Signatur: BStU, MfS, HA VI, Nr. 14165, Bl. 77-102
Weisung des Leiters der zum MfS gehörenden Passkontrolleinheit am Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße. Das Dokument enthält detaillierte Informationen über das Gelände, die technische Ausstattung und die Zusammenarbeit der eingesetzten Einheiten..
An den Grenzübergangsstellen (GüSt) zwischen der DDR und der Bundesrepublik war das MfS stets präsent. Die militärische Sicherung der Grenze und der Übergänge übernahmen die Grenztruppen, die dem Ministerium für Nationale Verteidigung unterstanden. Die Zollabfertigung der Reisenden war Aufgabe von Mitarbeitern der Zollverwaltung. Die Passkontrolleinheiten (PKE) aber, die Ein- und Ausreisen kontrollierten, unterstanden der Hauptabteilung VI des Ministeriums für Staatssicherheit.
Das vorliegende Dokument ist eine Weisung des Leiters der PKE über die "Gewährleistung einer hohen Sicherheit und Ordnung" am Grenzübergang. Darin legt er fest, über welche Fähigkeiten seine Leute verfügen sollten, wie sie sich zu verhalten hatten und wie die Zusammenarbeit mit Grenztruppen und Zoll gestaltet werden sollte. Die Weisung enthält detaillierte Informationen über die GüSt, ihre Gebäude und Anlagen, ihr Umfeld sowie die dort eingesetzten Mitarbeiter und deren Bewaffnung.
6.1.9 Stärke und Bewaffnung der Organe des Zusammenwirkens
PKE GZA GT
GÜSt Weidendamm GÜSt BV GÜSt Regiment
Stärke
Sollstärke 67
Iststärke 67
Pistole "M" 67 - - - 5 -
MPi "K" 15 42 15 - 4
LMG "D" - 1- - - - -
RPG 7 - 4 - - - -
Kampfsätze MPi 15 42 15 - 4 -
Schutzmasken 67 - 46 - 5 -
Einsatzfilter - 168 - - 5 -
med.Schutzpäckchen - 6- 46 - 5 -
Verbandspäckchen - 150 - - 9 -
Ferngläser 2 - - - 2 -
Reizwurfkörper 8- - - - - -
Handschellen 2 - - - - -
Knebelketten 4 - 4 - - -
Schlagstöcke 36 - - - - -
Gasspray 12 - - - - -
Hauptabteilung VI (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel)
Die Hauptabteilung VI befasste sich mit dem grenzüberschreitenden Reiseverkehr. Sie wurde 1970 durch Fusion der Arbeitsgruppen "Passkontrolle und Fahndung" und "Sicherung des Reiseverkehrs" sowie der Zoll-Abwehr (Überwachung der Zoll-Mitarbeiter) gebildet. Die Hauptabteilung VI hatte an den Grenzübergängen der DDR die Reisenden zu kontrollieren und abzufertigen. Deshalb waren die DDR-Passkontrolleure hauptamtliche Mitarbeiter der Hauptabteilung VI. Zur Tarnung trugen sie Uniformen der Grenztruppen. Zunächst war 1950 die Grenzpolizei mit der Grenzabfertigung beauftragt worden.
Bei der Hauptabteilung VI wurden die Daten der Einreisenden einer ersten Analyse unterzogen, um politisch-operativ interessante Personen herauszufiltern. Die Grenzkontrolle umfasste für die Hauptabteilung VI auch die Überwachung der westlichen Grenzkontrollstellen, in Westberlin auch die der Flughäfen Tegel und Tempelhof sowie der Polizei und des Grenzzolldienstes. Zum Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI gehörte die lückenlose Überwachung der Transitstrecken von und nach Westberlin. Bei ihr liefen Avisierungen für bevorzugte Grenzabfertigungen zusammen.
1970 übernahm sie von der Hauptabteilung XX/5 die Aufgabe, Fluchtversuche zu unterbinden und Fluchthelfer im Westen zu verfolgen, was 1975/76 zu Teilen an die Zentrale Koordinierungsgruppe überging (Republikflucht). Die Hauptabteilung VI überwachte touristische Einrichtungen in der DDR, darunter die Reisebüros und die Interhotels. Ebenso kontrollierte sie DDR-Bürger bei ihren Reisen ins sozialistische Ausland, um Kontakte zu westlichen Staatsbürgern und Fluchtversuche ggf. zu unterbinden.
Die Operativgruppen des MfS in der ČSSR, Ungarn und Bulgarien waren ihr von 1970 bis 1989 unterstellt. 1989 gab sie deren Leitung an die Hauptabteilung II (HA II) ab. Im Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI wurden 1979–1981 drei Mordanschläge auf den Fluchthelfer Wolfgang Welsch durchgeführt, die dieser nur knapp überlebte.
Charakteristisch für die Hauptabteilung VI war die enge Kooperation mit vielen MfS-Diensteinheiten und anderen Institutionen wie Grenztruppen und Zoll, da im Bereich der Hauptabteilung VI eine Vielzahl von relevanten Erstinformationen und Daten zusammenkam. 1985 führte die Hauptabteilung VI 1.064 IM, darunter 67 West-IM, von denen 62 in Westberlin lebten.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
An den Grenzübergangsstellen (Güst) der DDR führten Passkontrolleinheiten (PKE) der Staatssicherheit die Identitätskontrollen und Fahndungsmaßnahmen durch und überwachten auf diese Weise den gesamten grenzüberschreitenden Verkehr. Im Zuge der Kontrollen realisierten sie auch operative Maßnahmen im Auftrag anderer Diensteinheiten des MfS. Die in den Uniformen der Grenztruppen auftretenden Angehörigen der PKE gehörten zur Linie VI des MfS (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel).
Die Passkontrolle war seit 1962 in der Kompetenz des MfS, als das Aufgabengebiet vom Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs auf die damals neu gegründete Arbeitsgruppe Passkontrolle und Fahndung überging. Hintergrund war u. a. die sich nach dem Mauerbau entwickelnde Fluchthilfe.
Signatur: BStU, MfS, HA VI, Nr. 14165, Bl. 77-102
Weisung des Leiters der zum MfS gehörenden Passkontrolleinheit am Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße. Das Dokument enthält detaillierte Informationen über das Gelände, die technische Ausstattung und die Zusammenarbeit der eingesetzten Einheiten..
An den Grenzübergangsstellen (GüSt) zwischen der DDR und der Bundesrepublik war das MfS stets präsent. Die militärische Sicherung der Grenze und der Übergänge übernahmen die Grenztruppen, die dem Ministerium für Nationale Verteidigung unterstanden. Die Zollabfertigung der Reisenden war Aufgabe von Mitarbeitern der Zollverwaltung. Die Passkontrolleinheiten (PKE) aber, die Ein- und Ausreisen kontrollierten, unterstanden der Hauptabteilung VI des Ministeriums für Staatssicherheit.
Das vorliegende Dokument ist eine Weisung des Leiters der PKE über die "Gewährleistung einer hohen Sicherheit und Ordnung" am Grenzübergang. Darin legt er fest, über welche Fähigkeiten seine Leute verfügen sollten, wie sie sich zu verhalten hatten und wie die Zusammenarbeit mit Grenztruppen und Zoll gestaltet werden sollte. Die Weisung enthält detaillierte Informationen über die GüSt, ihre Gebäude und Anlagen, ihr Umfeld sowie die dort eingesetzten Mitarbeiter und deren Bewaffnung.
6.1.10 Verkehrssituation an der Grenzübergangsstelle
- Die Grenzübergangsstelle Heinrich-Heine-Straße ist für folgende Verkehrskategorien zugelassen:
1. Bürger der BRD zur Einreise und Ausreise mit Visum zum Tagesaufenhalt (berechtigt zum Aufenthalt in der Hauptstadt bis 24.00 Uhr des Einreisetages).
2. Bürger der BRD mit Visum zur Ein- und Ausreise in die DDR einschließlich ihrer Hauptstadt für ein oder mehrere Tage (Privatreisende, Touristen, Dienstreisende im kommerziellen Warenverkehr)
3. Bürger der DDR mit Visum zur Ein- und Ausreise
a) Alters- und Invalidenrentner
b) Dienstreisende im kommerziellen Warenverkehr
c) sonstige genehmigte Ausreisen von DDR-Bürgern
4. Ständige Einwohner Westberlins zur Ein- und Ausreise im kommerziellen Warenverkehr (für Privatreisen von Bürgern Westberlins ist die GüSt nicht zugelassen)
5. Diplomaten und Mitarbeiter von ausländischen Vertretungen des sozialistischen und nichtsozialistischen Auslandes.
Den genannten Reisekategorien, außer im kommerziellen Warenverkehr, ist die Ein- bzw. Ausreise sowohl mit Pkw als auch als Fußgänger gestattet.
Der kommerzielle Warenverkehr wird in der Hauptstadt mit Lkw durchgeführt, im geringen Umfang (z.B.Transport von Mustern und kleineren Mengen Waren) auch mit Pkw.
- Zur Verkehrssituation
An der GÜSt Heinrich-Heine-Straße herrscht an den Wochentagen von Montag bis Freitag ein relativ kontinuierlicher Verkehr, der in den Schwerpunktzeiten der Einreise zwischen 09.00 und 11.00 Uhr 120 Pkw und in den Schwerpunktzeiten der Ausreise zwischen 16.00 und 10.00 Uhr sowie zwischen 23.00 und 24.00 Uhr 150 Pkw stündlich nicht wesentlich überschreitet. Absolute Verkehrsspitzen entstehen jeweils an den Wochenenden bzw. Feiertagen.
Der Stundendurchlauf in den Spitzenzeiten der Einreise zwischen 09.00 und 12.00 Uhr beträgt abhängig von der Jahreszeit an normalen Wochenenden etwa 220 Pkw/ 460 Personen, in der Schwerpunktzeit der Ausreise zwischen 17.00 und 19.00 Uhr sowie 23.00 und 24.00 Uhr etwa 300 Pkw/200 Personen stündlich.
Hauptabteilung VI (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel)
Die Hauptabteilung VI befasste sich mit dem grenzüberschreitenden Reiseverkehr. Sie wurde 1970 durch Fusion der Arbeitsgruppen "Passkontrolle und Fahndung" und "Sicherung des Reiseverkehrs" sowie der Zoll-Abwehr (Überwachung der Zoll-Mitarbeiter) gebildet. Die Hauptabteilung VI hatte an den Grenzübergängen der DDR die Reisenden zu kontrollieren und abzufertigen. Deshalb waren die DDR-Passkontrolleure hauptamtliche Mitarbeiter der Hauptabteilung VI. Zur Tarnung trugen sie Uniformen der Grenztruppen. Zunächst war 1950 die Grenzpolizei mit der Grenzabfertigung beauftragt worden.
Bei der Hauptabteilung VI wurden die Daten der Einreisenden einer ersten Analyse unterzogen, um politisch-operativ interessante Personen herauszufiltern. Die Grenzkontrolle umfasste für die Hauptabteilung VI auch die Überwachung der westlichen Grenzkontrollstellen, in Westberlin auch die der Flughäfen Tegel und Tempelhof sowie der Polizei und des Grenzzolldienstes. Zum Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI gehörte die lückenlose Überwachung der Transitstrecken von und nach Westberlin. Bei ihr liefen Avisierungen für bevorzugte Grenzabfertigungen zusammen.
1970 übernahm sie von der Hauptabteilung XX/5 die Aufgabe, Fluchtversuche zu unterbinden und Fluchthelfer im Westen zu verfolgen, was 1975/76 zu Teilen an die Zentrale Koordinierungsgruppe überging (Republikflucht). Die Hauptabteilung VI überwachte touristische Einrichtungen in der DDR, darunter die Reisebüros und die Interhotels. Ebenso kontrollierte sie DDR-Bürger bei ihren Reisen ins sozialistische Ausland, um Kontakte zu westlichen Staatsbürgern und Fluchtversuche ggf. zu unterbinden.
Die Operativgruppen des MfS in der ČSSR, Ungarn und Bulgarien waren ihr von 1970 bis 1989 unterstellt. 1989 gab sie deren Leitung an die Hauptabteilung II (HA II) ab. Im Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI wurden 1979–1981 drei Mordanschläge auf den Fluchthelfer Wolfgang Welsch durchgeführt, die dieser nur knapp überlebte.
Charakteristisch für die Hauptabteilung VI war die enge Kooperation mit vielen MfS-Diensteinheiten und anderen Institutionen wie Grenztruppen und Zoll, da im Bereich der Hauptabteilung VI eine Vielzahl von relevanten Erstinformationen und Daten zusammenkam. 1985 führte die Hauptabteilung VI 1.064 IM, darunter 67 West-IM, von denen 62 in Westberlin lebten.
An den Grenzübergangsstellen (Güst) der DDR führten Passkontrolleinheiten (PKE) der Staatssicherheit die Identitätskontrollen und Fahndungsmaßnahmen durch und überwachten auf diese Weise den gesamten grenzüberschreitenden Verkehr. Im Zuge der Kontrollen realisierten sie auch operative Maßnahmen im Auftrag anderer Diensteinheiten des MfS. Die in den Uniformen der Grenztruppen auftretenden Angehörigen der PKE gehörten zur Linie VI des MfS (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel).
Die Passkontrolle war seit 1962 in der Kompetenz des MfS, als das Aufgabengebiet vom Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs auf die damals neu gegründete Arbeitsgruppe Passkontrolle und Fahndung überging. Hintergrund war u. a. die sich nach dem Mauerbau entwickelnde Fluchthilfe.
Signatur: BStU, MfS, HA VI, Nr. 14165, Bl. 77-102
Weisung des Leiters der zum MfS gehörenden Passkontrolleinheit am Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße. Das Dokument enthält detaillierte Informationen über das Gelände, die technische Ausstattung und die Zusammenarbeit der eingesetzten Einheiten..
An den Grenzübergangsstellen (GüSt) zwischen der DDR und der Bundesrepublik war das MfS stets präsent. Die militärische Sicherung der Grenze und der Übergänge übernahmen die Grenztruppen, die dem Ministerium für Nationale Verteidigung unterstanden. Die Zollabfertigung der Reisenden war Aufgabe von Mitarbeitern der Zollverwaltung. Die Passkontrolleinheiten (PKE) aber, die Ein- und Ausreisen kontrollierten, unterstanden der Hauptabteilung VI des Ministeriums für Staatssicherheit.
Das vorliegende Dokument ist eine Weisung des Leiters der PKE über die "Gewährleistung einer hohen Sicherheit und Ordnung" am Grenzübergang. Darin legt er fest, über welche Fähigkeiten seine Leute verfügen sollten, wie sie sich zu verhalten hatten und wie die Zusammenarbeit mit Grenztruppen und Zoll gestaltet werden sollte. Die Weisung enthält detaillierte Informationen über die GüSt, ihre Gebäude und Anlagen, ihr Umfeld sowie die dort eingesetzten Mitarbeiter und deren Bewaffnung.
Der Verkehr steigt vom letzten Septemberwochenende bis zum ersten Novemberwochenende sowie zu besonderen Feiertagen erheblich über die bisher genannten Werte.
- Besonderheiten bei einzelnen Reisekategorien
1. Die zum Tagesaufenthalt einreisenden Bürger der BRD führen in der Regel kein bzw. nur geringfügig Gepäck mit sich. Mitgeführte Geschenke bewegen sich im Rahmen der Zollfreigrenze von ca. 100 Mark.
2. Einreisende BRD-Bürger mit Visum zur mehrmaligen Ein- und Ausreise führen in der Regel bis auf Geschäftsunterlagen oder kleineren Geschenken keine Gepäckstücke mit sich.
3. Reisende DDR-Bürger führen Unterlagen und Gepäck entsprechend dem Charakter und der Dauer ihres Aufenthaltes in Westberlin mit sich.
4. Die Zollkontrolle wird in der Einreise generell zur Kontrolle der ordnungsgemäßen Einrichtung von Mindestumtausch und Straßenbenutzungsgebühren durchgeführt und die Fahrzeuge werden differenziert und stichpunktartig kontrolliert.
5. In der Ausreise wird mit Ausnahme des Diplomatenverkehrs generell jedes Fahrzeug mindestens einer Hohlraumkontrolle unterzogen.
6.1.11 Einschätzung der Lage und Situation im Vorfeld der GÜSt
Der Personalbestand des Westberliner Zoll's beträgt 25 bis 30 Mann. Die Schichtstärken des Westberliner Zoll's betragen zwischen 2 und 8 Mann.
Wochentags:
06.00 - 14.00 Uhr 5-8 Mann
14.00 - 22.00 Uhr 3-4 Mann
22.00 - 06.00 Uhr 2 Mann
Sonn- und Feiertage:
06.00 - 22.00 Uhr 2-3 Mann
22.00 - 06.00 Uhr 2 Mann
Das Durchschnittsalter der Westberliner Zollkräfte ist 20-40 Jahre. Die Zollkräfte haben hauptsächlich die Dienstgrade Zollsekretär, Zollobersekretär.
Bei speziellen Fahndungsmaßnahmen (z.B. Bankraub) werden Kräfte zugeführt.
Die Dienststärke des Westberliner Schutzpolizei-Revier 106 ist nicht bekannt. Sie werden nur bei bestimmten Fahndungsmaßnahmen im Außendienst an der Kontrollstelle eingesetzt.
Hauptabteilung VI (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel)
Die Hauptabteilung VI befasste sich mit dem grenzüberschreitenden Reiseverkehr. Sie wurde 1970 durch Fusion der Arbeitsgruppen "Passkontrolle und Fahndung" und "Sicherung des Reiseverkehrs" sowie der Zoll-Abwehr (Überwachung der Zoll-Mitarbeiter) gebildet. Die Hauptabteilung VI hatte an den Grenzübergängen der DDR die Reisenden zu kontrollieren und abzufertigen. Deshalb waren die DDR-Passkontrolleure hauptamtliche Mitarbeiter der Hauptabteilung VI. Zur Tarnung trugen sie Uniformen der Grenztruppen. Zunächst war 1950 die Grenzpolizei mit der Grenzabfertigung beauftragt worden.
Bei der Hauptabteilung VI wurden die Daten der Einreisenden einer ersten Analyse unterzogen, um politisch-operativ interessante Personen herauszufiltern. Die Grenzkontrolle umfasste für die Hauptabteilung VI auch die Überwachung der westlichen Grenzkontrollstellen, in Westberlin auch die der Flughäfen Tegel und Tempelhof sowie der Polizei und des Grenzzolldienstes. Zum Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI gehörte die lückenlose Überwachung der Transitstrecken von und nach Westberlin. Bei ihr liefen Avisierungen für bevorzugte Grenzabfertigungen zusammen.
1970 übernahm sie von der Hauptabteilung XX/5 die Aufgabe, Fluchtversuche zu unterbinden und Fluchthelfer im Westen zu verfolgen, was 1975/76 zu Teilen an die Zentrale Koordinierungsgruppe überging (Republikflucht). Die Hauptabteilung VI überwachte touristische Einrichtungen in der DDR, darunter die Reisebüros und die Interhotels. Ebenso kontrollierte sie DDR-Bürger bei ihren Reisen ins sozialistische Ausland, um Kontakte zu westlichen Staatsbürgern und Fluchtversuche ggf. zu unterbinden.
Die Operativgruppen des MfS in der ČSSR, Ungarn und Bulgarien waren ihr von 1970 bis 1989 unterstellt. 1989 gab sie deren Leitung an die Hauptabteilung II (HA II) ab. Im Verantwortungsbereich der Hauptabteilung VI wurden 1979–1981 drei Mordanschläge auf den Fluchthelfer Wolfgang Welsch durchgeführt, die dieser nur knapp überlebte.
Charakteristisch für die Hauptabteilung VI war die enge Kooperation mit vielen MfS-Diensteinheiten und anderen Institutionen wie Grenztruppen und Zoll, da im Bereich der Hauptabteilung VI eine Vielzahl von relevanten Erstinformationen und Daten zusammenkam. 1985 führte die Hauptabteilung VI 1.064 IM, darunter 67 West-IM, von denen 62 in Westberlin lebten.
An den Grenzübergangsstellen (Güst) der DDR führten Passkontrolleinheiten (PKE) der Staatssicherheit die Identitätskontrollen und Fahndungsmaßnahmen durch und überwachten auf diese Weise den gesamten grenzüberschreitenden Verkehr. Im Zuge der Kontrollen realisierten sie auch operative Maßnahmen im Auftrag anderer Diensteinheiten des MfS. Die in den Uniformen der Grenztruppen auftretenden Angehörigen der PKE gehörten zur Linie VI des MfS (Passkontrolle, Tourismus, Interhotel).
Die Passkontrolle war seit 1962 in der Kompetenz des MfS, als das Aufgabengebiet vom Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs auf die damals neu gegründete Arbeitsgruppe Passkontrolle und Fahndung überging. Hintergrund war u. a. die sich nach dem Mauerbau entwickelnde Fluchthilfe.
Lageplan der Grenzübergangsstelle Heinrich-Heine-Straße in Berlin Dokument, 1 Seite
Dissertation: Die Abwehr von Terror- und anderen politisch-operativ bedeutsamen Gewaltakten gegen Grenzsicherungskräfte an der Staatsgrenze der DDR Dokument, 462 Seiten
Information über die Lage an der Grenze in Ost-Berlin am Abend des Mauerfalls Dokument, 11 Seiten
Einführung eines Zusatzgeräts zum Einleiten von Tränengas in PKW-Innenräume Dokument, 1 Seite