Signatur: BStU, MfS, BV Dresden, Vi, Nr. 13
MfS-Videoaufnahme von gewaltsamen Zusammenstößen zwischen DDR-Bürgern und der Volkspolizei. Die Bürger versuchten, sich Zutritt zum Dresdner Hauptbahnhof zu verschaffen, wo am Abend der Aufnahme Züge mit Botschaftsbesetzern aus Prag in Richtung Bundesrepublik durchfahren sollten.
Im August und September 1989 besetzten DDR-Bürger die Botschaften der Bundesrepublik Deutschland in Warschau, Prag sowie die Ständige Vertretung in Ostberlin. Sie versuchten auf diese Weise, ihre Ausreise in die BRD zu erzwingen. Nach intensiven Verhandlungen der westdeutschen Regierung mit der DDR-Führung durften zumindest die Flüchtlinge in den Botschaften in Prag und Warschau in die BRD ausreisen. Ab dem 1. Oktober sollten sie in insgesamt 14 Sonderzügen über Dresden und Karl-Marx-Stadt, das heutige Chemnitz, ins bayerische Hof fahren.
Ausreisewillige in der DDR erfuhren von den Fahrten dieser Sonderzüge. Manche fassten den Plan, auf die Züge aufzuspringen und so aus der DDR zu fliehen. Volkspolizei und Stasi wurden mit der Absicherung der Strecke betraut, um genau das zu verhindern. Am Dresdner Hauptbahnhof kam es deshalb am späten Abend des 4. Oktobers 1989 zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Volkspolizei und DDR-Bürgern, die sich Zutritt zum Gleis und damit zu den Zügen in den Westen verschaffen wollten. Mit der vorliegenden Videoaufnahme dokumentierte das MfS die Krawalle, die zu den schwersten seit dem Volksaufstand des 17. Juni 1953 in der DDR gehörten.
Das Video ist nur mit einer unverständlichen Tonspur überliefert. Es beginnt mit Aufnahmen von zerstörten Räumen am Dresdner Hauptbahnhof. Darauf folgen Aufnahmen der Krawalle am Gebäude des Hauptbahnhofs, bei denen aufgebrachte Bürger versuchen, durch eine verbarrikadierte Tür zu gelangen. Dahinter und hinter Fenstern neben der Tür stehen Uniformierte, die die Menschen mit einem Wasserschlauch abzuwehren versuchen. Am Ende des Films sind Zusammenstöße zwischen Bürgern und Ordnungskräften vor dem Hauptbahnhof zu sehen.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Fotodokumentation über Schäden am Dresdner Hauptbahnhof nach Durchfahrt der "Botschaftsflüchtlinge" 7 Fotografien
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Reaktionen der DDR-Bevölkerung und Vorkommnisse anlässlich der zeitweiligen Aussetzung des pass- und visafreien Reiseverkehrs in die Tschechoslowakei Dokument, 6 Seiten
Fernschreiben von Böhm, Leiter der BVfS Dresden, an die MfS-Zentrale zu den Ereignissen in Dresden am 9. Oktober 1989 Dokument, 6 Seiten