Signatur: BStU, MfS, Abt. M, Nr. 1833, Bl. 43-45
Seit 1984 plünderte die Abteilung M im Dienstkomplex Freienbrink systematisch fälschlicherweise in der DDR gelandete Pakete aus. So erwirstchaftete die Diensteinheit bis 1989 knapp Millionen Mark für den Staatshaushalt der DDR. Nebenbei landeten so auch einige Dienstgeheimnisse westdeutscher Behörden in den Händen der Geheimpolizei.
Die Abteilung M war innerhalb der Staatssicherheit für die Kontrolle von Postsendungen zuständig. In zahlreichen konspirativen Objekten wurden Brief- und Postsendungen abgefangen und heimlich geöffnet. So sollte die Geheimpolizei jederzeit in der Lage sein, die Stimmung der Bevölkerung der verschiedenen sozialen Schichten zu bewerten. Die Postkontrolle wurde seit Mitte der 50er Jahre außerdem bei Personenüberprüfungen angewandt.
Einem anderen Zweck diente ein geheimes Objekt der Diensteinheit innerhalb des Dienstkomplexes Freienbrink im Südosten Berlins. Hier wurden ab 1984 systematisch postalische Irrläufer aus dem Westen geplündert. Grundlage dafür war eine Weisung von Generalmajor Kratsch der übergeordneten Hutabteilung II (Spionageabwehr) mit dem Titel "Festlegungen zur Verfahrensweise mit in die DDR fehlgeleiteten Postsendungen aus dem nichtsozialistischen Ausland und operativ interessierenden Staaten."
Auf dieser Grundlage begann Mitte der 80er Jahre die systematische Ausplünderung von West-Paketen in Freienbrink. Ziel dieser Aktion war die Entlastung des DDR-Staatshaushalts. Nach der Öffnung der Postsendungen übergab die Abteilung M der Arbeitsgruppe Asservate ( den verwertbaren Inhalt. Aufgabe der Arbeitsgruppe Asservate war es, das Raubgut zu Geld zu machen. Die betreffenden Arbeitsräume nebst Verbrennungsanlage für die nicht verwertbaren Gegenstände, die anfallenden Kartons und Verpackungsmaterialien befanden sich ebenso in Freienbrink.
Dass es überhaupt zu Fehlleitungen von Postsendungen kann, ist auf numerische Übereinstimmungen mehrerer Post-Leitzonen der DDR und der Bundesrepublik zurückzuführen. Eine Postsendung die mit einer "2" in der Postleitzahl begann und für den Großraum Hamburg bestimmt war, konnte versehentlich in den Großraum Rostock fehlgeleitet werden. Auch andere Leitzonennummerierungen in den beiden deutschen Staaten stimmten miteinander überein. Dresden samt Umgebung teilte sich mit der bayrischen Landeshauptstadt und dem Münchener Umland die "8".
Das vorliegende Dokument ist ein Beispiel für eine Auflistung von entnommen Gegenständen. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) erwirtschaftete so auf seine Weise materielle und finanzielle Ressourcen und leistete seinen Beitrag zur DDR-Volkswirtschaft. Die dabei errungenen „Erfolge“ mochten anrüchig und in finanzieller Hinsicht letztlich überschaubar sein. In einem Land, in dem um jedes Gramm, jede Mark und jede Sekunde täglich gekämpft wurde, hatte diese Praxis seine Relevanz. Insgesamt wurden so etwa acht Millionen Mark dem DDR-Staatshaushalt zugeführt.
Regelmäßig fischten die Mitarbeiter der Abteilung M darüber hinaus auch vertrauliche und geheime Unterlagen, die bundesdeutsche Behörden unbedacht der Bundespost anvertraut hatten, heraus. So leitete die Diensteinheit zudem einen erwähnenswerten Beitrag zur Auslandsspionage, der ansonsten nur mit viel höherem Risiko zu erlangen gewesen wäre.
- VS - Dienststellenverzeichnis auf EDV-Basis vom Materialamt der Luftwaffe in 5000 Köln/ BRD
- Video Ausbildungs- und Informationsfilme vom Bundesininisterium für Verteidigung der BRD
- Berufsförderungsakten für Bundeswehrangehörige der BRD
- Akten über Kriegsdienstverweigerer in der BRD
- Akten über Baumaßnahmen auf dem NATO-Flugplatz Eggebek
- Ausbildungsunterlagen der technischen Marineschule Kiel/BRD
- Kleinstcornputer mit gespeicherten NATO-Daten
- Finanzkarten der USA-Armee
- Dienstvorschriftenentwürfe der Bereitschaftspolizei Nordrhein-Westfalen
- Sonderbestimmungen für die Truppenübungsplatzkommandantur Putlos/ BRD
- technische Zeichnungen von NATO-Flugzeugen
- Personaldaten von Einwohnern der BRD
- Personaldokumente von Einwohnern der BRD
- technische Unterlagen über das KKW Brunsbüttel/ BRD
- Netzpläne der Deutschen Bundespost der BRD
- QSL-Karten
- Dokumentationsmappe der Firma "Contraloria General" (Lima - Peru)
4. Übergabe von Werten an die AKG/ HSG Finanzen
DM = 248.237,34
DM/ Scheck = 24.773,94
Blanko-Schecks = 34 Stck.
Dollar/ USA = 249,78
Dollar/Canada = 15,00
Dollar/Austral. = 6,00
1978 wurden die AIG der Bezirksverwaltungen mit der Integration des Kontrollwesens in Auswertungs- und Kontrollgruppen umgewandelt. Analog zur ZAIG waren die AKG jetzt das Funktionalorgan der Leiter der BV mit den Aufgaben Auswertung und Information, Planung, Überprüfung und Kontrolle, Erarbeitung dienstlicher Bestimmungen und Weisungen sowie EDV. Darüber hinaus wurden die AKG auch für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, die im Ministerium noch bis 1985 der Abteilung Agitation bzw. der Arbeitsgruppe Öffentliche Verbindungen zugeordnet war. 1979 wurden auch in den meisten selbständigen Abteilungen und Hauptabteilungen der MfS-Zentrale AKG gebildet. Die AKG unterstanden den Leitern der jeweiligen Diensteinheit, wurden aber fachlich von der ZAIG angeleitet.
Zur Seite 1 wechseln
aktuelle Seite 2
Zur Seite 3 wechseln
Signatur: BStU, MfS, Abt. M, Nr. 1833, Bl. 43-45
Seit 1984 plünderte die Abteilung M im Dienstkomplex Freienbrink systematisch fälschlicherweise in der DDR gelandete Pakete aus. So erwirstchaftete die Diensteinheit bis 1989 knapp Millionen Mark für den Staatshaushalt der DDR. Nebenbei landeten so auch einige Dienstgeheimnisse westdeutscher Behörden in den Händen der Geheimpolizei.
Die Abteilung M war innerhalb der Staatssicherheit für die Kontrolle von Postsendungen zuständig. In zahlreichen konspirativen Objekten wurden Brief- und Postsendungen abgefangen und heimlich geöffnet. So sollte die Geheimpolizei jederzeit in der Lage sein, die Stimmung der Bevölkerung der verschiedenen sozialen Schichten zu bewerten. Die Postkontrolle wurde seit Mitte der 50er Jahre außerdem bei Personenüberprüfungen angewandt.
Einem anderen Zweck diente ein geheimes Objekt der Diensteinheit innerhalb des Dienstkomplexes Freienbrink im Südosten Berlins. Hier wurden ab 1984 systematisch postalische Irrläufer aus dem Westen geplündert. Grundlage dafür war eine Weisung von Generalmajor Kratsch der übergeordneten Hutabteilung II (Spionageabwehr) mit dem Titel "Festlegungen zur Verfahrensweise mit in die DDR fehlgeleiteten Postsendungen aus dem nichtsozialistischen Ausland und operativ interessierenden Staaten."
Auf dieser Grundlage begann Mitte der 80er Jahre die systematische Ausplünderung von West-Paketen in Freienbrink. Ziel dieser Aktion war die Entlastung des DDR-Staatshaushalts. Nach der Öffnung der Postsendungen übergab die Abteilung M der Arbeitsgruppe Asservate ( den verwertbaren Inhalt. Aufgabe der Arbeitsgruppe Asservate war es, das Raubgut zu Geld zu machen. Die betreffenden Arbeitsräume nebst Verbrennungsanlage für die nicht verwertbaren Gegenstände, die anfallenden Kartons und Verpackungsmaterialien befanden sich ebenso in Freienbrink.
Dass es überhaupt zu Fehlleitungen von Postsendungen kann, ist auf numerische Übereinstimmungen mehrerer Post-Leitzonen der DDR und der Bundesrepublik zurückzuführen. Eine Postsendung die mit einer "2" in der Postleitzahl begann und für den Großraum Hamburg bestimmt war, konnte versehentlich in den Großraum Rostock fehlgeleitet werden. Auch andere Leitzonennummerierungen in den beiden deutschen Staaten stimmten miteinander überein. Dresden samt Umgebung teilte sich mit der bayrischen Landeshauptstadt und dem Münchener Umland die "8".
Das vorliegende Dokument ist ein Beispiel für eine Auflistung von entnommen Gegenständen. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) erwirtschaftete so auf seine Weise materielle und finanzielle Ressourcen und leistete seinen Beitrag zur DDR-Volkswirtschaft. Die dabei errungenen „Erfolge“ mochten anrüchig und in finanzieller Hinsicht letztlich überschaubar sein. In einem Land, in dem um jedes Gramm, jede Mark und jede Sekunde täglich gekämpft wurde, hatte diese Praxis seine Relevanz. Insgesamt wurden so etwa acht Millionen Mark dem DDR-Staatshaushalt zugeführt.
Regelmäßig fischten die Mitarbeiter der Abteilung M darüber hinaus auch vertrauliche und geheime Unterlagen, die bundesdeutsche Behörden unbedacht der Bundespost anvertraut hatten, heraus. So leitete die Diensteinheit zudem einen erwähnenswerten Beitrag zur Auslandsspionage, der ansonsten nur mit viel höherem Risiko zu erlangen gewesen wäre.
Francs/Frankreich = 411,00
Francs/Belgien = 2.000,00
Franken/ Schweiz = 199,60
Schilling/Österreich = 1.639,20
Kronen/ Dänemark = 24,00
Gulden/ Niederlande = 105,00
Lire/ Italien = 3.500,00
Pound/ England = 30,00
Florin/ Neuseeland = 21,13
Kronen/Gibraltar = 2,00
Paise = 55,00
Rupee = 3,00
Lirasi/Türkei = 10,00
Rupien/Pakistan = 124,80
Mark/DDR = 194,00
Forint = 20,00
Zloty = 1.200,00
Lei/Rumänien = 200,00
Kronen/CSSR = 2,00
An anderen Werten, wie Schmuck, Edelmetalle, vergoldete und versilberte Artikel wurden 2.202 Stück übergeben.
Für die an die VRD/ AG Asservate übergebenen asservierten Artikel ist eine wertmäßige Aussage nicht möglich. Die wertmäßige Einschätzung kann hier nur durch die AG Asservate der VRD vorgenommen werden.
[Unterschrift]
Riedel
Oberstleutnant
Die Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) entstand 1974 aus der HA VuW, der HV B und ihr unterstellter bzw. zugeordneter Diensteinheiten sowie der Abteilung Finanzen. Ihre Aufgaben waren die materiell-technische Sicherstellung der Arbeit der MfS-Diensteinheiten, insbesondere durch Planung und Bereitstellung des materiellen Bedarfs, Bestands- und Lagerhaltung sowie der Bilanzierung.
Dazu gehörten auch Sicherungsaufgaben zur Unterbindung jedweder Feindtätigkeit im Anleitungsbereich, vor allem in Betrieben im bzw. beim MfS sowie Erfassung, Lagerung und Verteilung und Verwertung der in den Diensteinheiten des MfS angefallenen Asservate mit Ausnahme von Zahlungsmitteln, Schmuck und Edelmetallen.
Zur Seite 1 wechseln
Zur Seite 2 wechseln
aktuelle Seite 3
Dienstanweisung Nr. 3/85 zur politisch-operativen Kontrolle und Auswertung von Postsendungen Dokument, 12 Seiten
Baumaßnahmen am Dienstkomplex Normannenstraße in Berlin-Lichtenberg Dokument, 7 Seiten
Fahndungsergebnisse und Sicherheitsvorkehrungen in der Bundesrepublik in Bezug auf die RAF Dokument, 9 Seiten
Abschlussbericht zum IMB "Peter Lux" über das Ende der Zusammenarbeit Dokument, 3 Seiten