schlecht, da die bestehenden zum größten Teil Genossen sind und nur Berichte in positiver Form brachten.
Kreis Stollberg
Im gesamten Kreisgebiet sind keinerlei Sonderaktionen zu verzeichnen. Die Arbeit lief normal und wurde ordnungsgemäß durchgeführt.
Konzentriert trat der Klassengegner nicht in Erscheinung.
Im Steinkohlenbergbau Karl-Liebknecht-Werk und Rudolf-Breitscheid-Schacht wurde folgendes festgestellt: In der Zeit vom 17.-23.06. wurden in 7 Fällen an Hunten, die aus dem Förderschacht kamen, Hetzparolen angeschrieben, die zum Streik aufforderten. Trotz sofortiger Gegenmaßnahmen konnte nicht festgestellt werden, aus welchem Revier die Hunte übertage gebracht wurden.
Es wurde bekannt, daß am Tag des Bergmannes am 05.07.53 die Kumpels des Steinkohlenreviers Oelsnitz/E. beabsichtigen, zu streiken, wenn eine ungerechte Prämienverteilung vorgenommen. wird.
Am 22.06.53 äußerte ein Bergmann beim Kauf eines Anzuges in der HO Oelsnitz/E. folgendes: "Fräulein, ich sage es Ihnen im Vertrauen, warten Sie den Tag des Bergmannes ab, dann sprechen wir uns wieder, von wegen Aktivisten, "verdienter Bergmann" und der ganze Kult, ein armer Hund, der schon so nichts verdient, geht leer aus. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, daß einer DM 300,-- und der andere 1.600,-- DM verdient. Jeder hat nur zwei Hände zum arbeiten. Die mögen jedem etwas in die Hand drücken, dann ist manches abzuhalten. Sind das Zustände, wie jetzt ein Reviersteiger zu den Strafgefangenen gesagt hat, wenn er die 107 erhöhte Norm nicht schafft, gehts zurück ins Straflager Zwickau, da könnt Ihr dann etwas erleben! Man treibt es zu toll mit der Norm. Sie sollten bloß mal die Diskussionen der Kumpels hören. Die haben es satt bis obenran, das kommt zum Platzen!"
Des weiteren sagte der 23 Jahre alte Bergmann [anonymisiert], beschäftigt auf Martin Hoop IV, wohnhaft in [anonymisiert], in der Gaststätte "Walderholung" an 21.06. folgendes: "Bis jetzt warten wir noch ab, was da kommt. Der Stichtag ist der Tag des Bergmanns. Es brodelt überall. Freiwillige Normerhöhung ist alles Schwindel. Es ist alles ein "Muß" und das Faß ist bei allen voll". Die Frage, ob das nur seine eigene Meinung sei, beantwortete er mit "Nein", das sei alles organisiert. Viele Bergleute warten nur auf die Auszeichnung zum "Tag des Bergmanns". Wenn die wieder so ausfallen, von wegen, der eine kriegtalles in den Rachen geschmissen und mancher alter Kumpel, der schon sein Leben lang unten rumgewühlt hat, geht leer aus, dann ist's vorbei, da machen die Bergleute nicht mehr mit." Auf die Frage, ob diese Angelegenheit nur für Martin-Hoop-Schacht geplant sei, antwortete [anonymisiert], daß sich dies auf alle Steinkohlenschächte bezieht und man auf die Normer eine Wut habe und sie die Ersten seien, die dran glauben müßten.
Innerhalb der Landwirtschaft erklärten die Genossenschaftsbauern [anonymisiert](DBD),[anonymisiert] (DBD) und [anonymisiert] von der LPG Jahnsdorf am 17.06.53 ihren Austritt . Der LPG-Vorsitzende [anonymisiert] erklärte hierbei, er könne nicht mehr den LPG-
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Von 1950 bis 1968 geltende Bezeichnung für die gewöhnlichen inoffiziellen Mitarbeiter, in den ersten Jahren auch nur Informatoren genannt. 1968 wurden die GI überwiegend zu IMS. GI dienten vor allem der allgemeinen Informationsbeschaffung. Sie wurden dabei auch zunehmend zur Sicherung von Institutionen, zur Feststellung der Bevölkerungsstimmung, zur Überprüfung verdächtiger Personen, zur Verhinderung von Republikfluchten oder auch bei Ermittlungen und Fahndungen eingesetzt.
Fernschreiben der Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt zu verhinderten Streikaktionen Dokument, 1 Seite
Meldung einer Arbeitsniederlegung in Freiberg Dokument, 1 Seite
Aufhebung des Ausnahmezustands in Karl-Marx-Stadt Dokument, 1 Seite
Meldung zu erneuten Streiks im Bezirk Karl-Marx-Stadt Dokument, 4 Seiten