Die Friedliche Revolution war Teil des allgemeinen gesellschaftlichen Aufbruchs innerhalb des Ostblocks in den 80er Jahren. In der DDR forderten oppositionelle Kräfte Veränderungen nach dem Vorbild von Glasnost und Perestroika (russisch für: Offenheit und Umgestaltung) in der Sowjetunion. Es entstanden Bürgerrechts-, Ausreise- und Umweltbewegungen. Jugendliche, Kirchenmitglieder, Künstler und Intellektuelle fanden dort eine Plattform, um Kritik am System zu äußern.
Die SED-Führung reagierte darauf mit einer Verhärtung ihrer politischen Linie und schottete sich zunehmend vom eigenen Volk und dessen Problemen ab. Die erstarrten Denk- und Führungsstrukturen machten nicht nur staats- und gesellschafts-, sondern auch wirtschaftspolitische Veränderungen unmöglich. Hinzu kamen außenpolitischer Druck und massive wirtschaftliche Probleme. Die Enttäuschung in der Bevölkerung wuchs und auch viele SED-Mitglieder begannen sich von ihrer Partei zu entfremden.
Gleichzeitig entfaltete sich eine erhöhte Risikobereitschaft innerhalb der Oppositionsgruppen. Nachdem Bürgerrechtler nachweisen konnten, dass das offizielle Ergebnis der Kommunalwahlen vom 7. Mai 1989 von knapp 99 Prozent nicht den Tatsachen entsprach, kam es zu offenen Protesten. Das brutale Vorgehen der Stasi dagegen wiederum ließen weite Teile der Bürgerbewegung und der Bevölkerung zunächst resignieren. Eine direkte Folge dessen war das Anwachsen der Ausreisewelle im Sommer 1989.
Tausende Menschen nutzen neu entstandene Schlupflöcher im Eisernen Vorhang und flüchteten über die sozialistischen Nachbarländer in den Westen. Sie entkamen über die grüne Grenze in Ungarn nach Österreich oder sie besetzten die BRD-Botschaften in Prag, Warschau und Budapest, um ihre Ausreise zu erzwingen.
Erst ein Aufruf zum Bleiben durch die evangelischen Kirche Anfang September sorgte für ein Umdenken. Aus dieser Initiative entwickelten sich im Herbst Massendemonstrationen, die in den Montagsdemonstrationen mit mehreren hunderttausend Teilnehmern ihren Höhepunkt fanden. Die Menschen auf den Straßen forderten demokratische Reformen, freie Wahlen und den Verzicht auf Gewalt.
Der Druck auf die SED-Führung wuchs, auch die Reisebeschränkungen zu lockern. Die Verkündung des veränderten Reisegesetzes führte dazu, dass sich am 9. November 1989 Tausende an den Grenzanlagen im geteilten Berlin versammelten und so den Fall der Mauer herbeiführten. Der Besetzung von Stasi-Dienststellen der Stasi folgte schließlich die Auflösung der DDR-Geheimpolizei. Ihren Abschluss fand die Friedliche Revolution in den ersten freien Wahlen zur Volkskammer am 18. März 1990.
Die Aufgabe des Ministeriums für Staatssicherheit war es, solche Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und gemeinsam mit anderen Sicherheitsorganen zu unterdrücken. In den entscheidenden Wochen im Herbst sah sich die Geheimpolizei dazu allein nicht mehr in der Lage. Nach der offenen Gewaltanwendung gegen die Bevölkerung bis Mitte Oktober, musste sich das MfS auf die Beobachtung und Dokumentation der Ereignisse beschränken.
Die Zeugnisse der Revolution in dieser Sammlung zeigen das Geschehen aus Sicht der DDR-Geheimpolizei und dokumentieren vor allem Ereignisse, welche die Stasi als Angriff auf die Stabilität des SED-Staates wertete. Darüber hinaus geben sie Einblicke in das Innenleben des Stasi-Apparates