Signatur: BStU, MfS, HV A, Vi, Nr. 15
Auf einer Podiumsveranstaltung der Schule „Etkar André“ der Hauptverwaltung A (HV A) in Belzig sprach im Jahr 1980 Doppelagent George Blake über seine Agententätigkeit in den 1940er und 1950er Jahren.
Prominenter Besuch in der HV-A-Schule: In Belzig begrüßte Hans Fruck, ehemaliger stellvertretender Leiter der Auslandsaufklärung, den Spion George Blake, der in einer Rede über seine „Verdienste als Doppelagent im Kampf gegen den Kapitalismus“ berichten sollte. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte ihn der britische Geheimdienst Secret Intelligence Service (SIS) rekrutiert. Während des Koreakriegs wechselte Blake die Seiten und arbeitete für den sowjetischen Geheimdienst KGB.
Der 1922 in Rotterdam geborene Blake war bereits als Jugendlicher im niederländischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv. Nach dem Zweiten Weltkrieg rekrutierte ihn der britische Geheimdienst und setzte Blake erstmals in Deutschland ein. In Hamburg sollte er herausfinden, ob sich eine Untergrundbewegung gegen die Besatzungsmächte bildete.
Im Jahre 1950 kam Blake nach Südkorea mit dem Ziel, die nördlich von Korea gelegene sowjetische Stadt Wladiwostok auszuspionieren. Während des im selben Jahr begonnenen Koreakriegs geriet Blake in sowjetische Kriegsgefangenschaft. In seiner Rede in Belzig erläutert er, dass sich zu dieser Zeit eine Gesinnungsänderung in ihm regte: Die Beschäftigung mit kommunistischen Ideen im Gefängnis sowie die schweren Angriffe auf zivile Ziele im Koreakrieg durch die US-Streitkräfte hätten ihn dazu gebracht, mit dem britischen Geheimdienst zu brechen. Daher nahm Blake mit dem sowjetischen Geheimdienst Kontakt auf.
Weiterhin erläutert Blake in der Rede seine Spionageaktivität für den KGB, während er gleichzeitig beim britischen Geheimdienst tätig war. Unter anderem berichtet Blake über seine Zeit als Doppelagent in Berlin, wo er einen geheimen Tunnel in Altglienicke enthüllte, mit dessen Hilfe westliche Geheimdienste die Sowjetunion ausspionierten. Blake beendet seine Rede mit einem Bericht über seine Festnahme durch die britische Justiz im Jahre 1959, die ihn zu 42 Jahren Haft verurteilte.
Diese Haftstrafe saß George Blake jedoch nicht ab: 1966 gelang ihm der Ausbruch aus dem Gefängnis von Wormwood Scrubs in London. Anschließend setzte er sich über die DDR in die Sowjetunion ab. In Russland lebte er bis zu seinem Tod im Jahre 2020.
[Husten, Stühle rücken]
[Hans Fruck:]
Liebe Genossen! Wir begrüßen heute in unsern Reihen den hervorragenden Kundschafter, Aufklärer - Genossen George Blake!
[Applaus]
[Hans Fruck:]
Unser Genosse George Blake wird Euch heute selber seinen Lebensweg erzähl'n.
Er is' ein Mensch, der aus dem englischen imperialistischen Jeheimdienst [Geheimdienst] den Weg zum sozialistischen Kundschafter jefund'n [gefunden] hat. Einer, der [betont: ohne] unsre Tätigkeit dorthin jekommen [gekommen] ist. Den, wie man so unter uns sagt, der liebe Gott manchmal schickt, nich' wahr? [verhaltenes Gelächter] Aber ihn hat nich' der liebe Gott geschickt, sondern sein Geist, seine eigne Überlegung hat ihn zu uns jebracht [gebracht].
Lieber George Blake, du befindest dich hier an einem sehr wichtigen Punkt. [Stuhl kippeln] Du bist zwei Kilometer oder drei Kilometer vom Mittelpunkt der Deutschen Demokratischen Republik entfernt! [Gelächter] Das heißt: wenn du von hier aus sprichst, sprichst du vom zentralsten Punkt der DDR, deshalb sitzt hier ja ooch die Uffklärung [Aufklärung], ne'wahr? [Pochen auf den Tisch]
[Gelächter]
[Applaus]
[Hans Fruck:]
Liebe Freunde, was soll man sag'n? Jenosse [Genosse] Blake spricht ja hier selber, brauch ick ihn nich' ankündigen wie 'n Marktschreier.
Er is' ein hochqualifizierter, erfahrener Jenosse [Genosse]. Wir- - ick wünsche Euch zwei Stunden, die Euch viel geben werden. Die uns alle viel lehr'n werden - die uns zeigen werden, dass der Sozialismus immer stärker [wiederkehrendes Tisch pochen] zum bestimmenden Moment inner Welt wird! Und, dass auch unsre sozialistische Kundschaftertätigkeit immer wieder neue Erfolge erringen wird und wir letzten Endes zum bestimmenden Faktor in der Welt sein werden! Bestimmender Faktor sind wir heute schon, 'ne, bloß dit reicht uns noch nich'! Woll'n noch 'n paar mehr dazuhaben, wa?! Also, Genossen. Lassen wir Genossen Black reden. Wünschen wa ihm, auch für die Zukunft alles Gute! Seh'n wa weiter.
[Applaus]
[George Blake:]
Liebe Genosse und Freunde! Für mich ist es eine große Freude und Ehre eingeladen zu sein - äh - bei Ihnen, - äh - zumal dass - äh - für den ersten Mal in meinem Leben, obschon ich schon jetzt 35 Jahre - äh - in die Aufklä- - äh - Aufklärungsarbeit tätig bin, der erste Mal ist, dass ich in eine Aufklärungsschule bin.
[verhaltenes Lachen, räuspern, gemurmel]
Ich stamme noch aus die alte Zeit, wo man das Fach sozusagen nur in die Praxis lernen konnte. Äh - das zweite, das ich Ihnen sagen wollte, ist da ich in fast 15 Jahre nicht die Möglichkeit hatte, Deutsch zu sprechen - äh - werden Sie mir verzeihen, wenn vielleicht mein Vortrag - äh - in mein Vortrag m-manche Fehler sind und das nicht immer so glatt geht.
Ich glaube, dass es am besten ist, wenn ich - äh - Ihnen e-etwas schildren [schildere] von mein Leben und gegen diesen Hintergrund erzählen über - äh - meine Arbeit für die sowjetische Geheimdienst. Und auch um Ihnen zu zeigen, wie ich von einen jungen Mann aus konservativen und, kann wohl sagen, religiösen Kreise zu dem Kommunismus gekommen bin.
Ich würde in 1922 in Holland in der Stadt Rotterdam geboren. Mein Vater war ein englischer Offizier, der nach dem Krieg - äh - dem ersten Weltkrieg sich damit befasste, äh - englische Kriegsgefangene aus Deutschland - ähm - Heim zu schicken. Und da - äh - begegnete er meine Mutter, eine junge Holländerin, und auf diese Weise bin ich in die Welt gekommen. [vereinzeltes Lachen]
Als ich - äh - 13 war starb mein Vater. [hustet] Das war in die Zeit der große Weltkrise. Und er ließ meine Mutter und mich und meine Schwester hinten in sehr schwere finanzielle Umstände. Glücklicherweise hatte er ein Schwester, die mit ein reicher Mann - äh - verheiratet war u-und die mein weiterer - äh - Erziehung auf sich genommen habe. Die aber lebte in Ägypten und deshalb bin ich, als ich 30 Jahren alt war, von - äh - Holland nach Ägypten gegangen und habe da drei Jahre gewohnt. Dort hab-habe ich die Möglichkeit gehabt, sehr gut Französisch zu lernen. Englisch sprach ich schon. Ähm - Holländisch sprach ich natürlich, weil's meine Muttersprache war. Und Deutsch hab ich dann nachher in der Schule und in der Praxis gelernt. Es war nu nich' zu schwer, weil doch Holländisch und Deutsch sich ziemlich ähnlich sind.
Als dann im Sommer 19 - ähm - 39 [1939] ähm - ich in Holland war und im Urlaub, um meine Mutter und Schwester wiederzusehen und der Krieg drohte, wollte meine Mutter mich nich' wieder zurückschicken nach Ägypten, damit wir, wenn der Krieg ausbrach, wir nich' zusammen- - äh, wir nich' - äh, äh - ge-getrennt sein sollten - äh - und ich bin in Holland geblieben.
Äh - so befand ich mich am 10. Mai 1940, als die deutsche faschistische - äh - Truppen Holland einfielen äh - befand ich mich bei meiner Großmutter in der Stadt Rotterdam. Meine Mutter und Schwester wohnten - und ich auch - wohnt in Den Haag, aber weil es gleich an dieser Zeit Pfingsten war, war ich zum Ferien bei meine Großmutter. Äh - wie Sie wissen, äh - besetzte das faschistischen Heer in innerhalb vier Tage das ganze Land. Der Stadt Rotterdam wurde - äh - durch die Luftwaffe zerstört und die Drohe, dass auch andere holländische Städte das selbe Schicksal - äh - erfahren würde, äh - note [vermutlich: nötigte] die holländische Regierung dazu, äh - zu kapitulieren und selbst nach England zu flüchten.
Als ich dann einige Tage nach dem Kriegsende in Holland - äh - heißt das Kriegsende? Ähm - nach Den Haag fahren konnte wieder, da fand ich, dass meine Mutter und Schwester in mittels als englische Staatsangehörige - äh - auf ein Kriegschiff nach England ausgewichen waren. Sie dachte, man hat ihr gesagt, dass ich da auch sein würde, aber weil Rotterdam gleich vom erste Stunde von deutsche Fallschirmjäger - äh - umzingelt war, - äh - und - äh - heftige Kämpfe - äh - sich in der Stadt - äh - abspielte, äh - war es nicht möglich natürlich für mich, die Stadt zu verlassen. Nach einem Monat, so ungefähr, wurde ich - äh - durch die deutsche Militärbehörde verhaftet. Als Engländer.
Ich hatte die englische Staatsangehörigkeit durch meinen Vater - äh - und wurde in einem - äh - Internierungslager in Holland - äh - eingeschlossen, zusammen mit alle andern Engländer und Franzosen, die sich noch in Holland - äh - befanden. Das war dann so gegen diese Zeit, Ende Juli/August und Frankreich kapitulierte. Die deutsche Regierung war davon überzeugt, dass sie in einem Monat - äh - in England sein würde. Sie hatten sich schon die Gebäude und die Hotels ausgesu-ausgesucht, die sie benutzen sollten, ähm - und in Sicherheit ihr [vermutlich: ihrer] Sicht - äh - entließen sie alle Franzosen und auch die Engländer, die noch nicht von - äh - den Dienstalter, die noch nicht - äh - alt genug zum Militieren-Militärdienst war'n und weil ich zur Zeit 17 Jahre alt war, wurde ich auch entlassen und konnte zu meiner Vernwandten [Verwandten], meiner Onkel, zurückgehen.
Als dann aber im November der Krieg noch immer fortdauerte und England nicht erobert war, äh - und ich 18 Jahre geworden war, konnte ich nicht lange - äh - ein normales Leben führen. Durch - äh - Bekannte meines Onkels, Beamte bei den holländischen Behörde, äh - bekam ich falsche Dokumente und von dem ab lebte ich auf illegalem Fuß. Irgendwo auf dem platten Lande. Ach - ich konnte nicht studieren und ich konnte nicht arbeiten, aber ungefähr zu diese Zeit begann sich in Holland die erste Widerstandsbewegung gegen die faschistische Besatzungsmacht zu formen.
Äh - Holland is' ein kleines Land, es hat keine große Wälder, es hat keine Gebirge und für die Partisanenkrieg ist es völlig ungeeignet. Und die Widerstandsbewegung - vor allem im Anfang - beschränkte sich darauf, die Geist des Widerstandes gegen die Besatzung und die Hoffnung in die endgültige Sieg - äh - bei den Bevölkerung - äh - wach zu halten. Vor allem, weil das ganze Propagandaapparat, die Radio, die Zeitungen, alles in die Hände war von das damals siegreiche - ähm - Dritte Reich. Durch Bekannte suchte ich Annäherung zu dieser - äh - Widerstandsgruppe und weil ich nun eigentlich vollkommen frei war und auch noch den Vorzug hatte, damals für meinen Alter, ich war 18, auszusehen wir ein Junge von 13 oder 14; ähm... äh - kam i-i- - kam ich sehr in Frage, sozusagen, um als Kurier Dienst zu tun. Weil, äh, die deutsche Kontrolle äh - mich für ein - ähm - Schulmann ähm - also, ein Schul- - äh? Schul..?
[vermutlich Hans Fruck:]
Schuljungen.
[George Blake:]
Schuljungen - äh - betrachtete.
Und so habe ich dann [hustet] zwei Jahre - äh - in die Untergrundbewegung gearbeitet, damit ich - äh - kleine - äh - Zeichnungen und - äh - Pamphleten - ähm - in die verschiedenen Städte - äh - brachte, wo sie dann unter die Bevölkerung - äh - verbreitet würde. Aber wie viele -äh - junge Menschen in dieser Zeit in Holland, äh - war unsre, unser große Verlangen, äh - viel mehr aktiv an den Kampf gegen den Feind teilzunehmen und versuchten wir, auf alle Weise, äh - das Land zu entflüchten und nach England zu kommen, wo wir in die alliierten Streikrafte [Streitkräfte] - ähm - mehr tätig sein konnten.
Äh - im Sommer 1942 ist es mir gelungen, durch Belgien und Frankreich nach - äh - Spanien zu flüchten. Äh - ich konnte Ihn'n eine ganze Vortrag halten über - äh - diesen Flucht, aber dazu gibts natürlich kein Zeit - äh - aber, sobald dass ich nach sechs Monaten in Spanien ankam, würde ich -und andere, die mit mir waren!- verhaftet - äh - und in ein'n spanischen- - erst in eine spanische Gefängnis und später in einem Lager für Flüchtlinge eingeschlossen.
Wieder glücklicherweise, ich habe -ich muss sagen- im Leben immer etwas Glück gehabt - äh - änderte zu sich- - zu dieser Zeit sich die Militärlage, die alliierten Streitkraften [Streitkräfte] landete in Nordafrika und die spanische Regierung bekam etwas vorsichtiger in seine Zuza-Zusammenarbeit mit die Hitler-Regierung und daher würden wir Flüchtlinge nicht ausgeliefert an den Deutschen, wie das früher geschah, ab-ba-aber konnten in Spanien in den Lager bleiben.
Dann, wenn die Lage sich noch mehr zu Günste der Alliierten landete - äh - änderte, würden wir - ähm - nach zwei Monate; jedenfalls diejenigen, die auch wieder nicht die - äh - Militäralter hatte und weil ich nun ein falsche Papier von 16 Jahren alt bekam- - bekommen hatte, würde ich entlassen und konnte meine Weg nach England - äh - verfolgen, wo ich dann - äh - meine Schwester und Mutter - äh - wiederfand.
Einige Zeit nach meiner Ankunft in England wurde ich einberufe in die englische Marine. Erst diente ich einige Zeit als Matrose und wurde dann - äh - zu-zur Leutnant befordert [befördert]. Äh - nun ist es immer so im Leben, nich' wahr, wenn, wenn man etwas he-hat, dann will man wieder etwas anderes! Äh - ich war nun in England, war nun mein Verlangen, und nun wollte ich wieder nach Holland zurück, um dort als Funker oder Agent - äh - wirkli- äh -rich-wirkliche - äh - wichtige Arbeit in die Untergrundbewegung - ähm - zu verüben. Aber wie es manchmal ist, wenn man etwas sehr gerne will: vor allem, wenn man sehr gerne bei einen Nachrichtendienst in Dienst treten will, dann, äh - gescheht [geschieht] das fast niemals. Und so war das ach bei-auch bei mir.
Und dann habe ich - äh, äh - als Freiwillige habe ich mich gemeldet, für was in die englische- bei der englischen Marine man 'besonderer Dienst' nannte. Ich wusste gar nicht, was das war! Aber ich dachte, 'besonderer Dienst' das wird wohl so etwas damit zu tun haben: mit Agenten landen - äh - auf die Küste A-Europas. Zu meiner Erschreckung, muss ich fast sagen, äh - fand ich, dass das im Gegenteil - ähm - [hustet] oder nicht im Gegenteil, aber dass das - äh - zu tun hatte mit Ein-Manns-U-Booten [Ein-Mann-U-Boot]. [auflachen im Hintergrund]
Und, weil ich nun einmal mich als Freiwilliger gemeldet hatte, musste ich - äh - einfach da mit - äh - durch-du- äh -durch gehen. Nun, diese Ein-Manns-U-Boot [Ein-Mann-U-Boot] wurde - äh - bei der englische - äh -Marine niemals - äh - opere-operationell - äh - benutzt. Äh - man hatte sie nur im Fall, äh - aber wir wurden natürlich ausgebildet für alles und Bomber, um in die feindliche Hafen einzudringen und dort eine Bombe oder ein feindliches Schiff zu - äh, äh - stellen und dann versuchen, wieder herauszukommen. Wieder - ich will mal sagen: glücklicherweise - ähm - bekam ich, was man - äh - nennt: Sauerstoffvergiftigung [Sauerstoffvergiftung]. Das heißt, dass wenn man auf eine gewisse Tiefe abtaucht, dann verliert man - äh - das Bewusstsein -äh - und daher war ich für weitere Dienste in diesen Branche - äh - unfähig. Und weil ich nun sehr gut fremde Sprache kannte und vor allem die Holländische Sprache - äh - befand ich mich doch, ganz unerwartet, äh - würde ich versetzt und befand mich bei den englischen Geheimdienst. Nun, ich muss ehrlich sagen, äh - es war Krieg gegen den deutschen Faschismus.
Ich, wie ich schon sagte, war ein ziemlich konservativ eingestellter, junger Mann. Ich war auch damals auch etwas religiös eingestelltet, ich hatte selbst die Absicht, mh, Pfarrer zu werden. Ähm - war ich natürlich sehr stolz darauf, dass ich bei den englischen Geheimdienst, äh, dienen konnte. Wie Sie -bin davon überzeugt- stolz waren, wenn Sie ausgewählt würde, um bei dem Staatssicherheitsministerium zu dienen. Äh - [hustet] meine erste Arbeit bei der englischen Geheimdienst bestand darauf junge Holländer, die als Agenten - äh - über Holland abgeworfen wurden, als Funker für die holländische Untergrundbewegung - äh -[ein Getränkeglas wird eingegossen] zu begleiten. Äh - nach den Flugplatz, wenn sie abgeworfen wurden, zu sehen, dass sie alles hatten und alles in Ordnung war. Ähm - und sie auch zu bewirten, während die Zeit, dass sie ausgebildet würden.
Aber weil ich nun [hustet] ausgezeichnet die holländische Sprache kennte und die Berichten, die Telegramme, die wir al- - äh - durch den Funk von den holländische Untergrundbewegung, äh - empfingen im Zentrum in London; vielmal sehr schlecht waren durch die Umstände, ähm - musste man sehr gut die holländische Sprache kennen, um daraus manchmal etwas zu machen und daraus Nachrichten zu holen. Und so befand ich mich dann - äh - sehr schnell im Hauptquartier und ar- - verarbeitete das-da - äh - in diesem Sinne.
Ähm - als die Krieg zu Ende war, äh - würde ich fast gleich nach Hamburg geschickt. Ich war, ich erinnere Ihnen daran, eine Marineoffizier und, obschon ich - äh - bei de' Geheimdienst war, arbeitete ich unter die Tarnung, sozusagen, vom Marineoffizier. Nu' war meine erste Aufgabe in Hamburg danach zu forschen, ob die ehemalige Offiziere der faschistischen U-Bottwaffe und insbesonders die Kapitäne der U-Boote, die man in England als besonders -England ist ja ein Seemacht- als besonders gehasste Feinde und fana-fanatische Nazis betrachtete, ob diese - äh - Leute - äh - nicht - äh - den - ähm, äh - nicht - äh - von Sinn waren, irgendeine Untersuchungsbewegung gegen die Besatzungs- - - äh - die alliierte Besatzungsmacht zu bilden.
Nun, diesen Auftrag habe ich ausgeführt. Ich habe - äh - Verbindung aufgenommen zu diese ehemalige U-Boot-Offiziere und -Kapitäne, das war damals gar nicht schwer, nicht wahr. Wir... Mitglieder der Besatzungsmacht, wir hatten alles. Zigaretten, Schnaps, Autos, Ausweise. Und die deutsche Bevölkerung damals hatte fast nichts und, äh - um Bekanntschaft zu machen, dass war gar nicht so schwer. Und so habe ich viele kennen gelernt und habe feststellen können, nach einiger Zeit, dass da von Untergrundsbewegung [Untergrundbewegung] überhaupt keine Frage war.
Äh - das hatte auch kein'n Sinn diese Offiziere waren viel zu reali- - realisitisch und die wussten, dass ohne Hoffnung auf irgendeine Sieg, äh - dafür - äh - m-mit Untergrundbewegung nichts zu tun war und sie haben dann auf andre Weise doch - äh - ihr Zie-Ziele mehr oder weniger erreicht, wie wir heute die Lage in Westdeutschland, äh - und besonders ich denk an Strauß und seine - äh - Genossen, ähm - haben sie es das doch zu gewisser Weise erreicht und das Gefahr der Faschismus besteht noch immer. Ähm. Als dann diesen Auftrag mehr oder weniger zu Ende kam, - äh - fiel das zusammen mit eine - äh - grundsätzliche Änderung die Politik - äh - der englische Regierung und vor allem in die Politik der englische Geheimdienst. Weil bisher das- - die Schärfe der Waffe sozusagen gegen der- - die deutsche Faschismus gerichtet war, würde jetzt der Hauptfeind der Kommunismus und an erster Stelle die Sowjetunion.
Und mir wurde die Auftrag gegeben, meine - äh - Bekanntschaften und - äh - die deutsche U-Boot-Offiziere zu benutzen, um - äh - Informationen zu bekommen über die Sowjetstreitkräfte in die damalige Sowjetzone. Nun, diesen Auftrag habe ich auch auf gewi- - in gewisse Weise erfüllt. Es ist mir gelungen, hier - äh - auf dem Gebiet der DDR einige Gruppen aufzurichten. Ähm. Aber, ich muss sagen, dass diese Auftrag mir persönlich nicht sehr gefiel. Äh - die Tatsache, dass wir nun unsere ehemalige, [betont: gehasste] Feinde - äh - benutzte, um - mhm - zu kämpfen gegen - äh - unsre ebema- - ehemalige Bundesgenossen, den wir doch sehr, sehr viel verschuldet waren und ich kann Ihnen versichern, dass während des Krieges die Achtung unter das englische Volk für alles, was - ähm - das Sowjetvolk in den Krieg - äh - tat; alles, was es gelitten hat eine große Achtung hervorruft und auch ein-eine große Hoffnung, man war sich da sehr, sehr gut davon bewusst, dass die- der Sieg nur - äh - errungen ko- - werden konnte mit Hilfe - äh - der Sowjetstreitkrafte [Sowjetstreitkräfte] - ähm - und daher - äh - war es mir unangenehm, war diesen Auftrag mir unangenehm, aber ich habe ihn natürlich erfüllt. Aber ich sage Ihnen das nur, weil das eigentlich die erste Bresche war in meine ideologische Gesinnung.
Ähm - weil ich aber dies Auftrag ziemlich erfolgreich erfüllt habe und angeblich meine Gese- - meine Vorgesetzte zufrieden mit mir waren, wurde ich - äh - wurde mir angeboten, ein Jahr an der Universität von Camebridge zu schu- - zu studieren, um dort - äh - um dort - äh - die Russische Sprache, die russische Literatur, die russische Gewohnheite - äh - kennenzulernen.
Äh - die Professor in Camebridge war eine ältere Frau. Sie war- - sie gehörte zu den sogenannte mhm - 'Peterburger Engländer'. Das heißt in Petersburg wohnte seit viele Generationen englische Kaufleute, äh - die sich - äh - auch manchmal mit russische Frauen verheiratet hatte; und sie war halb englisch, halb russisch und sie hat eine gro- - hat eine große Liebe - äh - für das russische Volk, für die russische Kultur und Literatur und - ähm - obschon sie eine - mh - gläubige Orthodoxe war und äh... ...für das Kommunismus gar keine Zeit hatte, ähm - so wusste sie doch in ihre Studente, eine Liebe und Achtung für das russische Volk, für die russische Literatur, ähm... ....äh - einzubringen. Und das war eine zweite Entwicklung - äh - in meine Weltanschauung; eine zweite Stufe, ähm - ich war von eine nur einem Jemanden, der vielleicht noch nicht so viel Achtung für die Russen als Leute hatte äh - wurde ich ein Mann, der das russische Volk und die russische Kultur - äh - liebte.
Als dann mein, ich mein Examen mit gutem Erfolg abgelegt hatte, ähm - wurde ich nach Korea geschickt. Als Resident. In Korea hatte man neu ein englischen Gesandtschaft geoffnet [geöffnet]. Korea war befreit von den Japanern, war ein in zwei Teilen geteilt, in zwei selbstständige - äh - Staaten geworden und in Seoul - äh - würde ein englische Gesandtschaft aufgerichtet und da wollte man auch eine kleine - äh - Nachrichtenresidentur haben. Und ich - äh - wurde ausgewählt als Erster Resident weil ich Russisch sprach und meine Aufgabe war, Nachrichten zu sammeln über - äh - die Gegend von Wladiwostok.
Nun war das an sich eine ziemlich naive Gedanke. Man hat einfach auf die Karte geguckt und man hat gesagt: "Was ist nun die dichtste Stelle - äh - an Wladiwostok, wo wir ein Resdidentur öffnen können?" Äh - und das war Seoul, äh, und man hat gar nich' gedacht, daran gedacht, wie nun eigentlich die - äh - reelle Umstände dort waren. Und weil zwischen - äh - Wladiwostok und - äh - Ge- - Seoul das feindliche, sozusagen kommunistische Nordkorea lag und da es da überhaupt keine Verbindungen gab, war es fast unmöglich, ähm - irgendwelche Arbeit in diesem Sinne zu tun. Es war aber- - äh -ich hatte aber noch eine zweite Aufgabe.
Und das war, um wenn der Koreanische Krieg ausbrach, den man erwartete und wo man wusste, dass der früher oder später ausbrechen würde, dass wir dann in Korea bleiben sollten und dort arbeiten sollten, solange uns die nordkoreanische Behörde das erlaubten als ein Akt von hoher Posten. Wie, äh - das auch geschehen war in China, als die kommunistischen Truppen das ganze Land übernahmen und die englische Konsulaten dann noch - ähm - ein Jahr, anderthalb [eineinhalb] Jahr - äh - arbeiten konnten. Die Zeit, dass ich in Korea war, äh - lernte ich die Diktatur von Syng-man Rhee kenne.
Ein- - es war ein sehr unangenehme Diktatur. Er war ein Mann, der ein großen - äh - Achtung für Hitler hatte, selbst - äh - in den- - in seinem - äh - Arbeitszimmer war ein Foto von Hitler und, äh - alle, die gegen ihn ware, äh - betrachtete er als Kommunisten und würden -äh - verfolgt und eingesperrt. Und, obschon ich ja natürlich wege- - äh - durch meiner Arbeit Beziehungen hatten zu den - äh - koreanischer Polizei und koreanische Nachrichtendienst, äh - wusste ich, wie diese Kommunisten - die manchmal gar keine Kommunisten waren - äh - behandelt wurde - ähm - und bekam ich eine große Achtung äh - für die Leute, die bereit waren - äh - zu kämpfen gegen so ein hässliches Regime. Äh - das war auch ein Schritt in meine Entwicklung.
Dann brach - äh - der Krieg aus und wir blieben, weil ich für den- - aus den Gründen, die ich Ihnen eben gesa-gesagt hab und äh - als dann die nordkoreanischen Truppen nach ungefähr vier Tage de- - die Stadt besetzt hat. Äh - wir hatte leicht flüchten können, wir hatten vier Tage Zeit. All die Amerikaner sind geflüchtet, die haben uns angebeh- - angeboten, uns mitzunehmen.
Äh - aber weil wir nun das Befehl hatten, zu bleiben, so sind wir geblieben.
Äh - der erste Tag, als die koreanischen Truppen die Stadt besetzt hatte, äh - hörten wir auf dem BBC, dass England zusammen mit - äh - den anderen Staaten der Vere- - der Vereinten Nationen -mit Ausnahme natürlich der Sowjetunion und andere sozialistische Staaten- ähm - sich aktiv in den - äh - Koreanischen Krieg gegen Nordkorea einmischte. And [und] daher waren wir keine Neutralen, wie wir dachten, aber von- - befanden uns als Feinde in das feindliche Lager. Das war natürlich eine sehr unangenehme - äh, äh - Situation, aber für mich - äh - hatte das noch eine Seite, dass es mich sozusagen schockierte, dass das große englische Reich und heute denkt kein Engländer mehr an sein Land als ein großes Reich - äh - wir sind uns alle bewusst sozusagen, ähm - welche Stelle die England in der Welt einnehmt jetzt, aber damals - äh - dachte man noch, dass man ein Großmacht war und eine selbstständige Großmacht und die Tatsache, dass ich nun sozusagen das Beweis hatte, dass England nicht mehr handelte, aus seine eigene Interesse, denn Interesse in Korea für England gab's überhaupt nicht; äh - aber dass es nur handelte, um den Amerikaner - äh - gewillig zu sein, ähm - das war für mich ein großen Schock. Und - äh - auch eine kleine Schritt in die weitere Entwicklung.
Nun, fast am nächsten Tag würden wir verhaftet, zusammen mit den Franzosen. Drei Mitglieder der französischen Botschaft- - äh - Gesandschaft; die auch - äh - in Seoul geblieben waren und wir wurden nach - äh - Nordkorea geschickt. Ähm - in ein Lager a-an dem - äh - chinesische Grenze wo wir zusammen waren, bald mit amerikanische Kriegsgefangene. Nun war der erste Winter in Korea, als die amerikanische, die Truppen der Vereinten Nationen fast das ganze Land besetzte, äh - als die amerikanische Luftwaffe -äh - systematisch - äh - jede Stadt und jedes Dorf vernichtete, äh - war die Lage schrecklich.
Äh - Sie alle wissen -entweder, weil Sie es selbst gesehen haben oder von Ihren Eltern gehört haben- Sie wissen, wie - äh - die Zerstörungen hier in Deutschland waren. Aber ich kann Ihnen versichern, dass das wenig war im Vergleich mit die Zerstörung, die die Amerikaner in Nordkorea zugerichtet haben. Da ist buchstäblich nicht ein Stein auf den andern geblieben. Und die Menschen wohnte in Höhle unter den Grund. Und wenn wir sahen, diesen mächtige, amerikanische Flugzeuge die Bomben abwürfen auf diese niedrige Holzhütte der - äh - koreanischen Bauern, die flüchtete in die Bi- - ins Gebirge; dann fühlten wir uns als Vertreter des Westens beschämt. Und das war nicht ich allein, aber das waren auch meine Kollegen. Und diese Erfahrung war auch wieder eine Schritt in meine geistige Entwicklung.
Wie gesagt, der erste Winter war schrecklich, wir waren zusammen mit -am Anfang des Winters- mit 800 junge, amerikanische Soldaten, so um 18 - 20 Jahren und als es Frühling war, da waren da so ungefähr noch 350 von- - bis 400 von übrig. All die andere waren gestorben an Kälte, an Hunger, an Krankheiten. Und auch unter uns - äh - Europäer waren viele - äh - Opfer. Das war aber nicht der Schuld und der Absicht - äh - der koreanischen Behörde, dass war eben, weil die Lage im Lande so schrecklich war und die Lage der selb- - äh - ihrer eigenen Bevölkerung so schlecklich- - schrecklich war, dass sie uns einfach nichts besseres bieten konnten und wir lebten an sich nicht schlimmer wie die Leute selbst.
Dann sind die- - die nächsten Freiwillige eingezogen. Ich muss Ihnen daran erinnern, dass diese Zeit die Zusammenarbeit in den sozialistischen Lager zwischen den Sowjetunion und China damals noch sehr eng war - ähm - und die sind eingezogen und die habe in Zeitspanne von ungefähr sechs Woche, äh - die Amerikaner und die andere Vereinte Natu- - in der Vereinten Nation zurück gedrungen bis an den 39. Parallel, das heißt: fast bis an die Grenze, wie sie vor dem Krieg war. Danach hat sich der Krieg stabilisiert - äh - und würde unsere Lage und auch die Lage der koreanischen Bevolker- Bevölkerung erheblich besser. Wir bekamen Grieß zu essen, wir bekamen warme Kleidung, äh - man fand- - man machte eine kleine Bauernhütten für uns, weil wir- - wo wir wohnten konnte - äh - und - äh - das Lebe' war tragbar.
Einzige zwei Dinge die sehr schwer waren, war: dass wir nie wussten; dass wir nicht wussten, wie lange das dauern sollte... ...und das andere, dass wir absolut nichts zu tun hatte. Wir hatt'n keine Arbeit. Wir waren acht Leute in einem kleinen Zimmer. Wir konnten uns bewegen in einem kleinen Hof, der nicht größer war, fast wie diesen Tisch, so und - äh - waren die ganze Zeit zusammen und ich habe da erfahren, dass selbst der Mensch mit der der größte Erfahrungen im Leben, den er erzählen kann, nach so ungefähr vier Monaten auserzählt ist und dann - äh - vom wieder- - wieder vom Neuen anfangen muss. Und so haben wir dann einander versucht, das Leben - äh - etwas besser zu machen.
Aber glücklicherweise und glücklicherweise vielleicht für uns alle, nicht, hat die sowjetische Botschaft - äh - in Pjöngjang Mitleid mit uns gehabt und hat uns einige Bücher geschickt. Und die Bücher waren in die Russische Sprache und das war - äh - die zwei Teile des Kapitals von Engels- - äh - von Marx und einige Werke von Lenin.
Nun war es so, dass mein Vorgesetzter, der Gesandtschafter, ein Freigeselle und richtiger, exzentrischer Englischmann, ähm - in Laufe des Haftes seine Brille verloren hatte und nun gar nicht lesen konnte. Und natürlich hat er mich versucht - äh - einfach um die Zeit zu überweilen, äh - dass wir zusammen äh - dass wir zusammen- - äh - dass ich ihm vorlesen sollte. Und so haben wir - äh - ich weiß nicht, wie viel Monate es das gedauert hat, aber wir haben zusammen - äh - die zwei Teilen des Kapitals durchgelesen und das Wichtige ist nicht nur, dass wir das gelesen haben und auch die Bücher von Lenin, ähm - aber, dass wir das auch nachher zusammen und auch mit mit den anderen Kameraden - äh - darüber gesprochen und diskutiert haben. Nun war der Gesandte ein Mann, äh - im alten, englischen Stil; ein Aristokrat. Aber, er hat lange im Mittleren Osten - äh - gearbeitet - äh - daher kennt er auch sehr gut die Russische Sprache und - ähm - er war zu der Meinung gekommen, dass obschon er das gar nicht - äh - verwillkommte und ihm das gar nicht angenehm war, dass doch - äh - die Etappe in die Entwicklung der Menschheit gekommen war, wo - äh - die Kommunismus siegen würde. Er sah die Welt als große Reiche, die aufkommen und niedergehen. Und er war davon überzeugt, dass die nächste Etappe in die Entwicklung der Menschheit der Kommunismus wäre. Er glaubte auch, natürlich, dass nach dem Kommunismus dann wieder etwas andres kommen würde.
Und weil er nu' ein Mann war, der ich sehr achtete, äh - ein Mann der sehr weise war und weil wir nun sehr viel darüber sprachen, da kam ich durch alle diese Entwicklungen, die ich Ihnen beschrieben habe, und vor allem auch für diesen Lektur, durch dieses Lesen, durch dies Sprechen, zu der Überzeugung, dass ich kämpfte auf die verkehrte Seite; dass die andere Seite der richtige war. Und ich sage hier "kämpfte", denn ich war nicht so mal ein Mitbürger, ich war ein Mitglied des englischen Geheimdienstes und ich wusste ganz gut, dass das Hauptziel -um nicht zu sagen, das einzige Ziel- der englische Geheimdienst war, die Kommunismus zu vernichten; äh - im Sinne soweit sie das tun konnte.
Ähm - als ich.. zu diesen- - dabei kam noch, dass ich auch nich' zu diesem Beschluss kam und nu' irgendwo in London oder hier in Berlin in einen bequeme Wohnung in ruhige friedige- - friedliche Um-Umstände; aber in Umstände, wo der Kampf- - wo ich mitte' im Kampf stand, wo, an meiner linken Hand Tausende sterben, wo an meiner rechte Hand Tausende sterben. Wo wir selbst nicht wussten - äh - wie lange wir im Leben bleiben sollten. Und... - äh - ich kam zu den Schlussfolgerung, dass, wenn ich nun sterben musste -und die Möglichkeit, dass ich in Korea sterben sollte, war groß- - ähm, dass ich dann doch sterben wollte für eine Sache, in den ich glauben konnte. Ähm - und dass, als ich mich wieder in so eine Lage befand, dass ich das dann tun wollte für eine Idee äh - in den ich völlig- - von den ich völlig überzeugt war. Als ich dann, nach langes Denken, zu dieser Schlussfolgerung gekommen war, musste ich einen Schritt unternehmen. Was sollte ich tun?
Es kam mir vor, dass ich drei Möglichkeiten hatte.
Ich konnte einfach - äh - das Ende des Krieges abwarten, das musste ich sowieso, ähm - und dann - äh - nach London zurück gehe', aus dem Dienst treten und irgendwo ein anderes an Arbeitsstell' finden. Nun, viele Menschen würden sagen: ja, das ware das richtige gewesen! Das ware sozusagen das ehrenvolle gewesen. Ich hatte auch zurückgehen können, aus dem Dienst treten, Mitglied könn- - geworden können geworden können der Kommunistischen Partei in England [dumpfes Holzpoltern] und am Sonnabend auf die Straße der "Daily Worker" - äh - verkaufen. Das wär ja auch ein Weg gewesen, die viele Leute als der richtige betrachtet hätte.
Ich wusste aber, welche Beiträge ich zu die Sache, in den ich nun glaubte und, und den Sieg, wovon ich überzeugt war und den ich auch für wichtig achte, achtete. Ich wusste, was ich für diese Sache tun könnte, als ich im Dienst blieb und all die Nachrichten, die ich im Laufe meines Arbeits - ähm - bekam an den sowjetischen Genossen übergab. Nun, ich hatte die auch an die Chinesen geben können, aber natürlich selbst damals war für mich die Sowjetischen Union - äh - das erste sozialistischen Land. Das Land mit der größte Erfahrung. Das Land auch, das diese Nachrichten, die ich dann - mh - geben konnten, am besten ausnützen konnte. Dann habe ich mich mit die sowjetischen Geheimdienst in Verbindung gesetzt. Es würde zu lange sein, um Ihnen zu erzählen, wie wir das- - wie ich das und wie wir das gemacht habe'. Ich will nur dies sagen: Sie können sich vorstellen, das war an sich schon eine sehr wichtige und gefährliche Operation.
Weil es natürlich von äußersten Gewicht war, von äußersten Wichtigkeit war, dass meine Mitinternierten, meine Kameraden [betont: nichts] davon ahnten. Denn wenn jemand selbst davon etwas geahnt hätte, dann - äh - wäre von vornherein die Sache schief gegangen. Und um das zu tun, in die Umstände, in denen wir lebten: zusammen, in eine kleine Zimmer, in eine kleinen Hof, in ständige - äh - Zusammensein war eine sehr schwere Sache und ich muss sagen, wie die sowjetische - äh - Genossen das eingerichtet habe' - äh - ist - ähm - ein großartiges Erfolg gewesen. Kein Mensch hat es geahnt. Sonst hätte ich natürlich nicht, überhaupt nicht arbeiten können.
Ich bin dann, äh - als dem Waffenstillstand- -
[Podiumsgast:]
[unverständliches Geflüster]
[George Blake:]
Ja! Ich bin dann, als dem Waffenstillstand geschlossen würde, äh - nach England zurückgekehrt - äh - und bekam zuerst mal - äh - was gar natürlich war, äh - einige Monaten Urlaub und ich glaube, dass das auch für uns jetzt ein guten Augenblick ist, [verhaltenes Lachen im Publikum] um - äh - mal eine kleine Unterbrechung zu machen. Während - äh - mein Urlaub nach dem koreanischen Krieges, mein erste Treffe' - äh - ins Ausland sozusagen, ähm - mit - ähm, äh - den - äh - meinen sowjetischen Genossen gehabt.
Und - äh - ich hatte ihn gefragt, ob es möglich war, dass wir uns zum ersten Mal mar- - mal in Den Haag treffen wollten, denn der erste Treff, das ist immer eine nervöse Sache; und ich konnte da dort gut die Umstände und ich fühlte mich da sicherer. Äh - und das hat er auch natürlich - äh - eingewilligt und so haben wir uns in Den Haag getroffen; haben dort - äh - einige Stunde zusammen - äh - spaziert und haben Sachen besprochen. Und dann, in September -äh, das war 1935- - äh - fing meine Arbeit bei den Geheimdienst in London wieder an. Und wurde ich ernannt zu Stellvertretenden Leiter - äh - der Technische Dienst, sogenannte Technische Dienst.
Ähm - nu' muss ich Ihnen - äh - hier über etwas erklären. Das war eine ganz neue Dienststelle. Äh - die Sache war so, dass - äh - das Hauptziel der englischen Geheimdienst - äh - die sowjetische Streikräfte, ähm - in die Sowejtzonen hier und auch in die Sowjet- - damalige Sowjetzone in Österreich war. Nun war der englischen Resident in Wien eine sehr energische Mann und der hat ganz eigentlich zufällig, mal gesehen, - äh - das Kablen [Kabel]. Telefonkablen [Telefonkabel] von den - ähm, mh - sowjetischen Hauptquartier in Österreich langs. Die Dienststelle von englischen Militärbehörde in Wien liefen ganz dicht. Und da ist er auf die Idee zukommen- - g-g-ge-gekommen, eine kleine Tunnel -das war gar nicht so eine, vielleicht 10 oder 15 Meter- zu graben und zu versuchen, äh - diese Kablen [Kabel] anzukoppeln.
Er hat dazu eine sehr erfahrene Ingenieur der Londoner Telefondienst gefunden, äh - der bereit war, das zu tun und so hat man diese Tunnel gegraben und der Ingenieur -wie gesagt: ein sehr erfahrener Mann- der hat diesen Kabel angekuppelt; ohne, dass die Sowjet-Behörde - äh - das bemerken könnte.
Das war natürlich eine sehr delikate Operation.
Der gelang sehr gut, man schrieb den Telefongespräche auf und die würden dann - äh - übersetzt und ausgewertet. Da waren das sehr interessante -das können Sie verstehen!- sehr interessante Informationen gab, ähm - hatte dann diese Sache weiter untersucht und gesehen, dass es noch an fünf andere Stelle Möglichkeiten gab, äh - die sowjetischen Militärkabel - äh - zu - äh - sie a-a-an sie, an diese Kabeln anzuschließen.
Und so würde in Wien fünf von diese Tunnels, ge- - kleine - aber kleine - äh - Tunnels gegrabe und Ankopplungen gemacht und - äh, weil das Material nun so viel war, dass es in Wien einfach nicht - äh - bearbeitet wurden konnte, würde es nach London geschickt, würde diese Technische Dienststelle aufgerichtet war, wo Leute arbeitete, die gute Russische Sprachkenntnis - waren viele Weiße-Russen und Polen und so Immigrierte [vermutlich: darunter]- ähm und -äh - es war meine - äh -Aufgabe, die Gespräche dann- - aus diese Gespräche dann die wichtige Informationen - äh - zu holen und die in zusammenzusetzen für - äh - ein, dreiwochiges oder zweichwochiges - äh - Rapport für die - äh - Ministerien. Das Außenministerium, das Kriegsministerium und noch andere Behörde, die daran interessiert waren. Ähm - außerdem bearbeitete diese Dienststelle auch das Material, das von einige Mikrofone, die in sowjetischen Botschaften aufgestellt waren, in verschiedene Länder, ähm - und die durs-durch das Material, das dies-dus-durch die Mikrofone geliefert wurde. Als ich dann in einem Abend im Oktober mein ersten Treff in London mit meinem sowjetischen Genossen, mit dem ich dann nachher noch viele Jahre lang zusammenarbeitete, hatte; äh - übergab ich- - war ich in der Lage, ihm die- - diese - ähm Überhörungsstelle in Wien und die Mikrofone in die verschiedene sowjetische Botschafte - äh - genau -äh - zu- - z-z-zu- - zu geben. Und er war natürlich entzückt.
[Gelächter des Publikums]
[George Blake:]
Die Sache war - ähm - bis daher hatte ich natürlich gesagt, dass ich - äh - für die sowjetische Dienst arbeiten wollte und warum und so und - äh - das ko- - wollte sie natürlich gerne glauben; sie hoffte, das, was ich sagte, wahr war, aber ich hatte auch unterschoben werden konnen mich, und - äh - es war nur anhand dieses Materiales- - Materiales dass sie da tatsächlich sahen, dass - äh, äh - das, was ich sagte, wahr war, denn kaum würde die englische Geheimdienst solche Material freigeben.
Nun. Dann trafen wir uns so fast jede drei Woche. Äh, wie gesagt, so jede drei Woche auch - ähm - war diesen Dokument fertig. Das würde geschickt nach den schiedenen Man-Ministerien - äh - darunter war ein List [Liste] dieser Ministerien, auch eine List [Liste], äh - es würde auch nach Washington gesch- - äh - geschickt, und auf die Kopie, die für meinen sowjetischen Genosse bestimmt war, schrieb ich immer auf eine Kopie: "für Moskau". Äh - [Gelächter im Publikum] sodass alle - äh - informiert waren über diese Sachen.
Äh - wenn dies- - äh - Sache in Wien so gut lief, da würde der - ähm - Resident in Wien versetzt nach Berlin. Nun war es natürlich, weil er dort solche große Erfolge gehabt hatte auf diese Weise, dass er gleich hier anfing, auch Möglichkeiten zu suchen, äh - das selbe zu tun. Und nach einige Suchen hat er zwei Möglichkeiten gefunden. Nun, es waren eigentlich drei, aber der dritte kam- äh - eigentlich von fern herein gar nich' in Frage.
Die erste Möglichkeit war, von aus den englischen Sektor, in der Nähe der Brandenburger Tor, ein Tunnel zu grabe', zu das Haus des Ministeriums; zu den Kabeln, die zu den Haus des Ministeriums- - damaligen Haus des Ministeriums führten.
Und die zweite war, um ein Tunnel zu graben zu - äh - den Kablen, die zu das - ähm - sowjetische Hauptquartier in - äh- -
[Hans Fruck:]
Wühnsdorf!
[George Blake:]
...äh- - in Wühnsdorf und auch in Karlshorst liefen und ähm - von aus die amerikanische Sektor. Nun wär es natürlich für die Engländer einfacher gewesen, äh - von aus ihrer eigener Sektor - äh - diese Kabel an das - äh - sich an die Kabel, an das Haus des Ministeriums anzukopplen. Äh - das war auch nicht so eine lange Tunnel dazu benötigt, aber natürlich von ihrem Standpunkt, war die Informationen, die sie - äh - zu bekommen hofften von den Kablen [Kabeln], von den - äh - Sowjet Hauptquartier in - äh, äh - der DDR - äh - für sie von äußerst größter Gewicht. A- - Wichtigkeit. Aber - ähm - dazu, das könnten sie natürlich nicht machen ohne die Amerikaner. Die haben sich dazu zu den Amerikanern gewandt und, weil die auch schon bekannt waren mit die Informationen aus Wien, waren die zugleich begeistert und, was noch wichtiger war, sie waren sofort bereit, alles zu bezahlen. Und weil die Engländer arm sind - äh - war das natürlich eine sehr wichtige Sache für sie. Und so - äh - hat man dann viele Beratungen gehabt, äh - und wurde beschlossen, dass die Amerikaner - ähm - würde ein Militärobjekt aufrichten an der Grenze bei Alt-Glienicke.
Äh - die Engländer würden den Tunnel bauen, die hatten ein sehr gute Bergwerk-Ingenieur, der darin erfahren war, und sie würden natürlich auch die Ankopplungen machen, weil sie auch darin große Erfahrung hatten.
Nun, wenn das nun alles - äh, äh - das würde dann gemacht. Und vor ich glaube ein Jahr oder anderthalb Jahr, hat diese Tunnel funktioniert, hat eine enorme - äh, ähm - Quantität, Material geliefert. Äh - so, dass, wenn man die Gesp- - alle Gespräche von einen Tag bearbeitet hätte, dann würde das zehn Jahre gedauert habe', für das Gespräch äh - von einem um-um-um von einem Tag auf den Tisch - äh - von dem Mann zu bringen, den es lesen sollte. Äh - der- - den es interessieren sollte. Und natürlich - äh - Informationen, die zehn Jahren alt sind, haben überhaupt keine - äh - Bedeutnis und daher hat man dann - ähm - sorgfältig - äh - die Linien ausgesucht, die vom größten Interesse ware' und haben das alles - äh - aufgeschrieben auf den Band und das würde dann in eine große Stelle, die auch- - die dann in London aus dem Technische Dienst aufgebaut würde, äh - bearbeitet. Äh - nun muss ich Ihnen sagen, dass es unserem sowjetischen Genossen, unse-un- - äh - schon bekannt war, äh - dass diese Tunnel gebaut wurde; lange, bevor der erste Spate' [Spaten] - äh - in der Grund gesteckt wurde.
Äh - trotzdem - äh - haben sie - äh - sozusagen es zugelassen, dass - äh - diese Operation durchgeführt wurde, ähm - und - äh - haben damit gezeigt wie - äh - groß sie meine weitere Arbeit einschätzte. Denn wenn das n-n-n-na-na- - natürlich von vornherein etwas schief gegangen wäre, dann - äh - hätte das - mh - sehr schlechte Befolgung für mich haben können. Ähm.
Dann, nach einem Jahr, ich war damals, ähm - als ich dann die- - die Nachrichten über den Tunnel durchgegeben hatte und ich wusste, dass die Dienststelle sich weiter für längere Zeit beschäftigen sollte mit die Bearbeitung des Materiales dieses Stö- - äh - dieses Tunnels, äh - hatte diese Dienststelle für mich eigentlich kein Interesse mehr. Konnt ich dort nichts Neues erfahren. Und, äh - weil ich dann schon- - nun schon zwei Jahren in London gearbeitet hatte, habe ich gefragt, ob man mich wieder ins Ausland schicken s- - wollte. Ich habe nicht gefragt wohin, äh - aber ich habe wiederum Glück gehabt - äh - und bin nach Berlin geschickt.
Und - von dort zu arbeiten in die so genannte Politische Abteilung, äh - hier in den englischen Geheimdienst in Olympia Stadien [Olympia Stadion], wo mein Auftrag war, äh - mich sozusagen einzudringen in das Sowjet Hauptquartier in Karlshorst. Nun, vorgestern - äh - habe ich eine kurze Vortrag gehalten, in das Hauptquartier in Karlshorst und ich glaube, dass ich sagen kann, dass ich diese Aufgabe - äh -
[Gelächter]
[Applaus]
[George Blake:]
Als ich dann hier in Berlin war, äh - hat man - äh - diesen Tunnel entdeckt. Für mich war das natürlich ein bisschen nervösen Tag, wenn ich hörte, dass der Tinnen- - Tunnel entdeckt worden ist und ich dachte: wie wird das nun weitergehen?
Ähm. Aber wiederum, die sowjetische Genossen, und ich glaube, dass war auch eine sehr schwere Operation; haben das so gemacht, dass die amerikanische und englische Geheimdienst, obschon sie natürlich -könn'n Sie sich vorstellen- die Sache sehr, sehr gründlich untersucht habe', äh - dass sie doch zu die Überzeugung gekommen sind, dass das wirklich ein technische Fehler in - äh - einer der Kabel war und das die - ähm - sowjetsischen [sowjetischen] - äh - Nachrichtentypen - äh - ganz zufällig auf diesen - äh - Koppelung und auf diesen Tunnel - ähm - g-g-g-ge-gekommen sind.
Ich setzte hier meine Arbeit in Berlin fort. Schon in London nach einigen Monate Arbeit mit den sowjetischen Genossen war es klar, dass, um Dokumenten aus den Zentrale zu bringen, ihnen zu übergeben, dass das doch eine - äh - umständliche Sache war und das es viel leichter wäre, äh - das alles zu fotografieren. Und - äh - so habe ich eine kleine - äh - Minox Kamera bekommen. Äh - diese Kamera habe ich dann jeden Tag gleich mit meine Portmonee in meine Hintertasche gesteckt, denn ich wusste natürlich nie, äh - wann wichtige Dokumente - äh - auf sich- - sich auf meinem Tisch befinden würde und ich musste immer fertig sein, um - äh - das zu tun.
Nun allmählich, wenn man anfängt zu arbeiten; erst ist man etwas nervös, äh - aber dann später gewöhnt man sich einfach daran. Und ich wusste genau, äh - was ich tun sollte, äh - um diese Fotos zu nehmen, in Umstände, wo es se- - fast unmöglich war. Nun, alles kann geschehen, natürlich, aber wo es fast unmöglich war, mich zu betrachten [unverständlich]. Ähm. Das andere Gefahr war, dass - äh - ich vielleicht mal ein Unfall hatte und dass man dann diesen Minox auf mich finden könnte, aber das war etwas, woran ich nichts tun konnte. Äh - das dritte Gefahr war, dass - ähm - meine Sowjet Genosse, mit dem ich mich trafe- - traf, durch den englischen Abwehr gefolgt würde und das dann, wenn wir uns trafen, äh - uns verhaften würde und die vierte war, dass irgend ein Mitarbeiter der sowjetischen Dienst oder andere Dienstens sozialistischer Länder, ähm - zu den Amerikaner oder zu den Engländer überlief, oh - der von meiner Tätigkeit wusste. Aber, wiederum, das was etwas woran man nichts machen kann, wer- - wogegen man nichts machen kann und daher hat es kein'n Sinn, sich darum viele Sorgen zu machen. Ähm.
Hier in Berlin - äh - würde viel getan, um - äh - nach eine Mitarbeiter zu soch- - suchen in den - äh - sowjetischen Hauptquartier in Karlshorst und wenns möglich war/wäre viele Mitarbeiter, damit wir doch mal einmal ein Mann ins Kreml hatten, äh - ist das große Ziel, nicht wahr: der englische Geheimdienst, ein Mann ins Kreml zu haben. Äh - aber ich glaube nicht, dass ihnen das gelungen ist.
Äh - mir is' es eben- - is' es jedenfalls gelungen, hier in äh - Berlin ein junger sowjetischer Mitarbeiter zu werben. Er hatte eine sehr verantwortliche Stelle. Er war Dolmetscher bei alle Besuche, wo leitende Persönlichkeiten. Er arbeiteten für den CEV, ich weiß nicht, wie das auf De- - [Sprecher im Hintergrund: KGB] - [Sprecher im Vordergrund: KGB.] - [George Blake:] Ja. Und - ähm, äh - er kam zu mir in West-Berlin, so jede drei Monate- - jede drei Woche - äh - ein Mal im Monat und dann trafen wir uns immer in ein nettes Nachtlokals, tranken ein Flasche Wein, über- - redete über viele Sache. Er überhändete mich - äh - interessante Nachrichten und ich überhändigte ihm auch irgendwelche Nachrichten.
Äh - und so - äh -
gingen die Jahre in Berlin vorbei. Es wurde sehr viel getan, wie ich gesagt habe, äh - um diese Mitarbeiter zu werben. Wir suchten - ähm - nette Mädchen aus, die wir dann - äh - nach Ost-Berlin schickten, um dort in die Gäststatte [Gaststätte] - äh - um Karlshorst herum Bekannschaften zu machen. Ähm - wir haben - ähm - dicht an die Sektorgrenze ein getarntes Geschäft - ähm, äh - aufgerichtet, wo man - ähm - Uhren, Seide'strümpfe [Seidenstrümpfe], Schmuck - äh - alle möglichen Sache kaufen konnte gegen billige Preise, die die Sowjet Offiziere und ihre Fraue, die hier in Ost-Berlin - äh - verleiten konnten, äh - nach West-Berlin zu kommen - äh - und wo wir dann - äh - hofften, Bekanntschaft - äh - mit ihnen zu machen. Aber - äh - aus dies Alles ist nichts geworden.
Und dann bin ich nach fünf Jahre Arbeit in Berlin, den man wegen meine Werbung dieser sowjetischen Mitarbeiter ziemlich hoch eingeschätzt hat, ähm - bin ich - äh - nach London zurückberufen und wurde mir erst angeboten - ähm - nach der Libanon zu geh- - zu fahren, um dort die arabische Sprache zu lernen und dann - äh - später in Mittlere Oste [Mittlerer Osten] zu arbeiten Aber ganz zufällig - äh - traf ich auf die Treppe in die Zentrale mein ehemalige Chef in Berlin, der selbst nach London versetzt war, wo er das Haupt der Londoner Residentur wurde.
Und weil er nun angeblich sehr zufriede' war mit meiner Arbeit hier in Berlin, hat er gesagt: "Nee, ich erlaube nicht, dass man duch- - dass man dich nach - äh - der Libanon schickt, du sollst hier - äh - bei mir arbeiten - ähm, äh - denn das ist viel interessanter." Nun, das war auch interessanter in die- - nur nicht für- - von seinem Standpunkt; es war auch natürlich viel interessanter vom Standpunkt - äh - meiner Sowjetfreunde.
Ähm, die - äh - Sache-d- - die Sache war, dass diese - ähm - Residentur in London etwas neues war. Denn die englische Geheimdienst bisher [hustet] hatte nich- - nicht das Recht - äh - in England selbst zu arbeiten.
Äh - die englische -ich werde Ihnen ganz kurz etwas erzählen über die Struktur- - äh - die englische Geheimdienst ist ein Zivildienst. 's sind keine - äh - Militär darunter und - äh - sie untersteht das als westlichen Amt. Der Sicherheitsdienst ist - äh - völlig geschieden und untersteht - äh - das Innenministeriums. Und nur die Sicherheitsdienst - äh - hat Recht, in England und und frühere Kolonien zu arbeiten und der Aufklärungsdienst konnte nur ins Ausland arbeiten. Aber, wegen diese Zeit, [hustet] am Ende der 50er Jahre, äh - als die - äh - Beziehungen zwischen den kapitalistischen Ländern und den sozialistischen Ländern sich etwas lockerten, als die Handelsbeziehungen enger würde, sehr viele englische Geschäftsleute nach der Sowjetunion und auch die andere sozialistische Länder reiste, sehr viele Sowjet-Vertreter nach England kame, da - äh - wurde man sich davon bewusst, dass es doch - äh - schade war diese Möglichkeiten nicht auszunützen und so würde - äh - diese Residentur - äh - geschaffen.
Äh - ich werde Ihnen nur daran erinnern, dass diese Agen- d-d-da-di- - dass diese Residentur mit - äh - gewisse Erfolg gearbeitet hat, äh - Ihnen ist alle die - äh - Fall Penkowski bekannt, äh - und diese Fall - äh - wurde - äh - von London aus organisiert - äh - und betreut. Äh.
In London traf ich wieder - äh - regelmäßig mein'n Sowjet-Genosse. Äh - und weil es nau- - nun auch dort meine Aufgabe war, äh - zu versuchen Mitarbeiter der sowjetischen Botschaft in London zu werben, so - äh - konnte ich, ohne Schwierigkeiten, äh - von den - äh - englischen Sicherheitsdienst, weil der Zusammenarbeit zwei- - bis zwischen die beide Dienste natürlich sehr eng ist; ähm - konnte ich die Dossier bekommen, von allen Mitarbeiter der Sowjetbotschaft in London. Und - äh - bekam natürlich auch das Dossier meiner mei-m- - äh - de-de- - Genossen, mit dem ich arbeite. Ich sah darin, dass er ein General der KGB war, dass er den Rang vom - äh - Botschaftsrat hatte, [hustet] dass die Engländer und die Amerikaner wusste', dass er der Resident der KGB in London war - äh, äh - und dass er früher in Washington gearbeitet hatte. Weiter stand da noch in einer Beschreibung von einer - äh - Reise, die er nach Den Haag gemacht hatte - äh - man hatte ihm gefolgt, die holländische Dienst - äh - war da wohl bei einbezogen, aber - äh - irgendwie hatte sie sein Spur verloren - äh - und immer fragte die sich ab, was er nun dort in Holland gemacht hatte. Nun, ich wusste - äh - was das war.[Hintergrundgelächter] Äh.
Nun muss ich sagen, dass es für mich vielleicht nur persönlich einer der Hö- - Höhepunkte meiner - äh - Arbeit für die sowjetische Dienst war, wenn ich - äh - diese - äh - Dossier fotografieren konnte, vor allem, weil darin geschrieben stand, dass die englische und die amerikanische Geheimdienst - äh - sehr viel Achtung für die Arbeit - äh - vor- - von diese Genosse hatte und ihn als eine sehr gefährliche - äh - Gegner - äh- einschätzte. Und wenn ich ihn bei unsrem nächsten Treffe [Treffen] - äh - sein persönlichen Dossier - äh - überhändigte, war das für mich - äh - eine große Freude und ich denke, als er's nachher selbst gelesen hat, dann in Moskau hat man's gelesen, da war man wahrscheinlich auch erfreut.
Ähm - nachdem ich zwei Jahre in London gearbeitet hatte - äh - wurde ich dann doch nach der Li-Libanon geschickt um Arabisch zu lernen. Die - äh - das englische Außenministerium hatte dort ein - äh - eine Schule, für Diplomaten und andere, und - äh - ich sollte dann ein Jahr, fast ein Jahr dort studieren. Nun muss ich ehrlich sagen, dass ich froh darüber war, denn natürlich ist den Druck, obschon man sich daran gewohnt, äh - der illegale Arbeit - äh - auf längere Frist natürlich ziemlich schwer. Und um ein doppeltes Leben zu leiben- - zu führen ist natürlich nicht zu lei- - so leicht. Ähm - und ein Jahr Arabisch studieren - äh - wäre eine, ein Akt von Entspannung für mir gewesen.
Nun, ich bin dann mit meiner Familie -ich hatte eine Frau und zwei Kinder und meine Frau erwartete ein dritte- bin ich nach - äh - Libanon gefahren und habe mir da ganz auf die arabische Sprache, die arabische Kultur - äh - konzentriert. Äh, ich hatte natürlich - äh - Kontakt mit den sowjetischen Genossen dort - äh - und konnte zu jede Zeit - äh - mit ihn'n in Verbindung trete. Ich konnte ihnen irgendwelche - ähm - Nachrichten über die Schule und so geben, äh - etwas über die Residentur in Beirut, aber - äh - sehr wichtige - äh - Nachrichten konnte ich da-da- - für diese Zeit natürlich nicht geben. Als ich dann fast acht Monate da gewesen war, es war gleich Osterzeit; ähm - sagte mir, ganz so nebenbei, als ich auf ein Festabend den Residenten Libanon begegnete, sagte er mir, dass man - dass ich den nächste Woche nach London fahren sollte, weil man mir dort zu Besprechungen brauchte. Nun, ich war etwas erstaunt und fühlte gleich ein'n Verdacht.
Äh - die Sache war, dass in zwei Monate sol- - sollte ich das Examen ablegen und ich konnte mich eigentlich nich' vorstellen, warum man mich nun so plötzlich in London brauchte. Äh. Ich- - andererseits war da der Krieg in Nigeria, in Nigeria zur Zeit und ich dachte, vielleicht sind da Versetzungen in der Dienst und braucht man mich eilig für eine neue Stelle. Äh - ich beschloss aber sofort, mich in Verbindung zu stelle mit meine Sowjet Genosse. Ich teilte ihm die Lage mit und er sagte: "Nun, äh - wir treffen uns wieder in drei Tage, ich werde mich mit Moskau in Verbindung stellen und werde sehen, was die sagt."
Äh - da kam die Antwort aus Moskau zurück und es würde gesagt: "Alles ist in Ordnung, äh - soweit wir wissen, gibt es absolut keine Grunde [Gründe] - äh - für irgendwelchen Verdacht. Alles ist in Ordnung, du kannst fahren!"
Nun war ich sehr froh, äh - diese Nachricht zu bekommen. Denn - äh - für mich - äh - die Arbeit aufzugeben ohne sicher davon zu sein -wenn ich sicher gewesen wäre, das wäre eine andere Sache gewesen!- ohne sicher davon zu sein, zu flüchten; es hätte- - war auch eine leichte Sache gewesen, von Beirut nach Damaskus und dann weiter, ähm - das war ein Entschluss, äh - das ich nicht fassen konnte, denn -und ich bin auch froh, dass ich das nicht getan habe!- denn dann würde ich immer nachher - äh - den Gefühl gehabt habe, dass ich - äh - umsonst geflüchtet wär und das vielleicht - äh - es gar keine Grund dazu gegeben hat. Dazu kam natürlich auch noch äh - persönliche Gründe. Wie gesagt, ich hatte ein Frau und zwei Kinder, in zwei Monate sollte der dritte geboren wurden, äh - meine Frau kam aus sehr konservative, englische Kreise, für die Kommunismus - ähm - hatte sie überhaupt keine Ahnung selbst; nur etwas scheubares für sie und - äh - es wäre natürlich sehr schwer.
Ich hätte sie verlassen müssen oder - ähm - sie mitnehmen müssen und ich glaube nicht sie wäre mitgegangen. Äh - ich war also froh, dass ich nach London fahren konnte. Und habe das dann auch getan und bin dann gleich verhaftet worden. Nun werde ich Ihnen sagen, ist diese Verhaftung auf englische Weise geschehen und es is' vielleicht interessant für Sie, um zu hören, wie das nun zuging.
Äh. Als ich an den Flugplack [Flugplatz] an- - ankam, bin ich einfach nach Hause gefahren nach meine Mutter, habe dort die Nacht verbracht und die haben mich am nächsten Morge' - äh - in der Dienststelle gemeldet, würde dort von drei meiner Kollegen und den ich gut kannten; einer, zu dem ich selbst sehr gute persönliche Beziehungen hatte, empfangen. Und - äh - es würde gesagt: "Ja, wir wollen mal - äh - einige Sache besprechen; ehe wir über deine neue Ernennung irgendwo - ähm, äh - beschlisch-bis- - äh - beschließen." Nun, diese Gespräch entwickelte sich und alsbald wurde ich davon schuldig, dass ich - äh - mit den sowjetischen Dienst in - äh - Verbindung stand. Ich habe das natürlich verneint. Äh - das hat - äh - zweieinhalb Tag gedauert.
Ich ging mittags zu Mittag essen in ein Gaststätte, abends ging ich nach Hause - äh - zu meiner Mutter, aber - äh - natürlich folgte mich jemand. Aber so angeblich war ich frei! Ähm. Ihren Druck würden die ganze Zeit größter und - äh - sie fingen an, äh - Beweismaterial zu zeigen, das in ihren - äh - Besitz war, äh - dass ich wirklich diese - ähm - de- - das ich wirklich für die Dienst, für die sowjetischen Dienst gearbeitet hatte. Äh - ich glaube, das hat keinen Sinn, hier nun zu sagen, äh - genau was das Beweis war. Äh, es hat etwas zu tun mit andere sozialistische Länder, ähm - aber die Tatsache war, dass sie Beweis hätten und selbst davon überzeugt waren, dass das so war. Ähm - ich habe das - äh - drei Tage lang verneint, äh - bis sie etwas sagten, was auf mich auf diesen psychologischen Moment eine große Eindruck gemacht hat. Und eigentlich war es so einfach, wie wenn man zu einem kleinen Jungen sagt: "Du hast die Pflaumen gestohlen." und er sagt: "Nein!" und dann sagt man: "Ja, ich weiß, dass du die ge- - Pflaumen gestohlen hast." ja und dann sagt er: "Ja, ich habe sie gestohlen." Es war so, sie haben gesagt: "Ja, wir wissen, dass du das gemacht hast, aber wir sind dich nich' böse! Äh - du bist - ähm - in Korea in sehr - äh - schlimme Umstände has- - hast du gelebt. Man hat dich gemachtelt, äh - man hat dich dazu gezwungen, äh - für die Sowjets zu arbeiten - äh. Wenn du einmal angefängen [angefangen] hängst- - äh - hast, war es unmöglich für dich, aufzuhören. Wir verstehen das! Äh - und - ähm - und wir werden alles tun, um dich zu helfen." Äh - und wenn sie nun das sagten, da war ich sozusagen fast empört und habe gesagt: "Nein! Es is' nich' wahr, mir hat- - mir hatte ich nicht gemachtelt. Ich bin- - ich habe freiwillig habe ich das angeboten, weil ich - äh - dazu gekommen bin, in diese Sache zu glauben." Ich habe sie dann erklärt, alles was ich Sie- - Ihnen hier heute erklärt habe und - na ja, da war dann die Sache natürlich zu Ende.
Ich wurde dann- - ich konnte dann noch diesen Abend nach Hause zurückgehen, weil sie wollten nicht, dass meine Mutter - äh - sozusagen gleich darüber wüsste; äh - vor allem, weil die- - sie selbst nicht wüsste, welche Entscheidung die englische Regierung fassen würde. Wo-w-wo-würde die englische Regierung dazu entschließen, mich zu- - rechtlich zu verfolgen oder würde die dazu beschließen, die Sache - äh - zu decken und das auf irgendwelch andere- - welch andere Weise - äh - aus dem Weg zu räumen. Ähm - und vielleicht ist es besser für mich, dass sie - äh - entschlossen haben, mich doch rechtl- - rechtlich zu verfolgen. Äh - und ich wurde dann am nächsten Tag in Haft genommen - äh - und einen Monat später kam ich vors Gericht.
Nun, ich war natürlich- - nun muss ich Ihnen etwas sagen, das vielleicht für Sie von Interesse ist und das auch Ihre Arbeit Beziehung hat und das vielleicht die einzige Kritik ist, die ich habe auf die Sowjet-Genosse, von den ich Ihnen redete, der General, äh - der - äh - mit mir arbeitete. Es is' so, dass ich für mich selbst davon überzeugt war, weil ich immer im Leben versucht hab, realistisch zu sein; dass früher oder später die Sache eine Ende nehmen musste. Dass dies nicht ewig dauerte, dauern konnte. Und, als ich Glück hatte, könnte ich vielleicht rechtzeitig entflüchten; aber ich muss damit rechnen, dass ich doch verhaftet würde. Und nun habe ich ihn nicht ein Mal, aber viele Male gefragt - oder, versucht zu fragen vielmehr; wie soll ich mich nun verhalten, wenn das geschieht? Soll ich hieraus ein politisches Prozess machen? So wie in die russische Geschichte, sagen wir mal, wie in der 'Rot Nikita Staaten' oder die Bolschewiken vor den Revolution. Ähm - wie soll ich mich verhalten? Und er war auf diese- - in diesem Hinsicht eine sehr orthodoxen Mann, würde ich's mal sagen, er - äh wollte gar nich' darüber reden. Er sagte einfach: "Wenn du alles richtig machst und wenn wir alles richtig machen, dann kann nichts passieren!" Und ich glaube, dass das doch in unsrer Arbeit nicht so ist. Alles kann passieren.
Wir sind nur Menschen und wir können nicht alles sozusagen selbst ordnen. Äh - und daher hat er mi- - hatte er verweigert, äh - mit mir über diese Sache zu sprechen und war ich dann auch nicht darauf vorbereitet, wie ich mich nun verhalten soll. Äh - da kam dann noch etwas dazu, das auch wichtig war und daran bin ich allein schuld. Dass ich- - dass ich mich nicht benügend oder eigentlich überhaupt nicht befasst ha-habe, mit die englische Gesetzgebing [Gesetzgebung] auf diesem Gebiet. Äh - England ist ein Land, wie Sie wissen, wo das Gesetz sehr genau betrachtet wird, wo man genau wissen muss, worauf man Recht hat und worauf man kein Recht hat. Und wenn ich das besser gewusst hätte - ähm - vielleicht dass ich -obschon die Dienst das Beweis hatte, dass ich für die Sowjet-Dienst gearbeitet habe- das noch nicht das selbe war, das ein Gericht mich verurteilt hätte.
Das sind zwei verschiedene Sachen.
Das hängt auch ab- - ab von die Rechtsanwälte, wie bequem die sind und wie Geschwörene [Geschworene], wie- - welche Einstellung die habe - äh - und - ähm - darin habe ich dann einen Fehler gemacht.
So! Dann kam ich ins Gefangnis [Gefängnis] - äh, ja! - dann kam ich vors Gericht. Und - äh - obschon der Richter, das war der Lord Chief Justice Englands, der Hauptrichter von England. Äh - ein freundlicher alter Mann mit weißer Perücke - ähm - und roter Toga, aber, obschon sein Gesicht sehr freundlich war, hat er mich doch zu 42 Jahre Gefängnisstraf [Gefängnisstrafe] verurteilt. Ich war darauf vorbereitet, dass er mich vielleicht zu Tode verurteilen wollte, aber eben da ich das Gesetz nicht kennte, wusste ich nicht, dass er das nicht tun konnte. Denn in England kann man - äh - das nur tun in Kriegszeit, für solche Verbrechen, aber- - und weil es Frieden war und weil die Sowjetunion schließlich kein Fein- - o-o-o-offiziell keine Feindmacht war, konnte er das nicht tun. Sonst hätte er es, davon bin ich überzeugt, gerne getan.
Ähm - ich kam dann - äh - in der Gefängnis. Nun, die ersten Wochen in die Gefängnis sind für jeden schwer. Stellen Sie sich vor, nich' wahr, ich war ein -nun, ich will nicht sagen 'geehrter', ich weiß nicht- das Wort ist 'Staatsbeamter', der eine gute Stelle hat, die in gute Kreise verkehrte - äh - und war nun, plötzlich fand mi [vermutlich: ich] mich- - plötzlich als ein Staatsverbrecher in der Gefängnis, umgeben von - äh - allen mögliche - äh, äh - Verbrecher und Mörder. Da, wo ich war, so ungefähr 150 Mörder - äh - und - äh - dazu muss man sich dann ein wenig umstellen. Außerdem, was auch wichtig war - äh - musste ich nun - erst war ich sozusagen nach außen ein konservativ eingestellter Staatsbeamter gewesen und nun für die ganze Welt und für meine Mitgefangenen, für die Wärter und alle; war ich- - musste ich hervortreten als ein offener Kommunist.
Und - äh - daher habe ich mich im Gefängnis sehr strenge Lebensreglen [Legensregeln] selbst auch aufgelegt. Äh - außerdem, was mir sehr geholfen hat, dort haben die sowjetischen Genossen mich auch nich' in der Stich gelassen obschon sie vielleicht nicht das Absicht hatte, ähm - in diese Gefängnis, wo ich mich befand, äh - befand sich auch seit einige Monate der bekannte sowjetische - ähm, äh - Kundschafter Lonsdale, der nachher hier in Berlin ausgewechselt wurde. Nun wissen Sie selbst, dass, wenn in einem Gefangnis [Gefängnis] zwei gefährliche Staatsverbrecher sitzen, die nicht miteinander in Verbindung kommen sollen.
Aber - äh - und daher hat die - ähm - englische Abwehr, die englischen Nachrichten- - ähm, äh - Sicherheitsdienst die Gefängnisbehörde die Auftrag gegeben, dass wir unter 'besondere Beobachtung' -das war die Termin [vermutlich: Terminus] auf Englisch, 'besondere Beobachtung'- dass wir auf besondere Beo- - unter 'besondere Beobachtung' stehen sollten. Äh - nun ist es so, ich habe es Ihnen schon gesagt: in England sind alle - äh - Behörde sehr getrennt. Die Engländer haben immer Angst gehabt, dass mal ein Staatsorgan zu viel Macht bekäme und darum haben sie immer alles sehr getrennt gehalte und die Sicherheitsdienst hat nichts zu tun gehabt mit die Gefängnisbehörde.
Und für die Be-Gef-Bef- - Gefängnisbehörde hat die Termin [vermutlich: Terminus] 'besondere Beobachtung' eine specifice [spezifische] - äh - Bedeutung. Äh - es bedeutet, dass alle - äh - Gefängene [Gefangene], die irgendwann mal-mal ein Fluchtversuch gemacht habe oder geflüchtet sind und wieder gefasst sind, äh - besonders beobachtet worden müssen, heißt sie trugen - ähm - spezielle Kleider mit Abzeichen, damit man sich sch-schn-schnell erkennen konnte. Äh - sie würden jeden Tag ihre Zelle wechs- - mussten jeden Tag ihre Zelle wechseln, damit - äh - sie - ähm - nie, nie wusste, wo sie schläfen [schliefen]; äh - sie - äh - waren immer zusammen, getrennt von den anderen Gefangenen.
Und so war die Folge von diese - äh - diesen Befehl, dass statt wir getrennt waren, wir fast die ganze Zeit zusammen waren. [Hintergrundgelächter] Äh - und - ähm - während der-die-die- das Spazieren -ich weiß nicht, wie man das nennt- -
[männliche Stimme 1:]
Ja.
[George Blake:]
...äh - während das Spazieren, so 20 Minuten, halbe Stunde, konnten wir über alles reden.
[Hans Fruck:]
'Freistunde' heißt das im Gefängnisjargon mit der Stunde.
[George Blake:]
Wie viel?
[Hans Fruck:]
Freistunden pro Tag!
[George Blake:]
Aha! Freistunde.
Äh - nun es waren nur 20 Minuten, aber..
[Gelächter]
[Hans Fruck:]
In deutschen Jefängnissen [Gefängnissen] kriegt man bloß 10 Minuten - heißt trotzdem Freistunde!
[Lachen]
[George Blake:]
Ähm - nun war der Lonsdale ein ganz besonderer Mensch. Er war - äh - verurteilt zu 25 Jahren, äh - aber er war voll- - äh - voller Energie, voller Optimismus, immer gute Laune - äh - und das hat mich - äh - in diese erste Woche - äh - das Zusammensein mit ihm, natürlich sehr geholfe. Und ich erinnere mich besonders, dass - äh - er mir einen Tag auf den Schultern klopfte und gesagt: "George, mach dich keine Sorgen! Ähm - auf den 50. Jahrestag der Oktoberrevolution werden wir beide - äh - auf die Rote Platz in Moskau sein." Und - äh - es ist auch tatsach- - tatsächlich so gewesen! Leider ist er kurz nachher - äh - gestorben.
Ja, ich sagte Ihn'n schon, dass es, das Verhalten in der Gefängnis sehr wichtig war, denn - natürlich, wenn man so- so eine lange, so lange Haft - ähm, mhm - bestraft wird, äh - dann [unverständlich] diesen Straf [Strafe] schon eigentlich für mich die Befreiung ein. Denn von vornherein fasste ich den Entschluss, äh - nicht die ganze Zeit auszusitzen - äh - und - äh - versuchen zu entflüchten. Und außerdem - äh - gewann mir - äh - meine- - diesen Straf', die doch in England außergewöhnlich ist, -meist ist es nur 15 Jahren am meisten- ähm, äh - weil diesen Straf [Strafe] gewann mir die Sympathie von- - nicht nur von meinen Mitgefängene [Mitgefangene], aber auch - äh - von - äh - veschiedene unter das Gefängnispersonal. Und - äh - man hat mich - äh - schon - äh - natürlich genau bewacht wurde, hat man mich doch - äh - immer zu mir - äh- höflich und - äh - gut verhalten. Ähm.
Ich setzte mich wie gesagt sehr strenge Lebensreglen [Lebensregeln], denn ich hab mir so gesagt: wenn ich nur nur für mir selbst ein Reglement ausdenke, das enger ist als das Gefängnisreglement, dann fühle ich die Gefängnismauer nicht oder nicht so sehr. Nicht, denn ich bin enger und die drucken [drücken] nicht auf mich. Und das hat mir auch geholfen.
Äh - außerdem, weil ich nun [räuspert] die Entschluss gefasst hatte zu flüchten, war es nötig, dass ich in gute - äh - Physik - äh - Form blieb - äh - und auch, dass ich geistig - äh äh - dabei blieb, sozusagen. Und daher habe ich - äh - immer viele - äh - Yogaübungen gemacht, das hat mir sehr viel gut getan, ich - äh - werde hier keine Propaganda machen dafür- - [Hintergrundgelächter] ...das ist nicht meine Aufgabe, aber - äh - ich kann nur sagen, dass es mir selbst viel gut getan hat. Äh - auch indem meine- - ich habe mich immer sehr wohl gefühlt. Und - äh - was die - äh - geistige Arbeit betrifft, so bin ich weitergegangen - ähm - mit den arabischen Studien. Äh - und - äh - ich habe dann auch Examen gemacht und bin dann- - habe dann ein Fern- - äh - Kursus an dem Londoner Universität befolgt. Das war insofern wichtig, weil es - äh - für mich nötig war, dass die Behörde - ähm - allmählich zu dem Bevollschluss [vermutlich: Beschluss] kamen, dass ich mich bei meinem Straf' [Strafe] niedergelegt hatte und dass - äh - ich -äh - keine - ähm - Ideen hab, um zu flüchten.
[männlicher Sprecher 2:] Denn müssen wa halt- -
[George Blake:]
Wie gesagt, äh - es war sehr wichtig, äh - für mich, äh - dass die englische Gefängnisbehörde zu den Schlussfolgen kamen, dass- -
[Schnitt]
[Applaus]
[männliche Stimme 3:]
Ich möchte mich auch bei den andern beiden sowjetischen Teschekisten, die hier anwesend sind, dafür bedanken, dass wir diesen Tag erleben durften.
[Applaus]
Die Hauptverwaltung A (HV A) war die Spionageabteilung des MfS, deren Bezeichnung sich an die der Spionageabteilung des KGB, 1. Verwaltung, anlehnt. Der Ordnungsbuchstabe A wurde in der Bundesrepublik oftmals, aber unzutreffenderweise mit "Aufklärung" aufgelöst. Die HV A wurde 1951 als Institut für Wirtschaftswissenschaftliche Forschung (IWF) gebildet und ging im September 1953 als HA XV in das Staatssekretariat für Staatssicherheit ein. Sie wurde im MfS von 1956 bis zur Auflösung im Juni 1990 als HV A bezeichnet.
Der Schwerpunkt nachrichtendienstlicher Tätigkeit der HV A lag in der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin, wo sie mit Objektquellen, d. h. den IM in den nachrichtendienstlichen Zielobjekten, aktiv war.
Die HV A gliederte sich 1956 in 15, 1989 in 20 Abteilungen.
Für die operative Arbeit gegen das Bundeskanzleramt und wichtige Bundesministerien war die Abteilung I, für die gegen die bundesdeutschen Parteien die Abteilung II und für die Arbeit außerhalb Deutschlands die Abteilung III zuständig. Für die Infiltration der USA war die Abteilung XI, für die NATO und die Europäischen Gemeinschaften die Abteilung XII verantwortlich. Mit der Militärspionage war die Abteilung IV befasst, mit der Unterwanderung gegnerischer Nachrichtendienste die Abteilung IX.
Innerhalb der Hauptverwaltung war vornehmlich der Sektor Wissenschaft und Technik (SWT) mit Wissenschafts- und Technikspionage befasst, der zu diesem Zweck die Abteilung XIII bis XV sowie die Arbeitsgruppen 1, 3 und 5 unterhielt sowie eine eigene Auswertungsabteilung, die Abteilung V bzw. ab 1959 Abteilung VII.
Leiter der HV A waren 1951/52 Anton Ackermann, kurzzeitig Richard Stahlmann, 1952-1986 Markus Wolf, dann Werner Großmann und 1989/90 Bernd Fischer. Von anfangs zwölf Mitarbeitern wuchs der Apparat bis 1955 auf 430, bis 1961 auf 524 Mitarbeiter und erreichte bis 1972 einen Umfang von 1.066 hauptamtlichen Mitarbeitern. Bis 1989 wuchs die HV A auf 3.299 hauptamtliche Mitarbeiter, hinzu kamen 701 OibE (1985: 1.006) sowie 778 HIM. OibE und HIM arbeiteten verdeckt in der DDR und im Operationsgebiet. Insgesamt verfügte die HV A also zuletzt über 4.778 Mitarbeiter.
Die Anzahl der von der HV A geführten IM umfasste im Jahre 1989 rund 13.400 in der DDR und weitere 1.550 in der Bundesrepublik. Über 40 Jahre hinweg werden nach Hochrechnungen insgesamt rund 6.000 Bundesbürger und Westberliner IM der HV A gewesen sein.
Podiumsveranstaltung mit Kim Philby in "Haus 22" der Stasi-Zentrale (1) Video, 45 Minuten, 56 Sekunden
Podiumsveranstaltung mit Kim Philby in "Haus 22" der Stasi-Zentrale (2) Video, 40 Minuten, 31 Sekunden
Vernehmung von Karl Laurenz im Geheimprozess gegen ihn und Elli Barczatis wegen Spionage Audio, 38 Minuten, 31 Sekunden
Vernehmung von Elli Barczatis im Geheimprozess gegen sie und Karl Laurenz wegen Spionage Audio, 1 Stunde, 11 Minuten, 50 Sekunden