Signatur: BStU, MfS, BV Cottbus, Ka, Nr. 37
Was bewegte Stasi-Mitarbeiter kurz vor dem Ende der DDR, auf dem Höhepunkt der Friedlichen Revolution? Eine aufgezeichnete Diskussion in der Bezirksverwaltung Cottbus gibt aufschlussreiche Einblicke.
Im Oktober 1989 sah sich die Stasi mit Massendemonstrationen der Bürger konfrontiert. Überall regte sich Widerspruch und gründeten sich Bürgerbewegungen - der Staat und seine Geheimpolizei standen dem letztlich hilflos gegenüber. Am 18. Oktober trat der langjährige Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, der mächtigste Mann in der DDR, Erich Honecker, zurück und überließ die Staatsgeschäfte seinem Nachfolger Egon Krenz. Dieser versuchte, das Ruder noch einmal herumzureißen.
Vor diesem Hintergrund diskutierten Mitarbeiter der Bezirksverwaltung Cottbus mit dem Sekretär für Propaganda bei der zentralen Parteileitung der Stadt, Werner Thomala, über aktuelle politische Probleme. Da die Veranstaltung im Rahmen des offiziellen Parteilehrjahrs stattfand, sprach Thomala auch gewohnheitsmäßig von einer "Politinformation".
Die Runde ist relativ offen angelegt, Thomala spricht am meisten, lässt aber auch Raum für Fragen und Anmerkungen. Zur Sprache kommen Themen wie die Führungsrolle der SED, der Umgang mit dem Neuen Forum, die Wahlfälschungen bei den Kommunalwahlen vom Mai 1989, die Massendemonstrationen in den Städten und die Aussichten für die Zukunft.
Die "Politinformation" ist auf einer schlecht erhaltenen Kassette überliefert, daher gibt es einige Störgeräusche, die wenige Details der Unterhaltung unverständlich machen. Thomala selbst ist meist gut zu verstehen, Fragen oder Anmerkungen der anderen Teilnehmer sind zumeist undeutlich und leise.
[Werner Thomala:]
So, Genossinnen und Genossen, mit "Grüß Gott" möchte ich euch nicht begrüßen, ich denke, das werden wir nie tun. Und entschuldigen, dass ich Angehöriger der Sicherheitsorgane bin, werde ich mich auch nicht. Wir leben in einer komplizierten Situation, es gibt viele Fragen. Vieles was ... Wir haben unsere klare strategische Linie. Wir verteidigen den Sozialismus mit allen Mitteln. Ich denke auch, hier sind taktische Überlegungen gegenwärtig notwendig. Sie sind ja auch angestellt worden. Es gibt natürlich sehr viele Fragen. Deshalb habe ich heute auch kein großes Referat vorbereitet. Ich habe auch keinen Berg von Materialien mitgebracht. Ich denke wir sollten diskutieren, sollten unsere Fragen stellen, die uns bewegen in dieser Zeit, die sehr kompliziert ist. Welche Fragen bewegen euch?
Ich sehe, dass die Zeit gar nicht so kompliziert ist ... ach dort ... Ja, bitte.
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich], dass im Bezirk Cottbus der Dialog oder das Gespräch mit der Kirche noch gar nicht so da ist. Das heißt, dass die Kirche darauf wartet, bis die Partei kommt. Ist das momentan richtig?
[Werner Thomala:]
Also ich kann euch dazu nur meine Meinung sagen. Wenn ich hier im Bezirk an der Spitze stünde, nicht, dass ihr sagt, der Thomala möchte hier gerne an der Spitze stehe, ich möchte, aber wenn, mal nur in der Phantasie, hätte ich den Dialog mit der Kirche schon aufgenommen. Ohne jedoch, wie gesagt, mit "Grüß Gott" anschließend zu grüßen. Ich bin der Meinung, man muss also ... man muss also ... man muss also doch alle Mittel nutzen, den Dialog führen. Es gibt hervorragende Beispiele, und das gibt mir – an und für sich – auch Mut und Kraft, wenn ich das sehe, wie unsere Genossen kämpfen mit den verschiedensten Entwicklungen. Wenn ich den Genossen Schabowski zum Beispiel mir angesehen habe, inmitten dieser Meute da stehend und diskutierend, da gehört schon Mut dazu und da gehört auch Fähigkeit dazu. Also, da kann man nur sagen: Hut ab, ne? Hut ab!
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich], was der Genosse Stoph gestern gesagt hat [unverständlich]
[Werner Thomala:]
Ja, Klaus, da gebe ich dir Recht.
[Unbekannter Sprecher:]
[Lachen] [unverständlich]
[Werner Thomala:]
Da gebe ich dir Recht. Und ich denke auch gar nicht, hier etwas zu verteidigen, was nicht meine Überzeugung ist. Das müssen wir uns sowieso abgewöhnen.
[Unbekannter Sprecher:]
Aber man sollte sich mal überlegen, ob man so jemanden nochmal auf die Öffentlichkeit loslässt. [unverständlich]
[Werner Thomala:]
Wir wollen ja nun hier nicht sagen, dass der Genosse Stoph keine Verdienste hätte und dergleichen mehr. Wir wollen dem Genossen Stoph auch nicht, dem Genossen Stoph auch nicht unsere [unverständlich] versagen. Aber das gestern, muss ich dir ehrlich sagen, das hat wirklich keinen vom Sessel - äh, äh - sozusagen hochgehoben. Und ich meine, das hätte man letztlich auch so machen können, dass ein anderer Genosse spricht, der sagt, dass er hier auch im Namen des, - äh - des [unverständlich] Ministerrates spricht und so weiter. Also objektiv gesehen, auch die Formulierungen, die da drin waren, nicht. Die waren nicht so, dass man eben ... Aber wir können natürlich nun auch nicht erwarten, Genossen, dass denen eben alles schon perfekt gelingt, das schon alles perfekt gelingt. Wir haben ja demgegenüber so viele gute Beispiele, wo wir sehen, dass Genossen eben doch auch, sehr ... sich sehr viel Mühe geben mit auch neuen Formulierungen, die natürlich unsere Ideen zum Ausdruck bringen, wie bisher, mit neuen Formulierungen, die Menschen anzusprechen, ne.
Klaus.
[Unbekannter Sprecher:]
Ich habe mal noch eine Frage. Das Problem wird wahrscheinlich viele bewegen: Das Neue Forum wurde als staatsfeindliche Organisation nicht zugelassen. Frage: Heute verhandelt man, konkret der Schabowski [unverständlich], mit Vertretern des Neuen Forums. Hier würde man schleunigst eine exakte Stellungnahme von der Partei erwarten, auch von unserer Partei, also hier aus dem Hause, wie unsere Partei zu diesem Problem steht. Ich kann mir nicht - äh. Dieser Widerspruch, der offensichtlich nun da steht: Nun auf der einen Seite [unverständlich], normalerweise müssten wir sie alle einbuchten, also die, die namentlich bekannt sind. Auf der anderen Seite wird nun der Dialog gesucht. Ich habe nichts dagegen, gegen diesen Dialog. Aber ich kann das nicht stehen lassen, auf der einen Seite, das ist staatsfeindlich und auf der anderen Seite setze ich mich mit denen an einen Tisch. Hier gibt es irgendwie Diskrepanzen. Das ist jedenfalls meine Auffassung.
[Werner Thomala:]
[unverständlich] dazu noch?
[Unbekannter Sprecher:]
Ich würde, ich würde ... Ich habe gestern [unverständlich]. Ich habe mich erst einmal auf die Aussagen von Genosse Krenz gestützt in seiner individuellen Pressekonferenz, [unverständlich] wo er also gesagt hat: Wir sollen nicht die Frage stellen nach Opposition, sondern wir sollen das so sehen, dass wir bereit sind, mit alle Kräften, mit allen Kräften den Dialog zu suchen, auf der Basis der Verfassung. So, davon gehe ich erstmal aus. [unverständlich], aber jetzt kommt meine Frage: Wir haben bisher, wie gesagt, dieses - äh - nachdem, nachdem, nach diesem Zulassungsverfahren Ende September mit der Ablehnung auch begründet, wir sind von dem Verfassungsfeindlichen weggekommen und haben auch das Staatsfeindliche gelassen. Ich gehe damit völlig konform, weil wir ja auch die Materialien bekommen haben, wo also dieser Grundsatz eindeutig untermauert ist. Heute früh kam gerade im Radio, in den Nachrichten, dass Angehörige des Neuen Forums auf ein Dialoggespräch sich bereit erklärt haben, im Sinne der jetzigen Entwicklung, auf der Basis der Verfassung, auf der Basis der Verfassung. Jetzt ist meine Frage, [unverständlich]. Wie sollte jetzt draußen gearbeitet werden? Gelegentlich war bisher immer so verfahren [unverständlich] wenn das mit dem Neuen Forum so ist [unverständlich], warum würgen wir die Revolution und das, was das Neue Forum will, nicht ab? Nicht ab? Weil ... Ich habe bisher so argumentiert: Weil in der Zielstellung beziehungsweise in der Proklamation des Neuen Forums, was da drin steht, sich diese Leute, ich will mal sagen, nicht all zu viel von dem entfernen, was wir selbst [unverständlich]. Das ist richtig. Aber die Zielstellung, so wie wir also argumentieren, was im Rahmen der Abschaffung der entsprechenden Paragraphen [unverständlich]. Und ich habe so gesagt: Ich bin heute, unter den gegenwärtigen Bedingungen, die also sehr sensibel ist, die also sehr sensibel ist die Bedingung, können wir nicht, indem wir diese Dinge abdrucken, diesem Neuen Forum noch Menschen zuführen. Weil ich der Meinung bin, [unverständlich] vor allem junge Menschen [unverständlich], die erstmal nur sehen würden, jawoll, die wollen ja dasselbe [unverständlich] Erneuerung des Sozialismus [unverständlich]. Ich weiß nicht, liege ich da richtig mit meiner Argumentation?
[Werner Thomala:]
Die Sache ist erstmal die, - das ist aber erstmal nur für uns, für uns Tschekisten, nicht für draußen, ne - dass heute natürlich mancher auftaucht, der eigentlich hinter Schloss und Riegel gehört, ne. Ich erinnere euch nur, was diese drei, was diese drei jungen Genossen unseres Wachregiments gesagt haben, ne, und vieles andere mehr. Aber wir befinden uns, wie schon gesagt wurde, in einer sehr sensiblen Situation. Ich sehe die Situation eigentlich so, um ein Bild zu gebrauchen, um ein Bild aufzugreifen, was in der Vergangenheit mal gebraucht wurde: Wir haben natürlich Zündstoff aufgehäuft und der Gegner war nahe dran, diesen Zündstoff, sozusagen die Lunte an diesem Zündstoff zu halten. Weit entfernt war er nicht. Und jetzt kommt es meines Erachtens darauf an, diesen Zündstoff zunächst einmal nass zu machen, dass der Gegner nicht mehr zünden kann. Aber gleichzeitig diesen Zündstoff zügig wegzuräumen. Nass machen, darunter verstehe ich also erstmal Vertrauen schaffen, darunter verstehe ich auch bestimmte taktische Maßnahmen, um dem Gegner also es nicht weiter zu ermöglichen weitere Volksmassen auf seine Seite zu ziehen und dergleichen mehr. Versteht das nicht falsch. Nass machen nicht, um sozusagen den Zündstoff nun - äh - das geht nicht ewig mit dem nass machen. Der wird wieder trocken, wenn wir nicht zügig Maßnahmen einleiten, um diesen Zündstoff also wegzuräumen. So, und hier würde ich auch unterordnen diese ganze Frage Neues Forum. Die Bohley hat in der UZ folgendes gesagt: Für sie, für die SED, für Egon Krenz, für viele DDR-Bürger steht der Sozialismus nicht zur Disposition. Sagt der Reporter von UZ: "Steht der Sozialismus für das Neue Forum zur Disposition?" Bärbel Bohley: "Ich kann nur für mich sprechen, die Meinungen im Forum sind differenziert." Hier geht es um die Frage: Steht der Sozialismus zur Disposition. "Die Meinungen im Forum sind differenziert. Für mich steht nicht der Sozialismus zur Disposition, wohl aber das, was hier in der DDR praktiziert wurde." Hier sehen wir also von der Bohley selbst bestätigt, - äh - selbst bestätigt, dass also im Neuen Forum, sich im Klartext, sozialismusfeindliche Kräfte sich - äh - sozusagen, etabliert haben. Ob das von der Bohley eine Schutzbehauptung ist, ich würde bald sagen: ja, ne, ja.
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich]
[Werner Thomala:]
Und es geht aber meines Erachtens darum, dass wir diese Führungskräfte, die die Liquidierung des Sozialismus im Auge haben, trennen von den Anhängern. Und die haben eben doch eine ganze Masse Unterschriften gesammelt. So, und die Frage - äh ... Es erhebt sich nun die Frage: durch Nichtzulassung zum Dialog, durch, sozusagen, bis hin zum Verbot oder auf andere Weise. Und ich würde sagen, wir sind dabei jetzt andere Wege zu gehen, ne. Wir sind, - äh - wir sind dabei, würde ich sagen, oder es geht ja auch so, dass man den Menschen deutlich macht, wer diese Führungskräfte sind und dass man sie zwingt, Farbe zu bekennen. Denn sie haben doch mit diesen Pamphleten keine Farbe bekannt. In diesen Pamphleten sind natürlich die Probleme, die die Menschen bewegen mit drin, aber ich würde sagen, man muss vor allem die Frage stellen: Was ist denn nicht drin? Auf den ersten Blick sagt man: Mensch, das ist ja gar nicht mal so schlecht. Da sind ja meine Probleme drin, ne. Aber was ist denn nicht drin? Da ist eben nichts drin das Wort Sozialismus. Und da ist eben kein gutes Wort an unserem Staat gelassen. Und da ist nichts drin vom Friedenskampf unseres Staates. Da ist nichts drin von dem Zusammenhang Ökologie und Abrüstung und dergleichen mehr, ne. Obwohl das doch für jeden deutlich ist, die Fragen der Ökologie hängen doch eng zusammen mit dem Abrüstungsproblem. Wenn man sieht, - äh - wenn man sieht, was also für Waffensysteme entwickelt werden. In ... Wir haben ja das Parteilehrjahr Imperialismus vorbereitet jetzt und in diesem, in diesem zweiten Thema ist auch noch einmal aufgelistet, was die für Waffen entwickeln wollen, um also doch noch die militärische Überlegenheit zu erlangen, um also zu kompensieren die Mittelstreckenraketen, die abgerüstet worden sind und so weiter, ne. Das ist ein kein Wort in diesen Materialien und wird auch kein Wort von dem Neun Forum auch an diese Adressen gerichtet, ne. Also, das man sagt, wir wollen endlich diese Ökologieprobleme in den Griff bekommen. Da müssen wir abrüsten. Damit wir die Mittel frei kriegen. Und so weiter. Oder mal die Frage stellen, was ist denn ein Kernkraftwerk gegen eine Atombombe, ne!? Das findet man alles da nicht drin. Und ich würde sagen, man muss die zwingen, Farbe zu bekennen. Und man muss dann sagen: Was haben Sie denn für Lösungsvorschläge? Und wenn sie dann sagen Marktwirtschaft, soziale Marktwirtschaft – da hüten sie sich ja jetzt noch davor, ne. Da muss den Leuten erklären, was wäre, wenn? Diese Frage müssen wir heute sowieso in sehr, - äh - sehr vielen Variationen formulieren. Was wäre, wenn? Was wäre, wenn die soziale Marktwirtschaft bei uns eingeführt würde? Seht euch um in Polen, ne. Wohin das führt. Und im gleichen Zuge: Was wäre, wenn die führende Rolle der Partei - äh - beseitigt würde? Siehe Polen. Diesen Artikel ... Wir haben ja diesen Artikel im ND drin gehabt dazu, was also jetzt die PVAP deutlich macht, dass also die neue Regierung, dass diese neue Regierung also nicht, nicht - äh - die, - äh - die Regierung ist, für die sie viele Polen vorher gehalten haben. Solidarnosc und so weiter, ne. Über eine Reihe von wichtigen Entscheidungen der Regierung nicht mit den daran interessierten gesellschaftlichen Gruppen gesprochen worden sei, sagt die PVAP. Solche Konzeptionen hier freie Markt in der Volkswirtschaft, die Privatisierung staatlicher Vermögenswerte, die Arbeitslosigkeit und die Ablösung staatlicher Sozialpolitik durch Wohltätigkeit der Reichen könnten nicht ohne Billigung der Gesellschaft, die Zustimmung der Werktätigen und eine von ihnen unterzeichnete Vereinbarung verwirklicht werden und so weiter. Eine Gesundung der Wirtschaft des Landes werde nicht gelingen, wenn sie gegen die Interessen des Volkes und ohne seine Billigung erfolgen, ne. Solche Dinge sind für uns heute wichtig. Dass wir das auch in unserem Kopf haben und draußen damit argumentieren können. Was wäre, wenn? Wie siehts denn aus in Polen, nachdem die Regierung, nachdem die Partei nicht mehr an der Regierung ist und so weiter, ne. Wir müssen nachweisen, nicht mit großen, mit großen Referaten, sondern mit einfachen Bildern, mit einfachen Vorstellungen nach der Frage: Was wäre, wenn? Wo es hinführt, wenn die Partei nicht führt und wenn man die freie Marktwirtschaft einführt. Oder die Frage politischer Pluralismus, ne. Und nochmal deutlich machen, das, was wir gesagt haben im ersten Seminar, im ersten Anleitungsseminar gesagt haben, - äh - dass es also keine Selbstregulierungsmechanismen gibt unter dem, unter dem Schlagwort politischer Pluralismus. Es müssen schon die das Sagen haben, die die Masse der Bevölkerung ausmachen und die die Werte schaffen und die letztendlich die ganzen Künstler und was weiß ich, alles tragen mit ihrer Hände Arbeit. Die möchten schon bei uns das entscheidende Wort haben. Und deshalb wundert -äh - und deshalb ärgert es mich, dass eben solche Arbeitervertreter heute nicht hier und da entsprechend zu Wort kommen. Zum Beispiel auch in dieser von Elf 99 - äh - äh - ähm - übertragenen - äh - oder organisierten Diskussion. Da habe ich eigentlich Arbeiter vermisst, ne, Arbeiter vermisst. Wir haben doch Arbeiter, die auch sprechen können, ne. Und es kann doch nicht sein, dass die Intelligenz da ihre Träume los lässt und so weiter, ne, und die die Arbeiter kommen nicht zu Wort. Die Arbeiter, die diese Intelligenz tragen, mit ihren Händen, ne. Also da muss man schon noch ein bisschen mehr tun, um Arbeiter zu mobilisieren und zu ermutigen, dass sie sich an solchen Diskussionen beteiligen, ne. Und ich denke, Genossen, wir haben, da brauchen wir uns auch nicht zu verstecken, wenn diese Leute vom Neuen Forum nun offen, meinetwegen, ihre Gedanken darlegen können. Wir haben doch hervorragende Agitatoren, hervorragende Propagandisten, die deutlich machen können, wer die Lösungswege letztendlich anbieten kann, ne, trotz aller Probleme in der Vergangenheit, trotz der Fehler. Aber trotzdem hat unsere Partei letztendlich die Lösungswege in der Hand und nicht das Neue Forum. Und das müssten wir doch deutlich machen können, ne. Also ich würde sagen, differenzieren, differenziert herangehen. Und es war sicherlich kein Zufall, dass eben nicht die Bohley gegangen ist oder oder zum Schabowski, beim Schabowski war, sondern eben dem zum Beispiel der Reich, der Mikrobiologe, ne. Und ich, soweit ich das einschätzen kann, würde ich sagen, der Reich ist noch eher, also nun akzeptabel als die Bohley, ne. So sehe ich es im Moment. Aber es bleibt eben, Genossen, dass dieses Neue Forum letztendlich von westlichem Territorium, von der BRD aus, gesteuert wird, ne, gesteuert wird. Aber wie gesagt, diese Differenzierung ist eben notwendig, ne. Und nebenbei gesagt, hat, hat ein Vertreter dieser, dieser Gruppen, die sich da gebildet haben, dieser hat in einer- äh, äh - linksgerichteten, westlichen Zeitung, die allerdings auch nicht unsere Freunde sozusagen - äh äh - oder die nicht von unseren Freunden getragen wird, da klipp und klar gesagt: Äh, die Differenzen zwischen also diesen ganzen - äh - Gruppierungen, die basieren wesentlich darauf, dass es also Rivalitäten gibt, persönliche Rivalitäten. Das sind doch Ansatzpunkte für uns, ne. Persönliche Rivalitäten und so weiter und so fort. Man muss wahrscheinlich doch sich darauf einstellen, dass wir uns mit diesen Kräften öffentlich auseinandersetzen werden, ne. Aber das würde ja noch, - äh - aber ich will ja nicht nur alleine reden – Jürgen, du hattest dich nochmal gemeldet.
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich] Ich habe aber in dem Zusammenhang nochmal eine Frage, was unsere Dialogbereitschaft angeht, ob es richtig ist, dass wir in der Frage so weit gehen zu sagen in der Frage der Schaffung des Dialogs, ob wir so weit gehen. Ich erinnere an das, an die, ich habs persönlich im Bild nicht gesehen [unverständlich], was am letzten Sonntag im Gewandhaus in Leipzig stattgefunden hat unter der Führung von Kurt Masur. Ich habe also nur den Bericht dazu im Neuen Deutschland gelesen. Es waren also in diesem kleinen Saal [unverständlich] Leute und draußen im Foyer über Monitor und Lautsprecher auch noch eine große Anzahl von Leuten da gewesen, die also dieses Ding verfolgt haben. Jetzt komme ich auf dieses Problem zu sprechen: Als der Kurt Masur die Frage stellte, gibt es denn hier überhaupt echte Arbeiter unter uns, da gebe ich dir Recht, was du vorhin gesagt hast [unverständlich] und Masur sich hinstellte und sagte, das wäre der repräsentative Querschnitt von Leipzig, da weiß man, was die anderen gewesen sind. Ärzte, Wissenschaftler, Künstler und so fort. Ich komme jetzt auf eine ganz andere Stelle. Als dort der Leiter des, des Amtes für, für [unverständlich] aufstand und sprach, dass er 32 Jahre in der Partei ist, dass er stolz auf das Geschaffene ist, dass er sich aber auch mit den Niederlagen der Partei identifiziert, wurde er ausgepfiffen und "Aufhören, Aufhören" wurde gerufen. Und am selben Tag, am Abend, am Montagabend in der Aktuellen Kamera musste ich zusehen, wie der Erste Sekretär der Bezirksleitung Schwerin - von der Rhetorik, die er an den Tag gelegt hat [unverständlich] mal abgesehen – ausgepfiffen wird. War das, geht das soweit unsere Dialogbereitschaft, dass wir, dass wir an der Führungsrolle, an unserer, an unserer Mitgliedschaft in der Partei zurückgehen? Es gibt Beispiele aus Cottbus, wo Parteigenossen [unverständlich] an allen Stellen angepöbelt werden. Mir stellen sich Fragen. [unverständlich]
[Werner Thomala:]
Jürgen, ich muss dir eins sagen: Wir müssen eben endlich das machen, was wir bisher zu wenig gemacht haben. Gesagt haben wir es ja immer, auch Genosse Honecker hat es ja gesagt: Die Dinge so sehen, wie sie sind, also einen konsequent materialistischen Standpunkt beziehen, das Kräfteverhältnis so einschätzen, wie es ist und so weiter und so weiter, ne. Und gegenwärtig, gegenwärtig - äh - ist es eben notwendig, dass wir uns diesem Dialog stellen, damit also diesen gegnerischen, diesen feindlichen Kräften es nicht gelingt - äh - große Teile von Werktätigen auf die Straße zu ziehen, ne. Und - äh - und - äh - also wir müssen - äh - diese - äh - Massendemonstrationen erstmal sozusagen - äh - zurückdrängen. Und da ist eben einiges notwendig. Und dass natürlich der Masur nun recht eigentlich, eigentlich nicht nun der König von Leipzig ist, wie es nun beinahe schon aussah, ne. Ist doch ganz klar. Also ich halte den Masur also für eine Figur, die erstmal in der Lage ist, zu beschwichtigen, ne. Und zu beschwichtigen nicht im Sinne wir machen das Alte wie es war weiter, sondern beschwichtigen im Sinne Leute seid vernünftig, hört auf mit diesen Straßendemonstrationen, das kann also sehr gefährlich werden. man weiß - äh - man weiß nie, wie es endet, egal wie es beabsichtigt war und so weiter, ne. Und da wäre der Masur meines Erachtens geeignet, um Gedanken der Vernunft reinzutragen. Zum Beispiel hat er ja auch gleich gesagt, als der eine aufstand und sagte wir brauchen also hier neue Konzeptionen und so, ne, das war natürlich ein kleines Würstel, der da gesprochen hat, gegen den Masur. Und als der Masur sagte: "Also, ich bin da nicht dafür, fangt doch nicht schon wieder an zu belehren und eins will ich Ihnen sagen", – hat sogar den Westberliner Bürgermeister zitiert, ne – "an der SED vorbei regieren kann hier niemand." Die SED ist eine Massenpartei, ne. Da mag der Masur sonst was im Kopf haben an Spinnereien und was weiß ich. Aber die Sätze waren ja erstmal sehr wertvoll, ne, sehr wertvoll. Dass da natürlich zu wenig Arbeiter ist klar. Aber wir müssen natürlich hier, und da können wir uns drehen und wenden, wie wollen Jürgen – wir müssen in der gegenwärtigen Phase Kompromisse eingehen, ne.
[Unbekannter Sprecher:]
Aber wir müssen uns nicht verleugnen, Werner.
[Werner Thomala:]
Das nicht. Wir müssen vor allen Dingen darauf aufpassen, dass nicht unter dem Ruf nach Meinungsfreiheit, unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit andere mundtot gemacht werden, ne. Ich meine, ob der Karl-Eduard von Schnitzler nun dem ein oder anderen gefällt, die Wahrheit hat er gesagt, immer. Und es sind ja Angriffe gegen ihn in Gange. Das ist also meines Erachtens so was, was man versucht, unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit andere mundtot zu machen, ne. Und dagegen müssen wir uns wahrscheinlich mit publizistischen Mitteln oder mit anderen noch mehr zur Wehr setzen, ne. Bloß es kann, so würde ich sagen, natürlich gegenwärtig in dieser zugespitzten Situation, kann natürlich noch nicht alles perfekt laufen. Weder in Cottbus, noch anderswo, ne. Wobei ich nicht - äh - behaupten will, dass Cottbus das DDR-Beispiel nun ist für, für - äh - für, für das Herangehen an die Probleme. Ne, das gibt es eben noch andere Beispiele für, ja. Andererseits haben wir natürlich erstmal Ruhe. Aber wir dürfen uns da natürlich nicht täuschen lassen, ne. Nicht denken, wir sind hier eine Insel der ,- äh - eine Insel der Seligen. Um wieder mal ein [unverständlich] aus der Vergangenheit aufzugreifen, was natürlich hier gilt: Wir sind keine Insel der Seligen, weder in Cottbus, noch sonst wo, ne. Also wir müssen auch hier höchste Wachsamkeit und so weiter und so fort an den Tag legen. Aber [unverständlich] vieles sehen, was uns, was uns heute nicht gefällt und was uns teilweise sogar erschrickt unter der, unter der, - äh - unter dem, unter dem, unter dem Stichwort Taktik. Und ich erinnere mich da gerne mal an Lenin. Wie hätte sich denn Lenin verhalten, ne? Der ja auch gesagt hat, man muss mit allen Mitteln, ne, mit allen Mitteln die Sache der Arbeiterklasse verteidigen, ne. Man muss Bündnispartner suchen. Das ist ja heute, das ist ja heute gültiger denn je. Der sagte, einen partiell, auch ein partitieller Bündnispartner, ein zeitweise, ein zeitweiliger Bündnispartner und ein, ein unzuverlässiger Bündnispartner ist sogar zu gewinnen im Kampf gegen den Hauptfeind. Und der Hauptfeind ist eben, sind eben diejenigen, die den Sozialismus in der BRD - äh - DDR, - ach, in der BRD [lacht] - in der DDR beseitigen wollen, die in der DDR vorhanden sind und die natürlich auch von der BRD aus gesteuert werden. Und das ist heute der Hauptfeind. Das sind die Hauptfeinde, die den Sozialismus beseitigen wollen. Und gegen diese müssen wir alle anderen mobilisieren. Und womöglich sogar, womöglich auch Masur, ne, der in Leipzig natürlich eine große Autorität ist. Ne, und natürlich ist auch klar, wenn der Masur dort - äh, äh - das Wort geführt hat in Leipzig – und ich würde vielleicht sogar sagen, es war richtig sogar den Masur das Wort führen zu lassen – da kann natürlich nicht der, der Sekretär von Leipzig oder der Oberbürgermeister dort nebenan sitzen, ne. Es ist auch richtig gewesen, dass eben dann doch nicht die Spitzen von Leipzig da waren, neben Masur; von uns die Spitzen, ne. Sondern, dass der Masur dort eben erst mal gesessen hat neben diesen beiden Sekretären und neben anderen. Aber es ist doch erst mal wichtig, dass dort - äh - sozusagen vom Masur dort diesen, dieser Auftakt gegeben wurde für den Dialog außerhalb der Straße, ne. Für einen relativ vernünftigen Dialog und so weiter, ne.
Es war natürlich auch schön – der hat mir besonders gut gefallen – der Schüler, der dann den Russisch-Unterricht abschaffen wollte, ne. Genossen, das ist eigentlich aber, das ist eigentlich aber, - äh - nun der hat das auch sehr, doch auf sehr drastische Weis, auf sehr drastische Weise, ne, zum Ausdruck gebracht, wie sich das manche jetzt bei uns so denken, ne, dass wir also jetzt ... wollen ihr Süppchen kochen, ihr persönliches Süppchen kochen, im Zuge dieser, dieser Wende, im Zuge dieser Erneuerung ihr Süppchen kochen wollen, ne. Und deshalb ist es ja auch immer so wichtig, dass wir den Leuten sagen: Passt mal auf, hier muss es jemanden geben, der also praktisch dafür sorgt, dass Interessen der Allgemeinheit, des gesamten Volkes vertreten werden. Und nicht, dass hier also einzelne ihr Süppchen kochen, ne.
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich] nicht einigen. Zum Beispiel als der Stadtrat für Kultur von Leipzig auftrat und sagte, - äh - ich bin mir - äh - ich bin mir mit dem Stadtrat der [unverständlich] einig, bei den anderen Stadträten weiß ich [unverständlich] und ständig auch dagegen. Das war [unverständlich].
[Werner Thomala:]
Ja, da hast du recht. Das sind natürlich auch alles Menschen. Und da gibt es natürlich auch welche, die gute Absichten oder gute Absichten haben, sie aber in der Situation entweder, entweder sozusagen - äh - auf der Konjunkturwelle reiten wollen und sich irgendwie besonders beliebt machen wollen und es gibt auch welche, die sich das nicht genug, genügend überlegen, was sie sagen, ne, die sich nicht genügend überlegen, was sie sagen.
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich] so etwas öffentlich und auch noch übers Fernsehen zu bringen.
[Werner Thomala:]
Na, und auch die Formulierung von dem Wolf - äh äh - das Gesicht sozusagen erst dem Volk zuzuwenden, wenn ich mit dem Rücken an der Wand stehe, also darüber würde ich mich auch noch streiten, ob das, das nun gegenwärtig das Richtige war wo es ja darum geht deutlich zu machen, wir wollen der - äh - es müssen also alle der Partei Vertrauen entgegen bringen. Wir müssen Krenz Vertrauen entgegenbringen und so weiter. Und ob diese, ob diese Steine da, die richtigen, diese so schlaue Frau, die richtigen Formulierungen gefunden hat, in dieser Situation, wo die uns bepflastern - äh - mit diesen Fragen Grenzen 37, Einheit Deutschlands und so weiter, ne, inzwischen sind die ja ein bisschen vorsichtiger geworden, ne. Ob es da richtig ist, sich hinzustellen und zu sagen: "Ich möchte auch sagen dürfen, dass ich Deutsche bin und ohne, das gleich nun erläutern zu müssen." Ne, also da sieht man, dass teilweise auch in solchen Köpfen nicht - äh - hundertprozentige Klarheit darüber herrscht, was gegenwärtig gesagt werden muss und was nicht.
Und Genossen, es muss natürlich auch, es gibt natürlich auch so was wie gestern, ne, da tritt eben ein Arbeiter auf in Dresden und sagt: Die Arbeiter, wir haben in den letzten 40 Jahren gut gearbeitet" und jetzt - äh - solls also so sein, das wir wieder mehr arbeiten sollen und die oben sagen, wir sollen mehr arbeiten und, und - äh - und,äh, da erst werden wir eben mehr kriegen, ne. Die Arbeiter haben 40 Jahre gut gearbeitet. Genossen, ich - äh - habe mit vielen Arbeitern gesprochen, in meiner und auch jetzt, mit Arbeitskollegen meines Schwiegersohns zum Beispiel. Das ist nicht, Das ist nicht die Arbeiterklasse. Die Arbeiterklasse hat ein gesundes Selbst, also - äh - eine gesunde Selbstkritik an sich, ne. Die sagen auch: Ja, wir müssen natürlich auch unseren inneren Schweinehund überwinden und so weite, ne. Das war nicht das Arbeiterwort, was wir heute brauchen, ne. Das ist auch bei der Arbeiterklasse sicherlich die Bereitschaft da, Selbstkritik zu üben. Natürlich Forderungen zu stellen an oben. Das sagen wir ja auch. Es muss hart gearbeitet werden von oben bis unten, ne. Und so ist, - äh - ist das doch Augenwischerei: Die Arbeiter haben 40 Jahre gut gearbeitet. Natürlich haben viele gut gearbeitet, aber es gibt eben auch so und so viele, die nicht gut gearbeitet haben, mit denen man sich auch auseinandersetzen muss, ne. Also diese, diese, diese, diese, dieser Versuch jetzt, nun zu sagen, die oben, das klingt mir viel zu sehr nach Solidarnosc. Da lässt doch Solidarnosc grüßen, ne. Diese Forderungen, man muss also besser verteilen, es liegt an der Verteilung und immer wieder Streik. Das war doch letztendlich, hat doch das Polen dort hingeführt, wo das, wo es heute ist, ne. Es muss doch überall eine Atmosphäre der gesunden Kritik und Selbstkritik geübt werden, ne. Ich will nicht hier irgendwie sagen, dass ich keine, dass ich hier die Arbeiterklasse irgendwie, dass ich keine Achtung habe vor den großen Leistungen der Arbeiterklasse. Aber man muss ehrlich sein. Und die Arbeiter sind meines Erachtens, meines Erachtens auch bereit, ehrlich zu sein, ne. Und da müssen wir sehen, dass solche Demagogen eben auch entsprechend, dass solchen Demagogen eben auch geantwortet wird. Ob dieser junge Kerl da sich das nun hat selbst einfallen lassen oder ob die andern, ob den andere vorgeschickt haben, dass sei ja noch dahingestellt, ne. Aber, sozusagen, das ist doch Demagogie, ne. Die Arbeiter haben gut gearbeitet 40, 40 Jahre und jetzt müssen die Oberen, die Oberen müssen nur, ne. Ja?
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich] haben sie ja immer gut gearbeitet. Kann man auch so sehen.
[Werner Thomala:]
Aber die Arbeiter sind, ja, das stimmt auch, das stimmt auch, obwohl - äh - das ist auch, das ist auch nicht ganz richtig. Es wurde immer auch das Problem der Bummelschichten, der Fehlschichten, ungenügende Auslastung der Arbeitszeit. Wir sollten nicht tun, heute, wir sollten nicht tun als ob wir gar nichts gehört hätten an Kritik, ne. Das ist auch - äh - falsch. Und wie oft wurde das gesagt. Auch in den Reden. Es muss also - äh - disziplinierter gearbeitet werden und so weiter und so fort. Ne, also wir wollen auch nicht so tun als ob nun in der Vergangenheit nun überhaupt nichts Kritisches gesagt wurde, ne. Klaus.
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich] seine Ehre angekratzt, hat auch viel gearbeitet, mag ja sein. [unverständlich] Viele, viele Arbeiter würden gerne arbeiten, aber es geht gar nicht. [unverständlich] kein Material da war und und und. Und weil [unverständlich] unserer Partei beziehungsweise von Wirtschaftsfunktionären dort - äh - Schlampereien einreißen und da hätte man meines Erachtens auch mal was dazu sagen können. [unverständlich]
[Werner Thomala:]
Ist ja klar, Klaus, das bestreite ich ja gar nicht.
[Unbekannter Sprecher:]
Es ist ja nur die Frage jetzt, ich meine, vom geistigen Niveau her würde er wahrscheinlich doch ein anderes Niveau haben als wenn jetzt ein Spitzenfunktionär spricht.
[Werner Thomala:]
Na ja, bloß, Klaus, ja, ja, bloß ich habe, bloß ich fürchte, dass sie jetzt Leute in der Arbeiterklasse bedienen werden, ne. Das war ja in Polen genauso, ne. Die haben gesagt: Wir Arbeiter, wir verlangen jetzt mehr, ne. Wir haben gearbeitet und so weiter, ne. Wohin hat es denn geführt? Ich meine, ist doch alles richtig, dass die Arbeiterklasse [unverständlich], das habe ich auch von meinem Schwiegersohn gehört. Kein Zement da, die wollen arbeiten. Aber die können nicht und so weiter. Aber wir müssen natürlich aufpassen jetzt und entsprechend auch Arg-, Gegenargumente bringen, dass es nicht so aussieht als ob bloß die Parteiführung was schuldig wäre, ne, denn die richtige Einstellung ist doch: Von oben bis unten hart arbeiten. Anders geht’s nicht und da kann man sagen, was man will. Und da ist eben in der gegenwärtigen Situation [unverständlich] der Auffassung, die uns nicht dient [unverständlich] , dass eben gesagt wird, die oben, die müssen mehr und wir haben doch 40 Jahre, was wollen den die von uns. Und es werden doch so viel schon an Waren gekauft, wo wir gesagt haben "Menschenskinder", ne. Ich sage mal bloß ein ganz simples Beispiel: Wen ich mir ein, ein, ein Verlängerungskabel kaufe und das, - äh, äh, äh - das anschließe und anschließend meine Wohnung in Gefahr gerät - äh, äh, äh - abzubrennen, weil die Schrauben nicht angezogen sind, das hat also mit Erich Honecker nichts zu tun und das hat mit Material nichts zu tun, das ist Schluderarbeit, ne. Als Beispiel nur, ne. Also ist doch, man muss doch, wie gesagt, klar sagen, wenn wir eben mehr haben wollen, dann müssen wir auch eine Qualitätsarbeit leisten, dann müssen wir uns mehr anstrengen, ne. Darum geht’s mir, mir geht es ja nicht um den einzelnen Arbeiter, mir geht’s um dieses, um diese Möglichkeit. Das man jetzt mit, - äh, äh - durch Demagogie, - äh - also in die gleiche Richtung arbeitet wie in Polen, ne. Ja.
[Unbekannter Sprecher:]
Nochmal [unverständlich] Es wurde ja auch während der Beratung gesagt, dass die Kirche einschätzt momentan, wenn jetzt Wahlen wären, würden 20 Prozent - äh - die SED wählen. Die Arbeiterklasse [unverständlich] für die SED stimmt [unverständlich]. Wie ist denn da jetzt die Meinung der Partei [unverständlich].
[Werner Thomala:]
Das ist - äh - ist jetzt meines Erachtens, ist jetzt gar nicht zu sagen. Und natürlich - äh - die Kirche, das, das ist doch genau wie, wie, wie, im Prinzip das Gleiche, wie es das Westfernsehen macht, ne. Die sagen zum Beispiel: Also es ist mit weiteren Streiks zu rechnen, die Streikbereitschaft der Menschen ist groß und so weiter und so weiter. Die wollen damit suggerieren, Leute, geht auf die Straße. Die wollen denjenigen jetzt Mut machen, die also noch zögern und so weiter, ne. Und genauso ist es hier mit der Kirche, das ist meines Erachtens auch, sind das Zweckinformationen, damit also die Leute, sollen auch weiter so, sollen praktischen ein bisschen Angst kriegen und sagen, die Genossen auch, und sollen sagen: Mensch, wenn wir nur noch so wenig Vertrauen haben, hat es ja eigentlich gar keinen Zweck und so weiter, ne. Kirchliche Kräfte sollen dadurch weiter, also - äh - an, an Selbstbewusstsein gewinnen. Die sagen: Na, wenn die so schwach sind und so, dann können wir ja nochmal auf die Straße und so weiter, ne. Und so weiter. Also da würd ich, würd ich also nichts darauf geben auf solche Einschätzungen. Die basieren ja auch nicht auf wissenschaftlichen Untersuchungen und auf Volksbefragungen und was weiß ich, ne.
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich] Aber wie haben die das denn mitbekommen?
[Werner Thomala:]
Die haben doch nur gesagt, dass die Kirche so was gegenwärtig einschätzt. Die haben doch nicht gesagt, wir müssen, wir müssen auf der Basis dieser Einschätzung der Kirche nun die Lage beurteilen, ne. Das ist doch nur zu wissen, was die Kirche gegenwärtig sagt. Ne, Klaus.
[Unbekannter Sprecher:]
Es wurde - äh - jetzt in den Dialoggesprächen, tauchte immer wieder die Frage auf [unverständlich] oder tauchte die Frage auf, in Zusammenhang mit den Wahlen am 7. Mai, das es dort Unstimmigkeiten gibt. Meines Frage: Ich kenne keine Unstimmigkeiten. Da wir ja hier im MfS nicht - äh - in dieser Frage informiert werden, was an sich überhaupt die Forderungen oder die, - äh - worin die Forderungen bestehen, die dort Unstimmigkeiten in den Wahlen - äh - nun aussagen. Meine Frage geht dahin: Was ist da dran? Warum wird dort massiv an der Wahl dran herumgebastelt oder rumgedeutet?
[Werner Thomala:]
Warum, Klaus, das ist doch klar. Warum.
[Unbekannter Sprecher:]
Nee, nee, mir geht’s darum, da muss es was gegeben haben und es geht nicht darum – das ist genau das Gleiche, wie es hier am - äh - 7.10. gewesen ist, wo sie erst gesagt haben: Nee, war keine [unverständlich] und nun zugegeben haben, na ja, war vielleicht doch was. Mich interessiert konkret: Was ist da dran? Welche Forderungen stellen die? Was ist, was ist konkret [unverständlich] an den Wahlen nicht richtig gelaufen?
[Werner Thomala:]
Klaus, es war ja so, dass in den ganzen Wahllokalen nun - äh, äh, äh - sozusagen, wenn man es so nennen will, Beobachter der Kirche erschienen zur Auszählung der Stimmen, ne. Und die haben dann behauptet es gäbe also hier Unstimmigkeiten, Widersprüche [unverständlich]. Fünf Mann sagen dann, also wir sind in diesem Wahllokal drin gewesen und wir haben mit Nein gestimmt und trotzdem ist hier - als Beispiel bloß mal, ne - hier 100 Prozent gewählt worden, ne. Ja, ich weiß es jetzt nicht, ob, es ist ja auch möglich, dass diese fünf Mann mit Ja gestimmt haben und in die Kabine gegangen sind und mit Ja gestimmt haben, um anschließend zu behaupten: Wir haben mit Nein gestimmt. Auch an diese Möglichkeit muss man ja denken. Und wenn, wenn aus diesen Kreisen, aus diesen negativen Kreisen solche Behauptungen - äh - also aufgestellt werden, solche Schauermärchen verbreitet werden, ne, wie sie jetzt verbreitet worden sind, dann muss man denen auch das zutrauen, ne. Ich erinnere bloß, ich erinnere bloß an die Schauermärchen von der Frau, die da angeblich ausgezogen wurde und auf die Geschlechtsteile geschlagen, ne. Das hat man ja sehr schnell wieder zurückgenommen, ne. Und ich erinnere auch an - äh - ich frage, ich frage euch, was ist das für eine Redlichkeit eines Superintendenten, der uns hier Gedächtnisprotokolle vorliest, aber nicht auch - äh - etwas dazu sagt, dass also - äh - unsere Volkspolizisten krankenhausreif geschlagen wurde, die Unterkiefer eingeschlagen wurde, blutend abtransportiert werden mussten. Die sind doch nicht redlich die Leute. Oder ist das Redlichkeit? Ist das Redlichkeit? Wenn ich da Gedächtnisprotokolle vorlese, aber wie es die Leipzigerin da auch gesagt hat, ne. Aber eben - äh - es wurde kein Wort gesagt von der anderen Seite, ne, das also hier ... Oder: "Wer hat unseren Dresdner Hauptbahnhof zerschlagen?", sagt die Frau. "Wer hat den unseren Dresdner Hauptbahnhof zerschlagen?" Ne, da wird sicherlich, aber vielleicht hätten [unverständlich] auf die Idee gekommen, sich die Volkspolizisten selbst den Schädel eingeschlagen und den Hauptbahnhof demoliert, ne. Also man muss, man kann ja nicht ausgehen, dass das redliche Leute sind, ne. Klaus, ansonsten - äh - ob es da was gegeben hat, was wirklich der Kritik würdig ist, das weiß ich jetzt nicht. Das weiß ich ...
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich] bereit, das Wahlgesetz zu überarbeiten.
[Werner Thomala:]
Na ja, bloß, bloß, Jürgen, das hat aber erst mal nichts damit zu tun ...
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich] gegenübertreten, erscheint dann solche eine, solch eine [unverständlich] die Zweifel derer zu gestalten, die sagen, dass doch was dran war.
[Werner Thomala:]
Na ja, was will ich dazu sagen.
Wahlgesetze überarbeiten, ich würde sagen, - äh, äh - wir müssen uns eben mit allen möglichen, mit allen möglichen Varianten - äh äh - sozusagen - äh - was soll ich, mit allen möglichen Varianten eben dann gewachsen sein, ne. Wir müssen dann eben, es bleibt uns nichts übrig, wir müssen dann eben ... Vielleicht kommt dann das Wort Wahlkampf wieder stärker zum Ausdruck. Wir hatten ja auch schon mal die Formulierung bei uns, Wahlkampf, ne. Und dass wir dann wirklich alles tun müssen, um eben unter allen Bedingung eben die Wahlen zu gewinnen. Ne, kann natürlich bedeuten, wir haben mehr Arbeit, ne. Ich meine, ich persönlich, ich persönlich würde sagen, wir müssten selbst, selbst also in der Lage sein, unsere Partei, bei den Voraussetzungen, dies sie hat und so weiter, ne, müsste auch in der Lage sein, eine Wahl zu gewinnen, die, jetzt nun, sogar Alternativen stellt. Meinetwegen, dass man jetzt sagt: Na gut, der demokratische [unverständlich] wählt getrennt, die Parteien wählen getrennt und wir marschieren dann zusammen, ne. Also auch eine solche Wahl müssten wir gewinnen können. Nicht, dass ich sagen will, dass so was kommt, ne, dass so was kommt, aber ich sage: Wenn so was käme, auch dann dürften wir die Möglichkeit haben - äh - die Wahl zu gewinnen. [unverständlich] vom Optimismus ausgehen können, berechtigten Optimismus. Denn wir haben doch, wir haben doch so viele Voraussetzungen in unserer Partei. Wir müssen sie bloß besser nutzen, ne, besser nutzen. Und das werden wir ja auch tun, ne.
Und ich würde sagen, das Ganze müssen wir eben betrachten, dass wir eben jetzt eine bittere Pille schlucken, eine sehr bittere Pille schlucken, das muss aber dafür, das muss aber dazu führen, dass wir aus diesem ganzen Prozess gestärkt hervorgehen, ne. In der gegenwärtigen Situation vielleicht auch ein mal sagen: Mensch, wenn ich das sehe und der sagt hier gestärkt, ne, aber ich würde sagen, man sollte darüber nachdenken und ich würde sagen, es ist auch möglich, wir können aus diesem ganzen Prozess gestärkt hervorgehen. Und es wäre doch viel besser, wenn wir dann - äh - oder es wäre doch, oder anders, ich sage es mal anders: Es könnte natürlich sein, nicht dieses Jahr, nicht nächstes Jahr, aber in einiger Zeit, ne, wenn wir diesen Prozess wirklich so weiter führen mit aller Kraft, dass die Bundesrepublik sich nochmal, dass die herrschende Bundesrepublik nochmal sagen wird: Da haben wir uns eigentlich ein Eigentor geschossen, ne. [unverständlich] hier in der DDR Veränderungen mit hingewirkt, ne. Denn es könnte ja auch mal eines Tages, eines Tages dann die Frage auftauchen in der Bundesrepublik, warum den die führenden, die Regierung der Bundesrepublik nicht zum echten Arbeiterdialog geht. Genossen, ganz ehrlich, ist klar, gegenwärtig haben wir in vielen Fällen Theater gespielt, ne, da wurde also alles sauber gemacht, da wurden Arbeiter herbeigerufen, die also, wenn man denen sagte, was sie also sagen sollen, kleiner Scherz auch noch dabei, in der Jungen Welt hat es gestanden, stimme ich zu, aber wenn wir es machen, wie der Genosse Krenz es gleich am ersten Tag gemacht hat, echten Arbeiterdidi, Arbeiterdialog, dass die führenden Männer in den Werkraum reingehen, mit den Menschen sprechen, wenn wir echte Volksaussprachen machen, nicht, zu allen - äh - Problemen, die - äh - die für die Gesellschaft entscheidend sind, na, da könnte doch wirklich eines Tages in der BRD die Frage auftauchen, warum machen das denn unsere Politiker nicht. Und wenn dann bei uns das Warenangebot besser ist, ne, und viele Dinge geklärt sind, dann wird vielleicht die Volksmasse dort drüben nicht sagen, na ja, die BR, die DDR hat aber nicht so schmucke Wagen wie wir, ne. Da werden die sagen: Oh, das ist ja jetzt doch einiges in der DDR, ne. Die haben die soziale Sicherheit, die haben jetzt mehr in den Geschäften, fast so ...
[Unbekannter Sprecher:]
Werner, du gehst zu weit in die Zukunft, wir sind in der, wir sind in der Gegenwart.
[Werner Thomala:]
Ja, ja, bloß ...
[Unbekannter Sprecher:]
Bleib bei der Gegenwart!
[Werner Thomala:]
Nein ...
[Unbekannter Sprecher:]
Da haben wir genug Probleme!
[Werner Thomala:]
Moment, sei mal ruhig, lass mich mal aussprechen. Lass mich mal aussprechen, nicht den Mund verbieten. Ich bin der Meinung, wir müssten auch, müssen auch, um die Gegenwartsprobleme zu meistern, auch mal in die Zukunft blicken. Natürlich nicht spinnen. Nicht spinnen. Aber ich sage, um zu zeigen, zu zeigen, was, worum es gegenwärtig geht, dass es auch möglich ist, dass wir dort hin kommen. Und dort, dieses Ziel sollten wir ansteuern. Nicht, dass ich, ich habe ja extra gesagt: nicht morgen nicht übermorgen. Natürlich ist klar, hauptsächlich die Gegenwärts, die Gegenwartsprobleme diskutieren. Genosse Lieber hat sich schon eine ganze Weile gemeldet. Ja, Klaus.
[Unbekannter Sprecher:]
Ja, ich habe noch zwei - äh - Probleme. Ein Problem ist, ist dem Haus bekannt - äh - wie, oder welche Demonstrationen im Bezirk Cottbus zu erwarten sind, wie die Situation [unverständlich] aussieht? Es war bei der Beratung der Sekretäre [unverständlich] nichts zu spüren, dass da irgendwie was bekannt ...
[Werner Thomala:]
Klaus, selbst wenn ich es wüsste, aufgrund des Quellenschutzes kann ich es dir nicht sagen. Ne, selbst wenn ich es wüsste ...
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich] habe gehört [unverständlich] es ist ja ein offenes Geheimnis, dass am 6. November eine Demonstration stattfindet. Warum sagt man hier nicht offiziell: Passt auf, dass ist eine Illegale oder das ist eine Legale aber, oder mit [unverständlich] oder was weiß ich. Das muss doch hier konkret eine Aussage getroffen werden, verflucht und zugenäht. Damit wir auch mal wissen, aha, da ist was im Busch. Ja, so, die zweite Sache ...
[Werner Thomala:]
Nein, Klaus, das kann ich dir gleich beantworten, hier spielen Probleme des Quellenschutzes eine Rolle. Und außerdem ist es nicht meine Sache, und außerdem ist es nicht meine Sache ...
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Das ist nicht meine Sache, Klaus, das ist wirklich nicht meine Sache, zu entscheiden, was hier Bekannt gegeben wird über Erkenntnisse unserer operativen Arbeit. Das nicht, das ist nicht mein Geschäft.
Es kann auch sein, dass die in der Bautzner Straße vor dem Knast auftauchen. Weil wir doch 80 Prozent 2/13er drin sitzen haben.
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich] die Frage gefallen lassen, dass mich meine Frau gestern gefragt hat, sagt mal, wisst Ihr Bescheid? Wisst Ihr Bescheid, dass heute Abend eine Demonstration stattfindet, durch Cottbus durch? Und es kann auch sein [unverständlich] deswegen, haben sie es bei Ihrer Dienststelle - äh, äh - kundgetan, es kann auch sein, dass die in der Bautzner Straße vor dem Knast auftauchen. Weil wir doch 80 Prozent 2/13er drin sitzen haben.
[Werner Thomala:]
Und ist eine gewesen?
[Lachen]
[Unbekannter Sprecher:]
Ich will ja nicht ...
[Werner Thomala:]
Ist eine gewesen, Jürgen?
[Unbekannter Sprecher:]
Ich weiß es nicht, ich war nicht in der Stadt gewesen. Ich war, ich weiß es nicht. Mir geht’s nur um das, um das zu bekräftigen, was der Klaus sagte.
[Werner Thomala:]
Also, Genosse, es ist jetzt so, dadurch, dass sehr viel, dass sehr viel, sehr viel die Rede ist, dann ist die Demonstration, dort ist die Demonstration, viele Ankündigungen ... Wie?
[Unbekannter Sprecher:]
Der Leiter hat das, hat das seinen Genossen dort mitgeteilt.
[Werner Thomala:]
Also, Leute, diese Frage stellt nicht an mich. Stellt diese Frage nicht an mich, da bin ich nicht zuständig. Für die Information ...
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Dann wendet euch an eure dienstlichen Leiter, dann sollen die das beim Chef sagen, ne, dann sollen die das beim Chef sagen, dass Informationen gebraucht werden, um die Arbeit durchzuführen, nicht an mich. Ich bin bereit, das zu tun, was meine Aufgabe ist, ne, und nicht mich hier in operative Entscheidungsprozesse einzuschalten. Dann, das ist Sache eures Leiters, wenn es da Probleme gibt, ne.
[Unbekannter Sprecher:]
Ich habe ja noch ein zweites Problem. Und zwar ging es mir - äh - das kam in der Anmeldung [unverständlich] zum Ausdruck, dass zum Beispiel ...
[Ende der ersten Seite der Kassette]
[Unbekannter Sprecher:]
... ich bin aber hier der Auffassung, dass genau diese jungen Leute komplett wissen müssen ...
[Werner Thomala:]
Klaus, ist schon gut, ich habe es ja schon behandelt. Ich behandele es heute wieder. ich gehe anschließend in die Wache.
[Unbekannter Sprecher:]
Na gut, ist in Ordnung, bloß, ich meine mal, da stand hier, praktisch ...
[Werner Thomala:]
Ja, da brauchen wir nicht sprechen über Dinge, die erledigt sind. Ich war selbst in der Wache. Wie?
[Durcheinanderreden]
[Unbekannter Sprecher:]
... ist doch hier in der GO Anleitungssekretäre das Problem in der Luft hängen geblieben.
[Werner Thomala:]
Ich habe dir doch geantwortet.
[Unbekannter Sprecher:]
Es hat weder der ZPL-Sekretär, noch der Stellvertreter, noch der [unverständlich] eine Antwort darauf gegeben.
[Werner Thomala:]
Ich war selbst in der Wache und habe das, die Frage geklärt. ich gehe heute wieder in die Wache und kläre heute wieder diese Frage.
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Das habe ich doch gerade gesagt.
[Unbekannter Sprecher:]
In die Frage hast du reingesprochen.
[Werner Thomala:]
Na gut, entschuldigt, ich bin auch nicht, ich hab auch nicht Nerven wie Strick. Ich habe auch nicht Nerven wie Strick, Horst, ne. Ich bin auch fast 50 Jahre. Und da kannst du dir vorstellen, dass mich das auch alles - äh - ziemlich mitnimmt. Ne, entschuldige bitte, dass ich auch nicht Nerven habe, wie Strick. Klaus.
[Unbekannter Sprecher:]
Ich habe nochmal eine Frage zu diesen - äh - Genossen Wolf. Ist da irgendwie schon - äh - Welche Rolle spielt der Genosse Markus Wolf? [unverständlich] hat ja, wenn ich das mal vorsichtig ausdrücke [unverständlich].
[Durcheinanderreden]
[Unbekannter Sprecher:]
Analog - äh - weil ich schon öfters mit Genossen der Hautptabteilung zusammen und da wurde schon mehrmals auch eine entsprechende Information der Kreisleitung bekannt gegeben. Zu dieser ganzen Problematik Wolf und - äh - wenn ich jetzt richtig bin, ist das bis hierher noch nicht angekommen. Es müsste überhaupt mal die ganze Rolle und Stellenwert gegenwärtig geprüft werden, welche Rolle nimmt er denn überhaupt ein? [unverständlich] mir nicht vorstellen. Es geht ja schon eine ganze Zeit mit ihm. Angefangen vom Ausscheiden bis zur gegenwärtigen Frage.
Sehe ich aber jetzt aber in dieser Gegenwärtigen nicht das Problem. Um meine und auf die andere Frage zurückzukommen, wir haben viel über Neues Forum jetzt gesprochen. Dier Dialogpolitik ist fortzu-, anzusetzen, wenn das immer so weiter geht [unverständlich] Andere Frage, die aber meiner Meinung nach viel gefährlicher ist, ist die Rolle der Sozialdemokratischen Partei. Und dass es da sicher einige Parallelen sicher gibt zu Solidarnosc, Polen etwa. Ich bin auf der einen Seite, der eine Vertreter war jetzt drüben beim Norbert Blüm, hat offen gesagt, dass es um die internationale Anerkennung [unverständlich] im Rahmen der Internationale, gegenwärtig nur als Beisitzer oder Beobachter. Und wenn sie international anerkannt sind, dann bleibt uns ja nichts anderes übrig als sie auch national anzuerkennen. [unverständlich] Da kommt der Druck von draußen. Und diese Frage würde ich mir auch mal klären. [unverständlich]
Zum anderen, noch eine dritte Zusatzfrage zu der ganzen Wahlgeschichte. Hier würde ich dich eigentlich mal bitten [unverständlich] was dort überhaupt wirklich dran ist, denn mit dieser Argumentation kommen wir ja nicht weiter und dass da vielleicht in einer der nächsten Sekretärsberatungen mit kundgetan wird, dass man auch mal was hat, was greifen die denn konkret wirklich an? Denn alles andere ist ja, entschuldigt, aber Phrasendrescherei, was uns nichts hilft. Denn entweder kommen wir konkret oder gar nicht. Also dass hier mal was klar ist [unverständlich] sicher richtig. Vielleicht ist auch einer von der Wahlliste gestrichen worden [unverständlich]. Aber hier würde ich dich eigentlich mal bitten, in dieser Frage konkret was zu prüfen. Irgendwo in unserem Ministerium muss doch was abgelaufen sein, was die dort konkret angreifen.
[Werner Thomala:]
Na die greifen an, dass die Stimmen falsch ausgezählt wurden.
[Unbekannter Sprecher:]
Ja, aber es muss doch irgendwo einen Beweis geben. Und zu einem Beweis gehören die sieben oder acht Ws: Wo, Wann, Wie und so weiter. Alles andere brauchen wir hier gar nicht zu diskutieren. Das ist vergeblich.
[Werner Thomala:]
Nur ich weiß nicht, ob uns das nun wirklich interessiert.
[Unbekannter Sprecher:]
Man muss es doch konkret machen.
[Werner Thomala:]
Bloß, wozu denn? Es ist Fakt, dass die behaupten, dass die behaupten, wir hätten die Stimmen, bei der Stimmauszählung manipuliert, ne, das ist ihre Behauptung. Muss ich denn nun wissen, dass die behaupten, wir hätten in Leipzig und dort und in dem Wahllokal ... Die stellen die Behauptung auf, dass wir die Wahlergebnisse manipuliert hätten und formulieren das auch so, dass also praktisch - äh - nicht diejenigen entschieden hätten die Wahl, die - äh - gewählt hätten, sondern die, die die Stimmen ausgezählt hätten. Das sagen sie wirklich, ne. [unverständlich] Es darf nicht so sein, da diejenigen, die die Stimmen auszählen, wählen, sondern es muss so sein, dass die Wähler wählen, ne, das ist die Behauptung.
[Unbekannter Sprecher:]
Na irgendwo muss ja was gewesen sein. Man kann sich auch nichts aus dem Gesicht, aus der Nase ziehen.
[Werner Thomala:]
Ich hatte doch gesagt, dass das -äh - eben auch sein kann, dass da Leute behaupten, sie hätten, sie hätten mit Nein gestimmt, ne. Und dass also praktisch dort ... Bei uns war ja auch eine da. Die wollte, Die wollte sich einschalten in die Wahlhandlung, ne. Also ich weiß nicht, wenn ihr es nun wirklich wollt ... Also ich würde sagen, es interessiert uns eigentlich gegenwärtig Anderes. Alfred.
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich] es geht darum, sagen zu können: Das ist eine Lüge. Und entsprechend wirksam Gegenargumente verbreiten zu können.
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Na, Alfred, ich weiß ja nicht, ob wir das können.
[Durcheinanderreden]
[Unbekannter Sprecher:]
Kleines Beispiel: ich kenne einen Genossen, der war im Wahlvorstand in einer, in einem Wahllokal in Glauchau. Und da sind nachweislich zehn Prozent nicht zur Wahl gekommen. Und im Durchschnitt in Glauchau waren dann 97 Beteiligte. Das ist jetzt schleierhaft. Als Beispiel. Ich will wissen, ob das stimmt. [unverständlich] Aber erstmal möchte ich folgendes sagen: ich begrüße, dass du gesagt hast, dass wir auch Dialog führen müssen mit den Arbeitern, aber ich würde sagen, dass wenn der, der den Dialog in den [unverständlich] führt und der mit der These anfängt, die du vorher erzählt hast, das der Arbeiter vorhin gesagt hat [unverständlich]. Ich war Leiter eines [unverständlich] bestrafen und rauszuschmeißen, weil er die Arbeit [unverständlich]. Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Da musstest du Listen schreiben und [unverständlich]. Eine Frage ...
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Hörst du mir kurz mal zu. Das habe ich nicht gesagt. Es ging ja gerade um die, um die Probleme, mit, mit denen mein Schwiegersohn auch zu tun hatte, dass es eben nicht möglich war, sich eben mit entsprechenden Arbeitsbummelanten entsprechend auseinanderzusetzen. Aber mir ist das zu pauschal, zu sagen, die Arbeiter haben 40 Jahre gut gearbeitet. Man muss sagen, sehr viele, aber es gab sehr viele Erscheinungen auch von Arbeitsbummelei und mir geht es doch nicht darum, dass ich diese Argumente, die hier nun, - äh, äh - dass das nun unbedingt fürs RAW - äh - sozusagen - äh - geeignet ist. Mir geht es bloß darum, deutlich zu machen, dass es natürlich jetzt auch Kräfte geben kann, die diese Kluft hineintreiben wollen, zwischen oben und unten. Ne, die sagen, wir haben gut gearbeitet, die Führung hat zu wenig getan, also geht es jetzt nicht darum, dass wir mehr arbeiten, sondern die Führung mehr, alleine mehr macht. Aber wir sagen: "Alle müssen hart arbeiten", sagt Krenz, ne. Wir oben und auch an der Basis. Damit wir uns mehr leisten können, ne. Mir geht es ja nur um die Relationen. Ich habe extra betont, mir geht es nicht darum, den Arbeitern abzusprechen, ihr, ihre Leistungen, die gut gearbeitet haben. Horst, aber du hast eine Frage.
[Unbekannter Sprecher:]
Ja, ich habe noch eine Frage. Ich bin deshalb hier, weil ich am Montag - äh - in [unverständlich], verantwortlich bin für die [unverständlich]. Die haben wir nicht erst beschlossen nach dem 11.10., die haben wir schon vorher beschlossen, das Thema [unverständlich]. Ob wir so gut hätten antworten können, wie es jetzt möglich ist, ist eine andere Frage. Aber mir geht es darum, Genossen, das wir euch ja vielleicht auch alle [unverständlich]. Wir müssen ja unsere Genossen weiter oder überhaupt motivieren, ihren Aufgaben so nachzukommen, wie es bisher erforderlich war. Deswegen wollte ich heute im Anschluss daran den Siegfried Schmidt sprechen, der war ja vor Ort am 7. und 8.9. - äh - 8.10. in Berlin, wo man also nochmal detailliert Beispiele dafür bringen kann. Ich habe das ja [unverständlich] in Berlin. Deswegen bin ich hier heute.
[Durcheinanderreden]
[Unbekannter Sprecher:]
... wo man den Genossen darlegen kann: So, so, so arbeitet der Gegner. Wir haben also allen Grund, wachsam zu sein, wir haben allen Grund, die angeordneten Maßnahmen der Dienstbereitschaft und so weiter zu befolgen, nicht zu befolgen und so weiter. Darum geht es mir also ganz speziell heute.
[Durcheinanderreden]
[Unbekannter Sprecher:]
Genossen, zu der Problematik mit den Demonstrationen in Cottbus; ich weiß nicht, ob einer hier die Informationen vielleicht schon kennt: Das ist nachweisbar, dass es - äh - Bürger in Leipzig und Dresden kein Benzin erhalten haben an den Tankstellen, weil sie aus Cottbus waren, weil in Cottbus nichts los ist. Mit Polizei [unverständlich] ist Kraftstoff zugeführt worden. [unverständlich] Eine Genossin aus Neubrandenburg, die war auch in Dresden, und in Neubrandenburg war es ja auch bisher immer ruhig, die hat auch kein [unverständlich].
[Werner Thomala:]
Horst, wer hat das nachgewiesen?
[Unbekannter Sprecher:]
Hä?
[Werner Thomala:]
Wer hat das nachgewiesen?
[Unbekannter Sprecher:]
Das ist, das ist Fakt.
[Werner Thomala:]
Ja, wo stammt das her?
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Also ich habe neulich mit der 19 gesprochen. Die sagten, das stimmt nicht. Die sind zwar angepöbelt worden, aber von Benzin ... Also ich will sagen, es kann sein. Aber vorsichtig hier nun irgendwelche Gerüchte ...
[Unbekannter Sprecher:]
Nochmal wegen den Demonstrationen, die in Cottbus auch mal sein werden oder sein sollen. Die anderen Bezirke, [unverständlich]. Ein Mitarbeiter meiner Abteilung kam zu mir und sagte, seine Freundin hat gesagt, in ihrem Betrieb, in ihrem Betrieb wurde sie aufgefordert mit zu kommen am Montag [unverständlich] zur Demonstration. [unverständlich] Also es gibt schon Informationen oder Meinungen oder weiß ich was.
[Werner Thomala:]
Ja, bloß Horst, das ist Sache des Leiters, die Abteilungsleiter zu informieren.
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Wie gesagt, Fakt ist, dass also in Rostock zum Beispiel, in Rostock, sind also Fahrzeuge aufgetaucht, mit Rostocker Nummer, aber es waren gar keine Rostocker Fahrzeuge. Da hat man also Fahrzeuge aus Dresden und aus Leipzig hingeschickt, die haben also irgendwie selbst Nummern angefertigt, Nummernschilder, und sind dort mit falschen Nummernschild, unter Rostocker Kennzeichen gefahren. Das ist also kein Gerücht, das ist eine Information eines Genossen aus Rostock, BV Rostock, und, Genossen, deshalb sage ich: Natürlich müssen wir hier mit allem rechnen. Es ist natürlich möglich ...
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Na ich, ich brüll doch hier nicht gegen eine Wand an. Genossen, es ist natürlich möglich, dass der Gegner bei uns auch so verfährt, ne. Nach dem Motto: Wir müssen jetzt mal diese lahmen Cottbusser ein bisschen in Schwung bringen. Und wenn die uns jetzt hundert Mann hierher schicken, ne, als Hunderterster marschiert vielleicht der Cottbusser auch mit. Ne, als erster nicht, aber als Hunderterster. Also, Wachsamkeit ist natürlich geboten und Genossen, wir sollten auch - äh - sollten auch unsere Genossen entsprechend motivieren, nicht erst, wenn es heißt, wir gehen zum Einsatz, ne.
Wir sollten vielleicht auch noch einmal deutlich machen, - äh - dass dieser Dank des Genossen Egon Krenz natürlich heute viel schwerer wiegt als dieser Dank der in der Vergangenheit ausgesprochen wurde, immer wieder, ne. Die Partei steht zu den Sicherheitsorganen, wir sind ja das Schwert der Partei, ne. Aber wir sind eben gegenwärtig auch wieder gezwungen - äh - bestimmte, bestimmte, bestimmten - äh - Dingen nun in das Auge zu sehen. Mancher sagt, das war doch der Staatsanwalt, den wir gesehen haben da, der diese Beschwerden entgegengenommen hat. [unverständlich] Das war doch kein Genosse von uns, und so. Und ich bin sogar der Meinung, die haben dem gesagt: Pass auf, dieses Mal musst du irgendwie [unverständlich] Staatsanwalt, ne. Unabhängig, ne, und so weiter. Dem wird das sicherlich auch schwer gefallen sein. Aber, Genossen, wir können sicher sein, dass diese ganzen Untersuchungen, ne, diese ganzen Untersuchungen, die statt - äh - finden, dass die doch nicht von irgendwelchen neutralen oder gar gegnerisch eingestellten Untersuchungsführenden geführt werden. Das wird doch von unseren Genossen durchgeführt. Und da wird natürlich alles untersucht und da wird alles getan, um eben auch nachzuweisen - äh - wie viel Lügen hier verbreitet werden, wie viel provoziert wurde, ne. Ein Beispiel, dass eben jetzt sogar ein - äh - ein, ein - äh - ein, - äh, äh, äh, äh - ein Lehr-, ich sage mal bloß hier allgemein, eine Lehrkraft, ne, Theologie, dass die direkt unsere Genossen provoziert hat, dass die Genossen im Prinzip diesem Mann nichts getan haben und auch seinem Sohn und seiner Tochter nicht. Und anschließend wurde behauptet, das Knie wär, oder, die, die, die, - äh - das Bein wäre aufgerissen - äh - gewesen. Man hätte die Frau aus dem Auto gezerrt, obwohl das alles nicht stimmt, ne. Und wir können also ausgehen davon, dass wir also untersuchen vom parteilichen Standpunkt aus, wenn auch nach außen hin das Ganze so aussieht, als ob unser Staatsanwalt vollkommen neutral wäre und sogar noch annimmt anonyme Gedächtnisprotokolle, ne. Das hat doch auch zu tun mit taktischen Überlegungen.
Es geht doch nicht darum, dass wir vor diesen Schweinehunden zu Kreuze kriechen. Es geht doch darum, dass wir verhindern, dass die mit ihren Schauermärchen, sozusagen unsere Volksmassen erreichen, ne. Im Prinzip gilt, haben wir jetzt mal rausgenommen diese ganze Nazidemagogie, und da hat eben Adolf Hitler gesagt - äh - geschrieben in seinem Kampf: Die Lüge, eine große Lüge hat mehr Aussicht auf Erfolg als eine Kleine. Weil also der normale Mensch gar nicht sich denken kann, dass jemand so infam lügt, ne. Und da schrieb sogar Hitler, dass also selbst bei, wenn die Lüge kräftig genug ist, das selbst also, wenn die Lüge widerlegt ist, noch etwas hängen bleibt. Ne, und nach diesem Prinzip arbeitet teilweise heute der Feind, der im Westen sitzt und auch die Feinde bei uns. Die sagen also, wenn man da sagt, Frauen seine vergewaltigt worden, dann sagen eben viele, das kann doch im Prinzip, das kann doch im Prinzip keiner erfunden haben. Sowas furchtbares, ne, kann doch niemand erfunden haben, da muss doch was dran sein, ne. Und deshalb müssen wir hier natürlich gegen arbeiten mit verschiedenen Mitteln, auch indem eben der Staatsanwalt dort vollkommen neutral erscheinend, ne, und unabhängig und - äh - und - äh - und entgegen nimmt selbst also Berichte, sogenannte Gedächtnisprotokolle ohne Unterschrift. In keinem Land der Welt, an sich, wird das gemacht. Aber gegenwärtig ist das eben notwendig. Das heißt doch aber nicht, dass wir irgendwelchen, - äh, äh - dass wir hier irgendwelche Genossen im Stich lassen. Ne, das wird doch niemand annehmen wollen.
Und, Genossen, ich kann ehrlich gesagt, durchaus Genossen verstehen, das ist meine persönliche Meinung, die von diesen Schweinehunden, die uns anspucken, Die Kommunistenschwein rufen und so weiter, wenn dann eben Genossen die Nerven durchgehen. Und der haut ein paar über, obwohl es nun nicht in der Dienst-, Dienstvorschrift so drin steht. Da kann ich das gefühlsmäßig verstehen, ne. Und wahrscheinlich, Klaus, hätten wir auch zugehauen. Weil wir auch nicht die, die, sozusagen die Zahmsten sind und ein bisschen cholerisch auch veranlagt und so weiter, ne. Aber Genossen, es ist doch eine ganz andere Frage jetzt, ich will zwar nicht spinnen, aber eine ganz andere Frage, was, das sage ich aber jetzt unter uns Tschekisten, ne. Was in der Öffentlichkeit nun sich - äh - abspielt und was wir ansonsten tun, ne. Ihr denkt doch nicht im Ernst, dass wir Genossen hier im Stich lassen. Das darf doch wohl nicht keiner denken, ne. Es geht doch aber darum, dass diese Schweinehunde nicht Stimmung gegen uns machen. Nach dem Motto, die VP und die Stasi, die kann sich alles erlauben, ne. Das sind doch, würde ich sagen, notwendige Überlegungen, ne. Und, Genossen, auch die Genossen auch, würde ich sagen, motivieren für die Einsätze, ne. Dass man sagt, wir führen die Befehle aus unserer Partei, ne. Und - äh - und und, lassen uns von diesen negativen Hunden nicht an die Wand drängen. Aber eben, wir müssen eben sehr klug sein, ne. Sehr klug sein, um diesen Leuten nicht die Möglichkeit zu geben, die Volksmassen zu mobilisieren gegen uns, ne. Das ist eben das Wichtige. Und man sollte sprechen mit den Genossen vor dem Einsatz, man sollte in kollektiven auch solchen Genossen, sicherlich wird es auch gemacht, Genosse Lieber, ne, solchen Genossen, die im Einsatz waren, sollte man auch nochmal sozusagen, die, die, die, die Anerkennung des Kollektivs unbedingt aussprechen und so weiter. Und deutlich machen, Genosse, wir stehen - äh - wir sind eine Einheit. Das ist ja so, da, das, das ist ja so wichtig jetzt, dass wir jetzt unsere Einheit und Geschlossenheit festigen, ne. Deshalb sagte ich ja, wir entschuldigen uns nicht, dass wir Angehörige der Staatssicherheitsorgane sind. Wir sind stolz darauf. Wir werden weiter kämpfen und werden uns in keiner Hinsicht hier knieweich machen lassen. Und lassen uns auch nicht scheu machen von bestimmten - äh - taktischen Maßnahmen, die notwendig sind gegenwärtig, ne. Denkst du, das ist dem Staatsanwalt leicht gefallen, in die Kirche da rein zu gehen? Ne. Also ich [unverständlich] hätte nicht diese Aufgabe übernehmen wollen, ne. Mir von diesen Schweinehunden dort diese [unverständlich] Gedächtnisprotokolle übergeben lassen, anonym, ne. Jetzt haben sie schon den ersten Namen genannt, großzügigerweise, in Dresden. Ne. Ja, Genosse.
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich] und dass den Schutz- und Sicherheitsorganen der Rücken zu stärken ist. Hier steht, dass wir, im Prinzip, unsere Aufgabe erfüllt haben beziehungsweise erfüllen werden.
[Werner Thomala:]
Na ja, freilich, das ist doch aber bekannt, der Brief.
[Unbekannter Sprecher:]
Na, ich weiß nicht, ob das schon so aktuell ist [unverständlich].
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Nein, ich sage ja bloß, wir sind hier unter dem, unter dem, unter dem [unverständlich] für Propaganda, wir müssen aber auch den anderen Genossen, ne, es hilft ja nicht, überall solche Genossen wie bei euch. Es gibt ja auch viele Diensteinheiten, die haben unerfahrene Genossen, ne, die so was eben noch nicht mitgemacht haben, wo man eben auch emotional, würde ich sagen, emotional Einfluss nehmen muss auf diese Genossen, ne. Wir sind uns über die Frage, weil ich ja neulich auch sagte in der Sekretärsberatung hat man wahrscheinlich auch nicht so richtig gedacht, der Thomala, der spinnt ja, was erzählt der uns, aber, Genossen, es ist eben wichtig, dass man eben emotional einwirkt eben auch bestimmte jüngere Genossen, ne. Wir haben ja nun schon einiges mitgemacht, wir Älteren, aber die Jüngeren haben so etwas noch nicht mitgemacht, so eine Drucksituation, so eine Spannungssituation. Deshalb muss man mit - äh - so klug mit diesen Genossen auch arbeiten, auch individuell arbeiten, ihnen Mut machen, ne.
[Unbekannter Sprecher:]
Nicht nur bei den Jüngeren.
[Werner Thomala:]
Aber Jüngere sind besonders betroffen, weißt du, die sind besonders betroffen.
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich] denn bei denen schleift sich auch wieder etwas ein.
[Werner Thomala:]
Ist richtig. Differenziert, ne, muss man es machen.
So, Genossen, gibt es weitere Fragen?
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich]
[Werner Thomala:]
Na, vielleicht noch einige Hinweise. Vielleicht zu dem Gedanken, zu dem Gedanken, na ja, können wir überhaupt demnächst irgendetwas machen, dass sich auch die Lage verbessert, ne? Also es wird - äh - Beschlüsse geben heute, wird - äh - kommt - äh - also wird sicherlich auch für uns zugänglich sein, ein Beschluss zur - äh - Verbesserung der Versorgung 89 und es wird einen Beschluss geben zur Verbesserung der Versorgung dann im nächsten Jahr. Also, es nicht so, dass wir nun - äh - dass wir nun nichts in der Hand hätten. Genossen, es gibt ja, möchte mal sagen, - äh - sozusagen die Möglichkeit auch eines ersten Zugriffs erst mal. Man kann zum Beispiel, solche Gedanken sind in der Überlegung, den Handel stabsmäßig organisieren, ne, und kann da schon viele Reserven erschließen, auch dadurch, dass man Bestandsaufnahmen macht und dass man jetzt, sozusagen effektiv die Waren verteilt, dass man den Handelstransport verbessert, auch durch Zuführung von Fahrzeugen. Auch solche Reserven werden in Erwägung gezogen, weil es hier tatsächlich - äh - Reserven gibt - äh - die Versorgungsprobleme, die wir haben, sind ja nicht nur darauf zurückzuführen, dass es an Waren fehlt, sondern, darauf zurückzuführen, dass es eben bestimmte, dass es nicht gelingt, Waren so zu bewegen und eben dort zu haben, wo sie am effektivsten verwendet werden können, ne. Es gibt also auch schon Überlegungen, [unverständlich] Überlegungen, dass also - äh, äh - hinsichtlich des Außenhandels also doch - äh - alles, die ganzen Dinge durchdacht werden und man sich fragt, welche Reserven haben wir, um hier zusätzlich Waren für die Bevölkerung, ne, einschließlich Ersatzteile für Trabant, für Wartburg und so weiter, ne.
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Ich kann euch nur sagen, es sind also ganz konkrete Überlegungen im Gange und in dem Beschluss werden also bereits, bereits also entsprechende Dinge drin sein. Wir wissen natürlich nicht in wie weit wir das jetzt - äh - können verbreiten, damit wir nicht Erwartungshaltungen bei der Bevölkerung erzeugen und dann klappt dieses und jenes doch nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt haben. Man muss also sagen, das muss man wirklich mit Fingerspitzengefühl machen - jetzt irgendetwas verkünden. Aber ich sage bloß, damit Ihr jetzt - äh - wisst, ne, dass also einiges im Gange ist oder angedeutet wurde, ja, angedeutet wurde. Und dann gibt es also auch, es gibt also auch Untersuchungen, es gibt also auch Untersuchungen, auch Untersuchungen, hinsichtlich der - äh - der, wollen wir mal so sagen, da gibt es also Untersuchungen von Gesellschaftswissenschaften oder, oder, Ökonomen, bestimmte Probleme zu lösen. Zum Beispiel: Energie sparen. Da gibt es Variantenvorschläge bis hin zur letzten materiellen Voraussetzung. Also das ist schon lange bearbeitet, das liegt vor, auf das können wir zurückgreifen. Wir haben, wir haben also, wir haben also nicht, wir haben also nicht, stehen nicht bei Null da. Die Gesellschaftswissenschaftler und Ökonomen und so weiter haben nicht geschlafen, sie haben manches erarbeitet, was man aber in der Vergangenheit manches auch nicht so ernst genommen hatte und so weiter. Wir können also auch auf das zurückgreifen. Unterordnen, was ich sagte, die Partei hat die Voraussetzungen, um also tatsächlich diese Erneuerung durchzuführen. Es gibt also Überlegungen, welche Gesetze, Analysen, welche Gesetze müssen geändert werden oder gar wegfallen, die der Durchsetzung des Leistungsprinzips im Wege stehen.
Horst, du sagtest vorhin, glaub ich, ne, dass es eben schwer fiel, zum Beispiel manchen Meistern und Ingenieuren auch mal eine gewisse Konsequenz an den Tag zu legen. Weil es da eben auch bestimmte Gesetze auch gab, Bestimmungen, die uns eben auch die Hände gebunden haben, ne. Und, Genossen, - äh - es gibt also tatsächlich solche Überlegungen und ich denke, du sagtest es ja schon, es kam ja gestern schon einiges, aber wir werden wahrscheinlich eben sehr vorsichtig sein hier mit Detail, mit Details, damit die Leute nicht sagen: Guck mal, jetzt haben die uns das versprochen, ne [unverständlich] zum Beispiel, nehmen wir bloß mal ein Beispiel: Wenn wir uns vorgenommen haben, bis Jahresende diese und jene Ersatzteilfrage zu klären, ne, dann werden wir das vielleicht nicht unbedingt veröffentlichen. Wenn dann wirklich was schief geht, ne, dann stehen wir am Ende des Jahres da. Man muss also vorsichtig sein hier, vorsichtig sein, also mit falsch, mit Versprechungen, die man nicht hundertprozentig erfüllen kann.
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Bitte?
[Unbekannter Sprecher:]
Man kann aber auch reinschreiben: Wir konnten die Lieferung aus dem und dem Grund nicht erfüllen.
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Ihr habt mich da nicht verstanden, ich wiederhole das nochmal. Nee, Ihr habt mich da nicht verstanden, ich wiederhole das nochmal. Genossen, es - äh - oder ich sage es mal mit anderen Worten. Wir dürfen keine Erwartungshaltungen erzeugen, die wir dann nicht erfüllen können, ne. Und wir haben natürlich, müssen unter uns natürlich sagen: Leute, wir müssen hier konkreter werden, ne. Bisher, wir haben ja schon immer gesagt, Ersatzteile müssen verbessert werden, Versorgung mit Ersatzteilen, ne. So, wenn wir jetzt zum Beispiel festlegen, bis 31. Sept-, Dezember sind die und jene Ersatzteile herzustellen, ne, und wir veröffentlichen das und dann – wills der Teufel – wir schaffen es nicht, da heißt es doch wieder: Leute, viel steht auf dem Papier, aber im Geschäft ist doch nichts, ist es doch nicht drin, ne. Natürlich müssen wir ... Deshalb sage ich ja Fingerspitzengefühl, Fingerspitzengefühl, das hat nichts damit zu tun, dass wir nicht die Wahrheit sagen, ne. Aber wir dürfen gegenwärtig keine falschen Erwartungshaltungen schaffen, wenn wir sie nicht erfüllen können. Darum geht es, weißt du?
[Unbekannter Sprecher:]
Aber, sag mal, [unverständlich]. du sagst das richtig, wir sehen das richtig, das wir auch keine große Erwartungshaltung, auch nicht haben. Aber ich will dir mal eines sagen: Die Bevölkerung erwartet von der nächsten Tagung des Zentralkomitees nicht vollgeschrieben Seiten. Die wollen Zahlen, Termine, ganz konkret, wir haben es ihnen versprochen. Der Genosse Egon Krenz hat gesagt, bei der nächsten Tagung des Zentralkomitees wird dazu ganz konkret Stellung genommen. Werner, ich will nur so viel sagen, wir müssen und wir können nicht anders als so. Und es geht auch darum, Werner, um unsere Ehrlichkeit zu beweisen. Ich weiß eins, ich könnte mir eins vorstellen, dass, wenn wir diese, dieses Dokument veröffentlichen, das ist, das ist meines Erachtens nach - äh - [unverständlich] angestellt werden. Und die das entsprechend, auch diese Kenntnis haben [unverständlich]. Werner, bloß, mir geht es um eins, man wird uns ab sofort, wenn dieses Dokument erscheint, auf die Finger gucken. Und jedes, das, wo wir nicht ehrlich zu uns selbst sind, wo auch wir schon wieder angefangen haben, hochgestapelt haben, wird man uns drüben, unseren Arbeitern sagen: Guck an, die Partei bescheißt euch wieder. Und deswegen ist es meiner Erachtens, meines Erachtens notwendig, Werner, wir können, laviert haben wir genug!
[Werner Thomala:]
Nun glaub ... Ich habe doch nichts anderes gesagt, Jürgen.
[Unbekannter Sprecher:]
Ja, Werner, ich meine nur ...
[Werner Thomala:]
Ich habe doch nichts anderes gesagt.
[Unbekannter Sprecher:]
Und wir sollten auch unseren Einschätzungen entsprechend, realistisch, offen, sagen: Das werden bis dahin so und so machen, das werden wir bis dahin so und so machen und das auch. Und wir müssen auch dann Stellung nehmen, wenn es nicht geklappt hat. So sehe ich das.
[Werner Thomala:]
Ja, nee, Jürgen. Nicht Stellung nehmen, wenn es nicht geklappt hat. Wir dürfen, und das wurde eindeutig betont, auch vom Genossen Krenz, wir dürfen keine falschen Versprechungen machen. Wir können nur das, sozusagen, ich sage es jetzt mal so, versprechen, was wir wirklich realisieren können. Weißt du? Sonst verlieren wir das Vertrauen wieder. Wir haben zu viel versprochen und nicht gehalten, wir können nur das versprechen, was wir halten können. Und das sicherlich, du hast vollkommen Recht, dass die Tagung von [unverständlich] es bringen wird. Aber ich sage, deshalb müssen wir uns genau überlegen, was können wir versprechen und was kann vielleicht so gehandhabt werden, dass wir sagen: Leute, versucht mal, ob wir vielleicht das noch mit den Ersatzteilen bis zum 31. schaffen. Wollen wir es uns mal vornehmen, ne, aber wir können das doch nicht veröffentlichen, wir haben es nicht abgesichert, materiell, bisher. Ist das denn nicht zu begreifen? Aber natürlich müssen wir Konkretes auf den Tisch legen. Aber wir müssen uns 1.000 mal überlegen, ob - äh - wir hier nicht irgendwie etwas versprechen, was wir nicht halten können. Weißt du? Das ist das schlimmste, wenn wir jetzt irgendetwas würden versprechen und es würde dann nicht realisiert. Deshalb ist das so wichtig, nur das, was unterlegt ist. Und bei diesen Überlegungen, weißt du, die es jetzt gibt, da ist manches noch nicht unterlegt. Ne, manches noch nicht unterlegt. Da wissen wir noch nicht, wird das möglich sein? Das sind angedachte Gedanken. So wie ich gehört habe, wird draußen schon wieder teilweise, werden diese angedachten, wohlgemerkt angedachten Gedanken, von denjenigen, die, der gesagt hat, es sind angedachte Gedanken, die werden draußen schon wieder verbreitet. Und da sehe ich eben die Gefahr, dass eben, dass eben jetzt, dass eben jetzt dort Erwartungshaltungen erzeugt werden, die wir nicht erfüllen können. Das ist eine sehr komplizierte Sache. Nicht taktieren wollen wir mit der Arbeiterklasse oder was, aber klug überlegen, was können wir sagen an Versprechungen, was können wir halten, was nicht, ne. Ja?
[Unbekannter Sprecher:]
Da muss ich jetzt auch was dazu sagen, wenn du sagst, das ist angedacht. Ein Genosse der Bezirksleitung, der Genosse Wieden, Roland, in den Einrichtungen der AWD, der Parteisekretären und den Politsekre-, den Polithelfern, ganz konkret sagt, die Forderungen, die hier kommen, in dem Beschluss des Ministerrates [unverständlich]. Das wird denen beigebracht, das wird denen erläutert und die werden aufgefordert dazu, öffentliche oder eben hier öffentliche nicht, außerordentliche Mitgliederversammlungen zu machen. Und da muss ich dann sagen, das ist also nichts angedacht, sondern da ist etwas ganz Konkretes oder ähnlich. Und wir wissen davon nichts. [unverständlich] Da muss ich fragen: Sind wir nicht vertrauenswürdig als Genossen der Staatssicherheit? Dass sie uns das nicht sagen, dass sie Angst haben wir gehen auf die Straße [unverständlich]. Hier muss ich die Frage stellen, ob man zu uns kein Vertrauen hat [unverständlich].
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Ich gebe dir ja die Antwort darauf. Ich habe gestern Genossen Pohl angerufen, nachdem mir das von euch mitgeteilt wurde, und - äh - der Genosse Pohl hat mit dem Genossen Wieden persönlich gesprochen, so, persönlich gesprochen. Wohlgemerkt mit Genossen Wieden. Und - äh - da hat der Genosse Pohl zu mir gesagt: du, das ist nicht, wie ich zuerst gesagt habe, ein Beschluss. Der Genosse Wieden hat wörtlich gesagt, dass es erst angedacht ist, das ist eine angedachte Konzeption. Da habe ich zu dem Genossen Pohl gesagt ... Ich wiederhole nochmal, eine an, es ist Angedachtes, es ist eine Konzeption. Ja, ich sage, habe ich das wirklich richtig verstanden, ist das Angedachtes und eine Konzeption und kein Ministerratsbeschluss? Ja. So, mehr kann ich dazu nicht sagen. Ne, ich habe mir das drei mal wiederholen lassen, vom Genossen Pohl und - äh - und - äh - das ist also, wie gesagt, Wir werden aber sehen, Genossen, heute, wie gesagt, kommt ja der Beschluss, ne, heute kommt der Beschluss für 89 und für 90, ne.
[Unbekannter Sprecher:]
Da verstehe ich nicht, wie der Genosse Wieden sich da öffentlich hinstellen kann und da [unverständlich] geben kann. [unverständlich] Da machen wir ja schon wieder Fehler in der Politik, da machen wir ja schon wieder Schaden der Partei. Da sind wir ja schon wieder an dem Punkt, an dem wir uns unterhalten haben [unverständlich].
[Durcheinanderreden]
[Werner Thomala:]
Ich habe ja sofort reagiert. Ich habe ja sofort reagiert auf euren Anruf und habe also den halben, den halben Tag damit verbracht, nun rauszukriegen, was hier dran ist. Ich habe die Monika Preibisch angerufen, das ist diejenige, die verantwortlich ist für [unverständlich], die sitzt ja direkt bei der Propaganda, die sagte wieder, es ist ein Ministerratsbeschluss, ne. So.
Zuerst wurde auch vom Genossen Pohl gesagt Ministerratsbeschluss, dann ruft der Genosse Pohl nochmal an und sagt also das ist nur angedacht, das ist eine Konzeption, das hätte der Genosse Wieden so gesagt, ne. Also so ist jetzt gegenwärtig die Lage, gegenwärtig die Lage. Wir werden aber sehen, heute, wie gesagt, kommt der Beschluss, heute kommt der Beschluss. Kann natürlich sein, dass sich das einiges, mit dem Beschluss deckt. Ne, dass das, dass das was der Wieden jetzt ausgesagt hat, tatsächlich in dem Beschluss drin ist, ne. Aber ...
Bitte?
[Unbekannter Sprecher:]
[unverständlich]
[Lachen]
[Werner Thomala:]
Deswegen sage ich ja, Klaus, wir müssen vorsichtig sein mit irgendwelchen Erwartungshaltungen, die wir nicht erfüllen können, ne. Deshalb würde ich mich darauf konzentrieren, auf das, was ich schriftlich in der Hand habe, in dieser Hinsicht, ne. Und das dann euch sagen. Aber Dinge, die mir bloß so, so, - äh - so mitgeteilt wurden und so, ist mir zu unsicher. Ne, dass ich dann irgendwas erzähle, was am Ende gar nicht realisiert werden kann. Also, Wir wollen also auch, das ist richtig, was die 19 gemacht hat, sofort bei uns anrufen, wenn es solche Fragen gibt, wir wollen uns auch so schnell wie möglich, also, kundig machen, aber wir haben natürlich nur die Möglichkeiten, die hier eben zur Verfügung stehen, ne. Wenn mir das so gesagt wird, dann muss ich das erst mal akzeptieren vom Genossen Pohl, ne. So, Genossen, wer noch individuell Fragen hat, der kann also sich an mich wenden und wer Materialien ...
[Stühle werden geschoben]
[Werner Thomala:]
Wartet mal noch einen kleinen Moment. Und wer noch Materialien braucht, ne, oder auch wer jetzt Informationen braucht, mehr individuell kommen, wir können nicht jede Woche eine Politinformation machen, ne.
[Durcheinanderreden]
Bekämpfung von Widerstand und Opposition umschreibt, was zwischen 1950 und 1989 als eine Kernaufgabe des MfS galt. Gegen den Willen eines Großteils der ostdeutschen Bevölkerung wurde eine Diktatur etabliert, die nicht durch Wahlen legitimiert war: Dies war einer der Gründe für die Bildung des MfS am 8.2.1950.
Um ihren gesellschaftlichen Alleinvertretungs- und Herrschaftsanspruch zu sichern, schuf sich die SED als Repressions- und polizeistaatliche Unterdrückungsinstanz das MfS - das konsequenterweise so auch offiziell von ihr als "Schild und Schwert der Partei" bezeichnet wurde. Bereits in der "Richtlinie über die Erfassung von Personen, die eine feindliche Tätigkeit durchführen und von den Organen des MfS der DDR festgestellt wurden" vom 20.9.1950 wurde dementsprechend festgelegt, dass "alle Personen" zu registrieren seien, deren Verhalten geeignet war, die "Grundlagen" der DDR in Frage zu stellen.
Ferner wurde bestimmt, dass "über Personen, die eine feindliche Tätigkeit ausüben, [...] Vorgänge" anzulegen sind und über "die erfassten Personen [...] eine zentrale Kartei" einzurichten ist. Das offensive Vorgehen gegen Regimegegner erfuhr eine Ergänzung in den gleichzeitig getroffenen Festlegungen zur Übergabe der als "feindlich" klassifizierten Personen an die Staatsanwaltschaften.
Das MfS wurde somit bei der Bekämpfung von Widerstand und Opposition zur Ermittlungsinstanz; die nachfolgenden Urteile gegen Oppositionelle und Regimekritiker ergingen in enger Kooperation mit den vom MfS zumeist vorab instruierten Gerichten und zum Schein vermeintlicher Rechtsstaatlichkeit unter Hinzuziehung von mit dem MfS häufig zusammenarbeitenden Rechtsanwälten.
Inhalte, Auftreten und Erscheinungsbild von politisch abweichendem Verhalten, Widerstand und Opposition wandelten sich im Laufe der DDR-Geschichte. Zugleich änderten sich auch die Strategien und Methoden des MfS in Abhängigkeit vom konkreten Erscheinungsbild von Protest und Widerstand, aber auch analog zum Ausbauniveau des Apparates und seines Zuträger- und Informantennetzes sowie zur jeweils getroffenen Lageeinschätzung und unter Berücksichtigung der politischen Rahmenbedingungen.
Zu allen Zeiten gab es in beinahe allen Bevölkerungsgruppen und in allen Regionen Aufbegehren, Opposition und Widerstand. In den ersten Jahren nach Gründung der DDR gingen die SED und das MfS mit drakonischen Abschreckungsstrafen (u. a. Todesurteilen) gegen politische Gegner vor. Gefällt wurden die Urteile nicht selten in penibel vorbereiteten Strafprozessen mit präparierten Belastungszeugen und unter Verwendung erzwungener Geständnisse.
In mehreren Orten der DDR wurden z. B. Oberschüler (Werdau, Leipzig, Werder, Eisenfeld, Fürstenberg/Oder, Güstrow), die anknüpfend an das Vorbild der Gruppe "Weiße Rose" in der NS-Diktatur Widerstand geleistet hatte, zum Tode oder zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt, weil sie Informationen gesammelt und Flugblätter verteilt hatten. Manch einer von ihnen überlebte die Haftbedingungen nicht oder nur mit dauerhaften gesundheitlichen Schäden.
Im Laufe der 50er Jahre ging das MfS schrittweise zum verdeckten Terror über. Nach wie vor ergingen langjährige Zuchthausstrafen; politische Opponenten, die von Westberlin aus die Verhältnisse in der DDR kritisierten, wurden - wie Karl Wilhelm Fricke 1955 - in geheimen Operationen entführt, nach Ostberlin verschleppt, in MfS-Haft festgehalten und vor DDR-Gerichte gestellt (Entführung).
Das Bestreben der SED, sich in der westlichen Öffentlichkeit aufgrund dieser ungelösten Fälle und angesichts eklatanter Menschenrechtsverletzungen nicht fortlaufender Kritik ausgesetzt zu sehen, führte, begünstigt durch die Absicht, der maroden Finanz- und Wirtschaftslage mit westlicher Unterstützung beizukommen, schrittweise zu einem Wandel. Im Ergebnis kam es auch zu einer Modifikation der MfS-Strategien im Vorgehen gegenüber Widerstand und Opposition.
Neben die im Vergleich zu den 50er Jahren zwar niedrigeren, für die Betroffenen aber nach wie vor empfindlich hohen Haftstrafen traten als beabsichtigt "lautloses" Vorgehen die Strategien der Kriminalisierung und Zersetzung. In einem "Entwurf der Sektion politisch-operative Spezialdisziplin" des MfS, der auf 1978 zu datieren ist, wird hierzu ausgeführt: "Um der Behauptung des Gegners die Spitze zu nehmen, dass wir ideologische Meinungsverschiedenheiten oder Andersdenkende mit Mitteln des sogenannten politischen Strafrechts bekämpfen, sind dazu noch wirksamer Maßnahmen zur Kriminalisierung dieser Handlungen sowie nicht strafrechtliche Mittel anzuwenden."
In der Richtlinie 1/76 "zur Entwicklung und Bearbeitung Operativer Vorgänge" vom Januar 1976 wurden unter Punkt 2.6 "die Anwendung von Maßnahmen der Zersetzung" geregelt und unter Punkt 2.6.2 die "Formen, Mittel und Methoden der Zersetzung" erörtert. Jene reichten u. a. von der "systematischen Diskreditierung des öffentlichen Rufes" auch mittels "unwahrer […] Angaben" und der "Verbreitung von Gerüchten" über das "Erzeugen von Misstrauen", dem "Vorladen von Personen zu staatlichen Dienststellen" bis zur "Verwendung anonymer oder pseudonymer Briefe, […] Telefonanrufe".
Mit der "Ordnungswidrigkeitenverordnung" (OWVO) von 1984 ging man zudem verstärkt dazu über, politisch unliebsame Personen, sofern sie sich an Protesten beteiligten, mit Ordnungsstrafen zu überziehen und sie somit materiell unter Druck zu setzen. All diese Maßnahmen sollten nach außen hin den Eindruck erwecken, dass das MfS weniger rigoros als in früheren Jahren gegen Regimegegner vorging.
Nach der Freilassung von Oppositionellen, die kurz zuvor während der Durchsuchung der Umweltbibliothek 1987 und nach den Protesten am Rande der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration 1988 in Berlin inhaftiert worden waren, äußerten selbst SED-Mitglieder Zweifel, ob das MfS noch in der Lage sei, offensiv und effektiv gegen politische Opponenten vorzugehen.
Hochgerüstet und allemal zum Einschreiten bereit, trat das MfS jedoch noch bis in den Herbst 1989 gegenüber weniger prominenten Menschen in Aktion, die Widerstand leisteten, inhaftierte diese und ließ gegen sie hohe Haftstrafen verhängen. Bis zum Ende der DDR schritt das MfS bei sog. Demonstrativhandlungen ein und ging gegen - wie es hieß - ungesetzliche Gruppenbildungen vor.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Eine Zuführung ist eine polizeirechtliche Maßnahme der kurzzeitigen Freiheitsentziehung, wurde zunächst aus der polizeirechtlichen Generalklausel von § 14 des in der DDR bis 1968 geltenden Preußischen Polizeiverwaltungsgesetzes vom 1.6.1931 abgeleitet. Zuführungen von Personen konnten zur Feststellung der Personalien sowie "zur Klärung eines Sachverhalts" (Sachverhaltsprüfung) durchgeführt werden.
Seit 1968 bildete § 12 VP-Gesetz die Rechtsgrundlage für polizeirechtliche Zuführungen. Im Rahmen des strafprozessualen Prüfungsstadiums war auch eine Zuführung Verdächtiger zur Befragung nach § 95 Abs. 2 StPO/1968 als strafprozessuale Sicherungsmaßnahme zulässig. In beiden Fällen durfte die Zeitdauer 24 Stunden nicht überschreiten. Vom MfS wurden Zuführungen auch als taktisches Instrument genutzt. Sie konnten in eine Inhaftierung münden, aber auch zur Einschüchterung oder zur Anwerbung unter Druck genutzt werden.
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